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Veröffentlicht am 05­.06.2009

5.6.2009 - Radio Vatikan

Regensburg: Stellungnahmen zu einem Interview

Stellungnahmen von Sigrid Grabmeier, Fritz Wallner und Prof. Dr. Johannes Grabmeier zu einem Interview von Radio Vatikan mit dem Bischof von Regensburg:

Am 01.06.2009 hat Radio Vatican ein Interview mit dem Regensburger Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller publiziert. In diesem werden von ihm - namentlich genannt - drei Gläubige seiner Diözese persönlich massiv angegriffen. Es sind dies Fritz Wallner, bis zur Abschaffung durch den Bischof Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum, Sigrid Grabmeier, Vorsitzende der Initiative Wir sind Kirche Regensburg e.V. und Mitglied im Bundesteam der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche Deutschland sowie Prof. Dr. Johannes Grabmeier, Vorsitzender der Vereinigung von Gläubigen nach dem Kirchenrecht CIC can. 215 Laienverantwortung Regensburg e.V.

Die drei betroffenen Personen weisen in dieser gemeinsamen Stellungnahme die Halbwahrheiten und Verzerrungen sowie die negativen Bewertungen und die abschätzigen Urteile zurück. Die Formulierungen des Bischofs umfassen u.a. folgende Bewertungen "unsägliche persönliche Angriffe auf meine Person", "und sind dann in allen Instanzen in Rom gescheitert.", " ziemlich üble Kampagnen gegen meine Person ins Leben gerufen haben", "mit diesen gegen die Kirche Stimmung machen zu können", "absolute Randfiguren", "die konkreten Vertreter des Bischofsamtes werden dann mit einer menschlichen Abschätzigkeit und Häme bedacht", "sondern es geht um ihr konkretes Verhalten, das zerstörerisch und verleumderisch ist".

Zum Verleumdungsvorwurf ist anzumerken, dass wir uns hier auch und gerade nicht vom Bischof Straftaten vorwerfen lassen! Dieser Vorwurf sollte also vom Bischof in seinem eigenen Interesse umgehend zurückgenommen werden, da andernfalls er damit rechnen muss, dass diese seine Aussage genau den Verleumdungsparagraphen StGB § 187 selbst erfüllt und dies auch gerichtlich festgestellt werden kann! (Verleumdung StGB § 187 : Wer wider besseres Wissen in Beziehung auf einen anderen eine unwahre Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen oder dessen Kredit zu gefährden geeignet ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe und, wenn die Tat öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) begangen ist, mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.")

Es wird daher in dieser Stellungnahme versucht die angesprochenen, aber beständig vom Bischof vermengten Themenkreise, differenziert zurechtzurücken. Weitere, eigentlich notwendige, ausführliche Stellungnahmen können jeweils per Link eingesehen werden.


Fritz Wallner zum seinem Verfahren wegen des Entzugs des passiven Wahlrechts bei der Kirchenverwaltungswahl 2006 in Schierling

Das passive Wahlrecht bei der Kirchenverwaltungswahl war mir von Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller ursprünglich verweigert worden, weil ich angeblich in einem „offenen Gegensatz zu den Grundsätzen und zur Lehre der römisch-katholischen Kirche“ stehe. Nach der Lektüre des Urteils der Apostolischen Signatur bleibt als einziger Vorwurf meine – angeblich spalterisch wirkende - Kritik an der Amtsführung von Bischof Dr. Müller. Im Interview mit Radio Vatican dagegen legt der Bischof nach, unterstellt mir unchristliches, zerstörerisches und verleumderisches Verhalten, ohne dafür konkrete Anhaltspunkte zu nennen.

Tatsache ist, dass die Diözese Regensburg vor Dr. Gerhard Ludwig Müller als Ortsbischof ein Ort des ehrenamtlichen Engagements, des gegenseitigen Respekts, der sachlichen Diskussion und des liebenden Umgangs miteinander war. Erst mit seinem Amtsantritt, seinen vielen willkürlichen Maßnahmen und Entscheidungen sowie aufgrund der vielen - von ihm angestrengten - Rechtsstreitigkeiten ist die Diözese Regensburg tatsächlich zerstritten und gespalten. Gleichzeitig hat Dr. Müller die vielen Ehren- und Hauptamtlichen mit dem Satz „bisher haben alle vor sich hingewurstelt“ verletzt und zutiefst verunsichert. Allein im Jahre 2005 haben lokale, regionale und überregionale Zeitungen das Handeln von Bischof Dr. Müller mit folgenden Schlagzeilen bewertet: „Die gespaltene Diözese“, „Regensburger Geisterfahrt“, „Hexenjagd auf Kritiker“, „Scherben wohin man blickt“ sowie „Der Stab und sein Hirte“.

