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Veröffentlicht am 24­.03.2012

24.3.2012 - Hildesheimer Allgemeine Zeitung

"Wir fühlen uns vom Bischof allein gelassen"

Die katholische "Wir sind Kirche"-Bewegung fordert zum Auftakt iherer Bundestagung in Hildesheim Dialogbereitschaft statt Hierarchiedenken

Hildesheim (bar). Die Bewegung "Wir sind Kirche" erwartet rund 100 Teilnehmer zu ihrer 31. Bundesverammlung in der Hildesheimer Kulturfabrik an diesem Wochenende. Die Spreecher der Bewegung nutzten die Gelegenheit, gegenüber den Medien ihre Kritik an der Leitung und Strukturen der katholischen Kirche zu erneuern: Gestrige Ideologie, mangelnde Gesprächsbereitschaft, Festhalten an Hierarchien, Fehlen jeglicher Streitkultur werfen sie ihrer Kirche vor. Dabei verstehe sich "Wir sind Kirche" gar nicht als Gegener der römisch-kahtolischen Kirche, sondern wolle Themen einfach neu und anders aufgreifen, betonte Diplomtheologe Magnus Lux. Die Kirche, das seien schließlich die Menschen.

Auch im Bistum Hildesheim zeige die Kirchenleiutung dem Kirchenvolk die "kalte Schulter", sagte der Hannoveraner Peter Sutor: "Wir fühlen uns vom Bischof Norbert Trelle völlig allein gelassen oder gar brüskiert."

Aus aktuellem Anlass forderte die "Kirchernvolksbewegung", Priester, die sich einmal des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben, ganz und dauerhaft jeglicher sakramentaler und seelsorgerlicher Tätigkeit auszuschließen. Dass - wie kürlich bekannt wurde - Dr. Stephan Ackermann in Trier als einer der jüngsten Bischöfe sieben ehemalige Täter im priesterlichen Dienst belassen habe, sei erschreckend.

Dass es überhaupt zu einer solchen Häufung von sexuellen Missbrauchsfällen kommen konnte, sei Folge des "zölibatären Männerbundes", meint Christian Weisner vom "Wir sind Kirche"-Bundesteam. Die Aufarbeitung werde ein schwerer und langwieriger Prozess.

Zu den Kernforderungen der Bewegung seit ihrer Entstehung 1995 gehört die Aufhebung des erzwungenen Zölibates, die Gleichberechtigung für Frauen in der Kirche und eine positive Sicht von Sexualität als Teil des von Gott geschaffenen Menschen.

Hauptredner in der Bundesversammlung ist Professor Dr. Hermann Häring aus Tübingen. Er spricht über "Glaube und Vernunft angesichts von Säkularisierung und Fundamentalismus". Christlicher Fundamentalismus, erklärt Häring, sei aus Versicherung gegenüber einer Neuinterpretation biblischer Texte aufgrund naturwissenschaftlicher Erkenntnisse entstanden.

Die Säkularisierung als Anwendung von der Religion wiederum sei Folge der Unfähigkeit der Kirchen, auf die Fragen der Menschen angemessen einzugehen. Die Kirchen müssten lernen, Vernunft und Glauben zu vereinbaren, strittige Fragen deutich anzusprechen. In der Religion, auch in der Bibel, gehe es letztlich um ganz weltliche Fragen wie Gerechtigkeit. Am morgigen Sonntag sprechen außerdem Elisabeth Eicke, Vorsitzende des Diözesanrates des Bistums Hildesheim, und Dr. Christian Hennecke, Regens des bischöflichen Priesterseminars, über die lokale Kirchenentwicklung. Die Bundesversammlung endet mit einem Gottesdienst zum Weltgebetstag für Frauenordination um 11 uhr vor der Godehardikirche.

Zuletzt geändert am 24­.03.2012