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Veröffentlicht am 24­.06.2010

14.6.2010 - www.kirchensite.de(Bistum Münster)

"Kritischer Rückblick zum Priesterjahr" Theologe Greshake beklagt neuen Klerikalismus

Freiburg. Der Freiburger Theologe Gisbert Greshake hat eine zunehmende Verengung des Priesterbildes in der katholischen Kirche beklagt. Heute sei "insgesamt wieder der vorkonziliare Klerikalismus" im Vormarsch, so der 77-jährige Dogmatik-Experte in der in Freiburg erscheinenden "Herder Korrespondenz" (Juli). Das zeige sich nicht zuletzt bei nicht wenigen Seminaristen und jungen Priestern. – Greshake stammt aus Recklinghausen und ist Priester des Bistums Münster.

In einem "kritischen Rückblick zum Priesterjahr" spricht der Dogmatiker von "derzeitigen Lächerlichkeiten" im Zusammenhang mit der kirchlichen Betonung des Priestertums. Dazu zählten die barocke "Verfeinerung" liturgischer Gewänder, die "neuerliche 'Verkultung' der Liturgie und ihrer Sprache" sowie eine ständige Einschränkung von Laien in kirchlichen Diensten durch römische Anweisungen. Greshake nennt auch die Wiedereinführung der so genannten Cappa Magna, eines hermelinbesetzten Umhangs, durch einige Kardinäle.

Der Theologe äußert die Hoffnung, dass die "derzeitige üble kirchliche Situation" ein Anlass zur Selbstbesinnung auf den Verweischarakter des priesterlichen Amtes sein könne. Dieses solle eben nicht auf sich selbst bezogen sein, sondern auf Christus verweisen. Dabei gehe es auch um "Demütigung" des kirchlichen Amtes. "Nur ein demütiges, verdemütigtes Amt ist dagegen gefeit, angemaßte Macht auszuüben, Privilegien in Anspruch zu nehmen, einsame Entscheidungen zu treffen, Abgehobenheit zu zelebrieren, 'heilige Kirche' zu spielen", meint der Theologe.

Das von Papst Benedikt XVI. am 19. Juni ausgerufene Priesterjahr sollte auf die Ideale des Priesterberufs hinweisen. Es endete am 11. Juni dieses Jahres.

Zuletzt geändert am 25­.06.2010