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Veröffentlicht am 02­.05.2019

"Projektion 2060"

„Alarmierende Kirchenprognose erfordert unverzügliches Umsteuern der Kirchenleitung“

Wir sind Kirche zur „Projektion 2060“ der Kirchen in Deutschland

  • Pfarreizusammenlegungen und -schließungen stoppen
  • Gottesdienste in überschaubaren Gemeinden feiern
  • Ökumene in einer zunehmend pluraleren Gesellschaft

Pressemitteilung, München / Freiburg 2. Mai 2019

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche bewertet die heute erstmals vorgelegte Projektion der Kirchenmitglieder und des Kirchensteueraufkommens als äußerst alarmierend für die katholische und evangelische Kirche in Deutschland. Anstatt sich nur langfristig auf Veränderungen einzustellen, müssten die Kirchenleitungen alles in ihrer Macht Stehende tun, um dem schleichenden Rückgang der Mitgliederzahlen unverzüglich aktiv und positiv entgegenzutreten. Denn die Studie des Forschungszentrums Generationenverträge (FZG) der Albert-Ludwig-Universität Freiburg zeigt, dass die Mitgliederentwicklung vor allem durch das Tauf-, Austritts- und Aufnahmeverhalten von Kirchenmitgliedern bestimmt wird und weniger durch nicht beeinflussbare rein demografische Faktoren, wie bisher immer angenommen.

Die aktuelle Studie macht nach Ansicht von Wir sind Kirche sehr deutlich, wie wichtig es ist, dass vor allem die römisch-katholische Kirche ihre Strukturen verändert: von einer von oben dirigierten Kirche, die Personal- und Finanzressourcen zuteilt, zu einer Kirche der Teilhabe, die dem ganzen Kirchenvolk die ihm zustehenden Beteiligungsrechte nicht verweigert, wie dies Papst Franziskus unter Berufung auf das Kirchenbild des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) immer wieder zu Recht anmahnt. Den Berechnungen der Freiburger Wissenschaftler zufolge werden die Mitgliederzahlen beider Kirchen bis 2060 um ca. die Hälfte zurückgehen – in der römisch-katholischen Kirche etwas geringfügiger aufgrund stärkerer Zuwanderungsströme aus dem Ausland.

Pfarreizusammenlegungen und -schließungen stoppen

Bereits zur Kirchenstatistik 2016 hatte die Deutsche Bischofskonferenz erklärt, dass es notwendig sei, „den Menschen, die weggehen, aktiv nachzugehen, um deren Beweggründe zu verstehen und das kirchliche Handeln danach kritisch zu überprüfen und – wo notwendig – auch neu auszurichten“. Doch wo ist dies wirklich und in ausreichendem Maße geschehen? Eine Trendwende bezüglich Kirchenmitgliedschaft wird nach Ansicht der KirchenVolksBewegung nur dann möglich sein, wenn endlich die jahrzehntelang vorgenommenen unsäglichen, auf die Betroffenen kaum Rücksicht nehmenden Strukturreformen in Form von Pfarreizusammenlegungen und -schließungen gestoppt werden. Diese tragen nämlich zu einer immer größeren Entheimatung bei, die auch im politischen Bereich zu negativen Entwicklungen führt.

Gottesdienste in überschaubaren Gemeinden feiern

An die deutschen Bischöfe appelliert Wir sind Kirche zum wiederholten Male, endlich der Aufforderung von Papst Franziskus nachzukommen, „mutige Vorschläge“ zu entwickeln und neue Möglichkeiten zuzulassen, damit auch in Zukunft in überschaubaren Gemeinden Gottesdienste gefeiert werden können. Die Möglichkeit zur Feier der Eucharistie darf nicht durch die immer geringer werdende Zahl von Priestern, die noch bereit sind, dem Zölibatsgebot zu folgen, und durch den Ausschluss von Frauen verhindert werden. Grundlegende Reformvorschläge  im Hinblick auf eine Revision der tradierten Theologie, der hier verwendeten Begriffe und der Erkenntnisse der Dogmengeschichte sollten endlich vorgelegt und diskutiert werden. Darüber hinaus ist es allerhöchste Zeit, neue Zugänge zu Menschen zu finden, die sich zwar mit der christlichen Botschaft identifizieren können und sich dafür auch einsetzen, aber kein Interesse mehr an überlebten kirchlichen Strukturen und Hierarchiedenken haben.

Ökumene in einer zunehmend pluraleren Gesellschaft

Es ist gut, dass die Kirchen diese Studie gemeinsam in Auftrag gegeben haben. Die hierdurch zum Ausdruck gebrachte Ökumene kann und darf sich aber nicht nur auf organisatorische, soziale und pastorale Fragen beschränken, sondern muss gerade auch nach dem Jahr 2017 des Reformationsgedenkens inhaltlich weitergehen, wenn die christliche Stimme in einer zunehmend pluralen, aufgeklärten Gesellschaft zur Wirkung kommen soll. Angesichts deutlich zurückgehender Mitgliederzahlen werden in naher Zukunft auch die Zuwendungen des Staates und der Sozialkassen an die Kirchen auf den Prüfstand zu stellen sein.

Pressekontakt Wir sind Kirche-Bundesteam

Christian Weisner, Tel: 0172-518 40 82, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de
Magnus Lux, Tel: 0176-41266392, E-Mail: lux@wir-sind-kirche.de

 

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Projektion 2060. Langfristige Projektion der Kirchenmitglieder und des Kirchensteueraufkommens in Deutschland
www.dbk.de/themen/kirche-und-geld/projektion-2060    
www.ekd.de/kirche-im-umbruch-projektion-2060-45516.htm

Zuletzt geändert am 03­.05.2019