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Veröffentlicht am 14­.09.2006

14. September 2006 - kreuz.net

Gemeinsamer Abwasch

Der Papst bezeichnet die antikirchliche Vereinigung ‘Wir sind Kirche’ aus Gründen der Höflichkeit nicht als „eine üble Sekte“. Sein Bruder schon.

(kreuz.net, Regensburg) Im Vorfeld des Papstbesuchs gab sich der Bruder des Pontifex, Mons. Georg Ratzinger (82), vor der deutschen Nachrichtenagentur ‘dpa’ gelassen.

Er empfinde angesichts der bevorstehenden Ereignisse weder große Freude noch Nervosität: „Freude hat man, wenn man im Urlaub ist“. Beim Besuch „vom Joseph“ sei das anders, „weil ja alles offizielle Dinge sind“.

Der Papstbruder war am Sonntag auch nicht bei der Papstmesse in München. Er verfolgte die Übertragung im Fernsehen.

Der Trubel wäre ihm zu groß gewesen. Obwohl er seit seinen Herzanfällen jeden Tag genauso selbstverständlich auf dem Ergometer trainiert wie er allmorgendlich die Messe liest, scheute er die Strapazen:

„So wie gute Musiker in jedem Konzert ein paar ungewollte Töne entdecken, so entdecken auch die Ärzte bei jeder Untersuchung etwas, was nicht ganz koscher ist“ – sagte der Bruder des Papstes laut der französischen Nachrichtenagentur ‘afp’.

Mons. Ratzinger erhoffte sich für den gestrigen freien Mittwoch mit seinem Bruder in Pentling einen Besuch wie in den Tagen vor der Papstwahl.

Im Vorfeld spekulierte er, daß er mit seinem Bruder vielleicht vierhändig Klavier spielen werde. Auf jeden Fall wollten sie den Abwasch gemeinsam machen.

Obwohl ihr Verhältnis seit Kindheitstagen eng ist, betrachtet sich Mons. Ratzinger nicht in der Rolle des älteren Bruders. „Ratgeber kann ich ihm nicht sein. Er weiß ja viel mehr als ich.“

Die Brüder Ratzinger wußten bereits in Kindertagen, daß sie Priester werden wollen: „Das Ewige hat sich uns irgendwie bewußt gemacht.“

Georg Ratzinger betete schon als zehnjähriger, einen Beruf zu finden, in dem er Musik und Priesteramt kombinieren könnte. 1964 realisierte sich der Traum: Er übernahm den Posten des Domkapellmeisters am Regensburger Dom.

Theologisch befinde sich Mons. Ratzinger mit seinem Bruder auf einer Wellenlänge – beurteilt die deutsche Tageszeitung ‘Süddeutsche’ in einem der „Heiligen Bruderschaft“ gewidmeten Bericht.

Doch Mons. Ratzinger pflegt eine direktere Ausdrucksweise. Daß es sich bei der auf sexuelle Themen fixierten Organisation ‘Wir sind Kirche’ um „eine üble Sekte“ handelt, würde der Papst niemals so deutlich artikulieren wie sein älterer Bruder.

Aber ein emeritierter Domkapellmeister, Prälat und Apostolischer Protonotar wird nicht an diplomatischen Höflichkeiten gemessen – schreibt die ‘Süddeutsche’. Zur Ökumene erklärte Mons. Ratzinger, daß es „so eine Sache“ sei. Die Kirche sei nun mal fest in ihren Grundsätzen verankert – wenn, dann müßten sich die Lutherischen bewegen.

Ferner sagte der Bruder des Papstes, daß man – um dem angeblichen Priestermangel zu entgegnen – nicht einfach die Regeln ändern könne:

„Ich glaube, früher war es einfacher, weil es nicht so viele Studierte gab. Mit der Bildung nahm leider nicht nur die Einsicht zu, sondern auch der Individualismus und die Eigenbezogenheit.“

Den heutigen Heimflug des Papstes nach Rom bezeichnete Mons. Ratzinger nach dem gestrigen gemeinsamen Gebet am Grab der Eltern Ratzinger unweit von Regensburg als „Abschiedsbesuch“.

Der Privatsekretär des Papstes, Mons. Georg Gänswein, sagte, daß Benedikt XVI. seine Heimat genieße: „Er besucht die Stationen seines Lebens voller Freude, aber er wird auch sehr, sehr schweren Herzens wieder nach Rom fahren.“

Der Heilige Vater werde „voller Melancholie“ abreisen – erklärte auch ein ungenannter Vertrauter laut ‘Spiegel online’.

Zuletzt geändert am 15­.09.2006