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Veröffentlicht am 08­.06.2011

Gegen eine Ökumene jenseits der Grabsteine

(ty) Anlässlich des 40. Jahrestages des Ökumenischen Pfingsttreffens in Augsburg 1971, mahnt die katholische Reformbewegung Wir sind Kirche die Verantwortungsträger der christlichen Kirchen in Deutschland den ökumenischen Dialog zu intensivieren. Mit Unverständnis beobachtet die KirchenVolksBewegung den zunehmenden Rückzug in die je eigene Profilierung. Eine Abgrenzung nach „Katholisch – selbstbewusst!“ und „Evangelisch aus gutem Grund!“ verhindert ein Zusammenwachsen der christlichen Konfessionen und ist weder evangeliumsgemäß noch lebensdienlich.

Wir sind Kirche Augsburg begeht den 40. Jahrestag des Ökumenischen Pfingsttreffens mit einem Gottesdienst am Montag, 30. Mai, 18.30 Uhr, in St. Peter am Perlach, Augsburg. Zelebrant ist der Pastoraltheologe und Zeitzeuge Prof. Dr. Hanspeter Heinz; der Projektchor Musica Donata gestaltet den Gottesdienst musikalisch.

Vor 40 Jahren untermauerte Augsburg erneut seinen Ruf als „Stadt der Ökumene“ mit der Ausrichtung des Ökumenischen Pfingsttreffens. Augsburg erfüllte die spirituellen und organisatorischen Voraussetzungen, die damals an den Austragungsort eines kirchlichen Großereignisses gestellt wurden. Damit konnten jene Linien, wie sie bereits in früheren Jahren durch evangelische Kirchentage und Katholikentage vorgedacht wurden, auf das „Ökumenische Pfingsttreffen Augsburg 1971“ vereinigt werden. Das vom 3. bis 5. Juni 1971 stattfindende Treffen gilt als erster gemeinsamer Kirchentag von evangelischen und römisch-katholischen Christinnen und Christen in der Trägerschaft von Deutscher Evangelischer Kirchentag (DEKT) und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Insgesamt nahmen 8270 Personen an den Workshops (Glaubensnot und Kirchen, Gottesdienst, Ehe, Individuelle Lebenshilfe, Ausländische Arbeitnehmer, Entwicklung – Verantwortung der Christen) teil. 148 Resolutionen wurden verabschiedet. Resolution 20: „In jeder christlichen Kirche soll es jedem Christen, der der Einladung des Herrn folgen will, möglich sein, an der Kommunion teilzunehmen. Falls er einem anderen Bekenntnis angehört, nimmt er als Gast daran teil. Die christlichen Kirchen verzichten auf ein Verbot, das ihre Glieder an der Teilnahme an der Kommunion einer anderen Kirche abhält. Diese Kommunion erlaubt eine brüderliche Gemeinschaft, ohne dass die Kirchen und der einzelne gezwungen sind, von ihrem Verständnis des Sakraments etwas preiszugeben.“

An den Eröffnungsgottesdiensten in 20 Kirchen und im Rathaus nahmen über 20 000 Menschen teil, den Schlußgottesdienst im Rosenaustadion besuchten rund 18.000 Menschen. Welche Hoffnungen verbanden sich mit dem Ökumenischen Pfingsttreffen in Augsburg? Richard von Weizsäcker (Kirchentagspräsidium): „Wir erwarten vom Ökumenischen Pfingsttreffen, dass hier offen und redlich die Fragen zur Sprache kommen, die hinter Ungeduld und Unverständnis gegenüber mangelnder ökumenischer Intensität stehen.“ Diese Erwartung ist bis heute uneingelöst. 1971 wie auch bei den Ökumenischen Kirchentagen in Berlin 2003 und München 2010 entzündete sich der Streit am gemeinsamen Herrenmahl. Das Tischtuch bleibt weiterhin zerschnitten.

Zuletzt geändert am 08­.06.2011