Während es anfangs noch beachtliche öffentliche Kritik am Bischof gab, verstummte diese fast vollständig nach den ersten rigorosen Strafaktionen des Bischofs. Seitdem wenden sich immer mehr Menschen von der Kirche ab, der Bischof wird ignoriert und Kritik wird meistens nur noch hinter vorgehaltener Hand geäußert. Dafür erfolgte die Abstimmung anonym mit den Füßen. An der letzten Wahl für den Pfarrgemeinderat haben etwa 50.000 weniger Gläubige teilgenommen als bei der Wahl zuvor. Einige tausend der ehemals rund 15.000 ehrenamtlichen Mitglieder in den damals rund 730 Pfarrgemeinderäten haben nicht mehr kandidiert.

Das alles macht mir große Sorgen. Denn die Kirche von Regensburg ist mir zu wertvoll, als dass sie Spielball eines von Übereifer und Karrierestreben gesteuerten Bischofs sein darf, in der kaum mehr jemand den Mut zu offenem und ehrlichem Dialog aufbringt und in der Misstrauen die Oberhand zu gewinnen scheint. Deshalb verdichtet es sich für mich zur Christenpflicht, - ganz im Sinne des II. Vatikanischen Konzils - auch künftig den Finger in die Wunden zu legen, die vom Bischof geschlagen werden und die der Diözese Regensburg und ihren Gläubigen so weh tun. Es handelt sich dabei in Wahrheit um einen Liebesdienst für unsere Kirche!

Eine ausführliche Fassung der Stellungnahme findet man auf der Internetseite.


Sigrid Grabmeier zu den Einlassungen über die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche (WsK)

Der Name von „Wir sind Kirche“ ist nicht anmaßend! Der Name ist in Anlehnung an "Wir sind das Volk" entstanden und will alle Gläubigen daran erinnern, dass sie selbst durch Taufe und Firmung die Kirche bilden. In diesem Sinne sagte schon Pius XII. 1950 "wir alle gehören nicht nur zur Kirche, sondern sind die Kirche". Auch die Fehleinschätzung von Bischof Müller hinsichtlich der Mitwirkung im religiösen und karitativen Leben in Deutschland wonach Wir sind Kirche keine Bedeutung hätte, ist zu korrigieren. Regelmäßig trägt die KirchenVolksBewegung zum Erfolg von Katholikentagen bei, organisiert in vielen Diözesen kirchliche und ökumenische Veranstaltungen sowie Gottesdienste. Sie hat das Notruftelefon Zypresse für Opfer sexueller Gewalt in der Kirche eingerichtet und unterstützt die Schwangerenkonfliktberatung "Frauenwürde".

In Regensburg hat WsK 2001 beispielsweise ein über 20-seitiges Dokument "Selbst-bewusste Gemeinden statt Seelsorgeeinheiten" zur pastoralen Planung in der Diözese Regensburg erarbeitet und die Anregungen mit einer Delegation im bischöflichen Seelsorgeamt mit dem Leiter Domkapitular Hubbauer internsiv diskutiert. Die Ideen darin wurden auf einer großen Veranstaltung im Pfarrsaal von St. Martin in Deggendorf breit diskutiert. Dazu wurden damals alle Pfarrgemeinderatsvorsitzenden eingeladen. Zwei Vertreter des Ordinariats wirkten als Referenten mit.

Seit Amtsantritt des derzeitigen Bischofs von Regensburg im Herbst 2002 war es allerdings besonders notwendig geworden, Handlungen des Bischofs kritisch zu begleiten. Erschwerend kam hinzu, dass der Bischof dann die Nutzung von kirchlichen Räumen für Wir sind Kirche untersagte und damit versuchte die Bewegung ins Abseits zu drängen.

