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Veröffentlicht am 26­.01.2009

26.1.2009 - BR-online

Rückkehr in den Schoß der Kirche

Papst Benedikt XVI. hat die Exkommunizierung von vier traditionalistischen Bischöfen wieder aufgehoben. Sie waren 1988 nach der illegalen Weihe durch Erzbischof Lefebvre ausgeschlossen worden. Der Schritt sorgte für ein gemischtes Echo.

Für Unmut - nicht nur in der jüdischen Gemeinschaft - sorgt vor allem die Rehabilitierung von Richard Williamson. Gegen ihn wird wegen Leugnung des Holocaust ermittelt. Der Brite hatte in einem Fernsehinterview bestritten, dass die Nazis sechs Millionen Juden ermordet haben. Es seien vielleicht 200.000 bis 300.000 Juden umgekommen, aber keiner von ihnen sei vergast worden, so Williamson. Die Staatsanwaltschaft Regensburg eröffnete deshalb ein Verfahren. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi nannte die Äußerungen "in keiner Weise akzeptabel". Mit der Rücknahme der Exkommunizierung hätten sie aber nichts zu tun gehabt.

Sturm der Entrüstung

Mangelndes Fingerspitzengefühl attestieren Zeitungen in Israel dem Heiligen Vater. Die Versöhnung mit der Piusbruderschaft sei zwar eine interne kirchliche Angelegenheit, sagte Rabbi David Rosen der "Jerusalem Post". Aber die Einbeziehung Williamsons sei "beschämend" und bedeute einen "ernsthaften Rückschlag für die Beziehungen zwischen Judentum und Vatikan". "Wer einen Holocaust-Leugner ehrt, entehrt sich selbst," sagte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann. Die Rehabilitierung einer "dezidiert judenfeindlichen Gruppe" komme einer Aufkündigung des Dialogs mit dem Judentum gleich. Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" kritisierte, dass der Vatikan ohne jede Vorbedingung auf die Traditionalisten zugegangen sei. Sie rechnet mit großer Empörung bei den Gläubigen.

Ablehnung von Reformen

Die Traditionalisten der Priesterbruderschaft Pius X. kritisieren unter anderem den Kurs der Ökumene, das römische Kirchenverständnis und die Aussagen zur Religionsfreiheit. Der Grund für die Abspaltung der Bruderschaft vom Vatikan und die Exkommunizierung der Geistlichen war die Ablehnung der Kirchenreformen des Zweiten Vatikanischen Konzils der 1960er Jahre. So kritisieren die Traditionalisten um den 1991 verstorbenen Marcel Lefebvre auch die vom Konzil angestrebte Versöhnung mit den Juden. Der Bruderschaft gehören nach eigenen Angaben knapp 500 Priester an. Sie vertreten demnach rund 600.000 Gläubige. Im vergangenen Jahr hatte der Vatikan der Pius-Bruderschaft Bedingungen für eine Wiederannäherung gestellt. Die vier nun rehabilitierten Bischöfe hatten dem Papst daraufhin versichert, "alle unsere Kräfte in den Dienst der Kirche Unseres Herrn Jesus Christus zu stellen, die die katholische Kirche ist".

Zuletzt geändert am 26­.01.2009