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Veröffentlicht am 17­.04.2009

17.4.2009 - dieStandard.at

"Kirche in selbstverschuldeter Krise"

Laiengruppierung "Wir sind Kirche" erneuert Forderung nach Zulassung des Frauenpriestertums als Ausweg

Wien - Die hierarchiekritische Laiengruppierung "Wir sind Kirche" bedauert, dass die römisch-katholische Kirche in einer Zeit schwerer sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Probleme durch eine "selbst verschuldete Krise der Kirchenführung, der Autorität des Papstes und der römischen Kurie" viel von ihrer Glaubwürdigkeit verloren habe.

Anlässlich des bevorstehenden vierten Jahrestages der Wahl von Papst Benedikt XVI. appellierte sie in einer Aussendung an den Papst, an alle Bischöfe und an alle Gläubigen, "dem Weg und dem Geist treuzubleiben, den das Zweite Vatikanische Konzil gewiesen hat". Durch das Festhalten am Verbot der Frauenordination und am Pflichtzölibat würde immer mehr Gläubigen das Recht auf die sonntägliche Eucharistie in lebendigen Gemeinden verweigert.

Die "einsame Entscheidung des Papstes gegenüber den Lefebvristen" habe "der Kirche selbst wie auch ihrer Bedeutung als Institution in der heutigen Welt großen Schaden zugefügt", meint "Wir sind Kirche".

"Rückschritt hinter Wort und Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils"

Die Aufhebung der Exkommunikation der vier vom verstorbenen französischen Erzbischof Marcel Lefebvre unerlaubt geweihten Bischöfe der traditionalistischen Pius-Bruderschaft sei ein "Rückschritt hinter Wort und Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils" (1962-65).
Bezug nehmend auf die Pius-Bruderschaft hatte der Papst in einem Brief an alle Bischöfe geschrieben, es entstehe der Eindruck, man benötige "wenigstens eine Gruppe, der gegenüber es keine Toleranz zu geben braucht; auf die man ruhig mit Hass losgehen darf". In dem Moment, in dem er sich mit dieser Gruppe beschäftigt habe, sei auch er selbst anscheinend "des Rechts auf Toleranz verlustig" gegangen, und man habe ihn "ohne Scheu und Zurückhaltung ebenfalls mit Hass bedacht".

Als Präfekt der Glaubenskongregation hatte Kardinal Joseph Ratzinger klargestellt, dass das Konzil selbst kein Dogma definiert habe und sich "bewusst in einem niedrigeren Rang als reines Pastoralkonzil ausdrücken wollte; trotzdem interpretieren es viele, als wäre es fast das Superdogma, das allen anderen die Bedeutung nimmt". (APA)

Zuletzt geändert am 17­.04.2009