Weshalb Bischof Müller meint, die Forderungen nach Reformen seien gegen die Kirche oder das Lehramt gerichtet. ist für uns unverständlich! Hinter den Forderungen des KirchenVolksBegehrens "stehen" Millionen von Gläubigen. Frühere Aussagen von Kardinal Ratzinger in vertraulichen Briefen wurde später dahingehend korrigiert, dass er dem damaligen Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz sehr wohl zugestand, dass sich Wir sind Kirche am Dialog für Österreich beteiligen konnte. Die Falschbehauptung WsK würde das Lehramt des Papstes und der Bischöfe nicht anerkennen, wird durch Wiederholung nicht wahrer. Ich verweise noch auf eine Stellungnahme von WsK Eichstätt ("aktuelles" auf ) mit konkreten Fragen an den Bischof hinsichtlich der Vorwürfe im Interview.


Prof. Dr. Johannes Grabmeier zur Laienverantwortung Regensburg (LVR)

Die Vereinigung von Gläubigen LVR. hat nie (!) den Anspruch erhoben, für die Laien im Bistum Regensburg zu sprechen und das auch nie getan. Warum der Bischof immer wieder - trotz unserer mehrfachen Proteste dazu - versucht, uns mit solchen Aussagen abzuwerten und nicht zutreffende Aussagen über unsere Homepage und unser Handeln zu tätigen, bleibt uns ein Rätsel. Das ist einer ernsthaften Auseinandersetzung nicht angemessen. Die Aussage des Bischofs "Wir haben unsere legitimen Gremien, den Pastoralrat und das von den Laien selbst gegründete Diözesanratskomitee, also der Katholikenrat." berührt genau den Kern des Streits. Bischof G.L. Müller hat widerrechtlich 2005 den bestehenden Katholikenrat aufgelöst und dann bei den Verbänden, die in der Regel von seiner Gunst (Mitarbeiterstellen, Kirchensteuergelder) abhängig sind, "angeregt" einen Nachfolgerat zu gründen. Dieses sogenannte "Diözesankomitee" kann daher gerade eben nicht als eigenständige Vertretung der Laien in der Diözese angesehen werden, weil die nach den Anordnungen der Würzburger Synode geforderte Vertretung von Pfarrgemeinden und Dekanaten nicht mehr besteht und auch Einzelpersönlichkeiten nicht mehr berufen/gewählt werden.

Sachlich in mehrerlei Hinsicht falsch sind auch die Aussagen über die innerkirchlichen Verfahren: Grabmeier (ohne Beteiligung von Wallner) hat sich in seinem Verfahren gegen die rechtswidrige Auflösung des Diözesanrats (Katholikenrat), der 33 Dekanatsräte (Katholikenräte) und dem Rückbau der Pfarrgemeinderäte (Mischgremium aus Pastoralrat und Katholikenrat) zu reinen Pastoralräten gewandt. In letzter Instanz hat die Apost. Signatur sich für nicht zuständig erklärt. Die aufgeworfene Rechtsfrage blieb unbeantwortet. Das als "Scheitern" zu bezeichnen wird zurückgewiesen, und der Bischof aufgefordert hier künftig bei der Wahrheit zu bleiben (vgl. die Publikation "Zur Verantwortung berufen. Nagelproben des Laienapostolats", Freiburg i. Br. 2009 der Regensburger Kirchenrechtsprofessorin Sabine Demel. I ).

Der Förderverein LVR versucht mit bescheidenen Mitteln die in Regensburg unter die Räder gekommene Eigenverantwortung aller Gläubigen an der Mitwirkung bei der Sendung der Kirche auf Grund Ihrer Beauftragung durch Taufe und Firmung durch den Herrn selbst anzumahnen und in Studientagen und Vorträgen kirchliche Themen zu bearbeiten. Sie versteht sich dabei als Sauerteig, und nicht als Massenorganisation. Sie will allerdings auch der wahrgenommenen Spaltung von oben und der Empörung in breiten Kreisen von Gläubigen im Bistum sprachlichen Ausdruck verleihen - ohne den Anspruch der "Vertretung" zu erheben.

Eine ausführliche und direkte Kommentierung des Interviewtexts findet man auf der Internetseite .



Quelle: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=292909

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Bischof Müller: „Pius-Weihen im Widerspruch zum Kirchenrecht“ – „Wir haben hervorragende Laienarbeit“
Interview mit Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller, 1. Juni 2009 - Radio Vatikan

Zuletzt geändert am 09­.06.2009