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Veröffentlicht am 17­.02.2009

16.2.2009 - Spiegel-online

Bischof maßregelt Papst-Kritiker

In der katholischen Kirche rumort es weiter: Der Regensburger Bischof Müller fordert eine Entschuldigung von Theologie-Professoren, die eine papstkritische Petition unterschrieben haben. In Österreich dagegen wird Benedikt XVI. von der kompletten Bischofskonferenz kritisiert.

Regensburg/Wien - Nach der Debatte um die Aufhebung der Exkommunikation der Bischöfe geht der Streit um den richtigen Kurs in der katholischen Kirche in die nächste Runde: Der als besonders papsttreu geltende Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hat drei kirchenkritische Professoren der katholisch-theologischen Fakultät in der Domstadt scharf gemaßregelt, berichtet die "Süddeutsche Zeitung".

Der Regensburger Bischof Gerhard Müller: Theologen sollen sich beim Papst entschuldigen Die drei Theologen hatten eine Petition für die uneingeschränkte Anerkennung aller Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils unterschrieben, was die Mitglieder der erzkonservativen Priesterbruderschaft Pius X. ablehnen.

Müller wirft den Professoren dem Bericht zufolge vor, Papst Benedikt XVI. beleidigt zu haben und fordert eine schriftliche Distanzierung von der Petition innerhalb von zwei Wochen. Das Entschuldigungsschreiben werde er dann an den Papst weiterleiten, schreibt Müller. Außerdem müssten sie vor ihm, Müller, erscheinen und das Glaubensbekenntnis sowie einen Treueeid auf die Lehre der katholischen Kirche ablegen, schreibt die Zeitung. Andernfalls drohten "weitere Schritte", womit der Entzug der Lehrbefugnis gemeint sein dürfte.

Kopien seines Briefes schickte der Regensburger Bischof laut dem Zeitungsbericht unter anderem an den Präfekten der Glaubenskongregation, William Joseph Levada, neben dem Papst der oberste Glaubenswächter im Vatikan.

Österreichische Bischofskonferenz kritisiert Papst

Aus Österreich kommt dagegen neue Kritik am Papst: Nach einem fast sechsstündigen Krisentreffen in Wien veröffentlichten die Bischöfe am Montag einen Hirtenbrief, in dem es heißt, dass bei der Ernennung des Priesters Gerhard Maria Wagner zum Linzer Weihbischof das früher übliche Auswahlverfahren nicht eingehalten worden sei. Der als erzkonservativ geltende Wagner hatte am Sonntag nach massiven Protesten aus der österreichischen katholischen Kirche auf das Weihbischofsamt verzichtet.

Im Hirtenbrief heißt es, das im katholischen Kirchenrecht festgelegte Verfahren zur Ernennung habe sich bewährt, "wenn dieses Verfahren auch wirklich eingehalten wird". Bevor der Papst die letzte Entscheidung treffe, müsse es dafür "verlässliche und umfassend geprüfte Grundlagen geben, auf die er sich stützen kann". Die Gläubigen erwarteten mit Recht, "dass das Verfahren der Kandidatensuche, die Prüfung der Vorschläge und die letzte Entscheidung sorgfältig und mit pastoralem Gespür vorgenommen werden". Dadurch könne "sicher gestellt werden, dass Bischöfe nicht "gegen", sondern "für" eine Ortskirche ernannt werden."

Außerdem kritisieren die Bischöfe "Kommunikationsfehler" im Vatikan. Damit bezogen sie sich auf die umstrittene Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Priesterbruderschaft Pius X., darunter der Holocaust-Leugner Richard Williamson.

Nach der Ernennung Wagners Ende Januar war es in der Alpenrepublik zu einer Welle von Protesten und Kirchenaustritten gekommen. Den Rückzug des ultrakonservativen Geistlichen nahm die Bischofskonferenz am Montag lediglich "zur Kenntnis". Kardinal Christoph Schönborn bestätigte später, dass der Vatikan das Gesuch des Priesters angenommen habe.

In ihrem Hirtenbrief zeigten die zehn Bischöfe tiefes Verständnis für "die Sorge und Verärgerung in und außerhalb der Kirche", die die jüngsten Entscheidungen des Vatikans hervorgerufen hätten. "Wir schulden den Menschen ein Wort der Klärung, wollen aber auch der Hoffnung Ausdruck geben, dass mit jeder Krise Chancen verbunden sind."

Während die Bischofskonferenz die Position Benedikts in der Frage des Holocaust-Leugners Richard Williamson unterstützte, machte der Brief deutlich, dass bei der Entscheidung im Vatikan Fehler gemacht wurden. "Wir hoffen, dass es gelingen wird, die unzureichenden Kommunikationsabläufe auch im Vatikan zu verbessern, damit der weltweite Dienst des Papstes nicht Schaden erleidet."

Für den Münsteraner Theologen Klaus Müller ist der innerkirchlichen Protest in Österreich nicht überraschend. Dies sei ein "ganz gesunder Vorgang", sagte er dem "Kölner Stadtanzeiger" Im Lauf der Jahrhunderte habe Rom die Mitwirkungsrechte von Gläubigen und Priestern am Ort "systematisch beschnitten" und "die legitime Beteiligung der Ortskirchen auf ein Minimum reduziert.

sac/dpa

Zuletzt geändert am 17­.02.2009