| |
Veröffentlicht am 23­.08.2014

23.8.2014 - Süddeutsche Zeitung

Ergebnislos. Bischofsrat der Erzdiözese tagt

München – Diskutiert haben sie wohl, aber eine greifbare Konsequenz gibt es noch nicht. Der Bischofsrat der Erzdiözese München und Freising hat sich am Mittwoch zur Klausur im Kloster Scheyern im Landkreis Pfaffenhofen getroffen. Das Gespräch ist mit Spannung erwartet worden, hatte Erzbischof Reinhard Marx doch angekündigt, über die Zukunft der Pfarrverbände diskutieren zu wollen – und dass Pfarreien zu Großpfarreien und Verbänden zusammengeschlossen werden, das sorgt im Erzbistum seit Jahren für Unruhe. Pfarrer klagen über zunehmende Verwaltungsaufgaben, Gläubige über zu wenige Seelsorger, Laienvertreter fühlen sich nicht genügend einbezogen. Dem Bischofsrat gehören neben Marx sein Verwaltungschef Peter Beer sowie die Bischofsvikare Wolfgang Bischof, Bernhard Haßlberger und Rupert Graf zu Stolberg an. Die Klagen sind ihnen wohlbekannt; beschlossen aber haben sie einstweilen nichts.

Die Herausforderung, vor der das Erzbistum steht, ist freilich groß. Mit der Bildung von Pfarrverbänden reagiert die katholische Kirche auf die eigene Not, allem voran auf den Mangel an Priestern. Weil sich Kardinal Marx festgelegt hat, dass jede „Seelsorgeeinheit“ von einem Priester geleitet werden soll, muss mit deren Anzahl zwangsläufig die Zahl der Einheiten sinken, Pfarreien müssen sich zusammenschließen. Gleichzeitig gehört diese „Priester-Zentrierung“ zu den zentralen Kritikpunkten an der Reform.

Die Klausur ist allerdings keineswegs nur eine Reaktion auf die Kritik. Im Reformwerk, dem „Struktur- und Personalplan 2020“, steht bereits, nach fünf Jahren solle die Rahmenordnung „aufgrund der gesammelten Erfahrungen fortgeschrieben“ werden. Der Plan stammt aus dem Juli 2010, vier der fünf Jahre sind vorüber, und Erfahrung hat die Kirche in dieser Zeit reichlich gesammelt. 72 Pfarrverbände sind gegründet worden, insgesamt sind es im Erzbistum derzeit 199, später sollen es 230 sein, Einzelpfarreien soll es dann noch 43 geben. Viele betroffene Pfarreien haben sich arrangiert – doch es gab auch Widerstand. Mit dem „Münchner Kreis“ von Priestern und Diakonen sowie der „Gemeindeinitiative“ von engagierten Laien gründeten sich zwei Reformgruppen, zu deren Forderungen ein Nein zur Zusammenlegung von Pfarreien gehört. Mit der Initiative „Wir sind Kirche“ schrieben sie zuletzt dem Bischofsrat, ein Überdenken der Reform sei dringend nötig. Der Bischofsrat habe sich nun ausgetauscht, hieß es. Ein weiteres Treffen sei derzeit nicht geplant.

Jakob Wetzel

http://gemeindeinitiative.org/index.php/aktuell-test/182-ergebnislos-bischofsrat-der-erzdioezese-tagt

Zuletzt geändert am 27­.08.2014