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Veröffentlicht am 22­.03.2014

22.3.2014 - Oberpfalznetz

"Kirche steht vor Zerreißprobe"

"Wir sind Kirche": Kritische Laien diskutieren in Regensburg brennende Themen

Mit zwei Veranstaltungen und einem Stand auf der Kirchenmeile ist die Reformbewegung "Wir sind Kirche" (WSK) am Katholikentag beteiligt. "Wir fühlen uns fair behandelt", sagte Christian Weisner am Freitag in Regensburg. 60 WSK-Vertreter aus ganz Deutschland treffen sich an diesem Wochenende zu ihrer 34. Bundesversammlung in der Domstadt.

Eine große Verantwortung liege bei Bischof Rudolf Voderholzer, meinte Weisner. Man werde sehen, inwieweit ein offener Dialog auf Augenhöhe zwischen allen Gruppen beim Katholikentag möglich sein wird. Sigrid Grabmeier zeigte sich enttäuscht vom Regensburger Bischof, der vor einem guten Jahr den heutigen Kardinal Gerhard Ludwig Müller abgelöst hatte. "Die Hoffnung, dass die Laiengremien wieder Wertschätzung erfahren, hat sich nicht erfüllt", sagte Grabmeier. Der Ton sei aber "nicht mehr so rau".

Begeistert zeigten sich die kritischen Laien vom Auftreten und Wirken des Papstes. "Wir begrüßen und unterstützen seinen Reformkurs", sagte Weisner. Mit Sorge sehe er aber Widerstände gegen jegliche Reformen. Hierfür seien vor und hinter den Kulissen agierende konservative Seilschaften verantwortlich, die auch weit in die deutsche Kirche hineinreichen würden. Das Kirchenvolk wäre bereit, Franziskus' Kurs mitzugehen, ist sich Weisner sicher. Doch die Bischöfe würden den Prozess lähmen. "Die katholische Kirche steht vor einer Zerreißprobe."

"Diener der Gemeinden"

Magnus Lux wies darauf hin, dass derzeit fast ein Viertel der deutschen Diözesen nicht mit einem Bischof besetzt sei. Er forderte, die teils lange Zeit des Wartens zu beenden - und den Gläubigen bei der Besetzung ein Mitspracherecht einzuräumen. "Der Bischof ist nicht Herr, sondern Diener der Gemeinden", sagte Lux. Wenn er nicht akzeptiert werde wie im Fall Limburg, könne er nicht Bischof sein.

Den neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sieht Lux mit gemischten Gefühlen. Einerseits habe Marx bisher nicht viel Rücksicht auf das Kirchenvolk genommen. Andererseits traut Lux Kardinal Marx das "Standing" zu, dem als konservativ geltenden Chef der römischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, auch einmal zu widersprechen.

Kardinal Müller kreiden die WSK-Vertreter unter anderem an, dass er dem Sakramente-Empfang wiederverheirateter Geschiedener jüngst eine deutliche Absage erteilt habe. "Die Kirche muss den Anschluss an die heutige Familiensituation wieder finden", forderte Lux. Eine große Zahl der Ehen werde geschieden. Dass die Partner in einer neuen Beziehung ihr Glück finden, sei Alltag. Franziskus verschließe die Augen jedenfalls nicht davor, wie die von ihm angestoßene Umfrage zu Ehe und Familie zeige. Wenn die katholische Kirche ihre Haltung zu wiederverheirateten Geschiedene nicht ändert, erwartet Sigrid Grabmeier eine weitere "Marginalisierung der Kirche".

http://www.oberpfalznetz.de/zeitung/4096195-454-kirche_steht_vor_zerreissprobe,1,0.html

Zuletzt geändert am 24­.03.2014