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Veröffentlicht am 15­.02.2013

15.2.2013 - National Catholic Reporter

Im Vatikan wohnen bedeutet Sicherheit und Immunität für den Papst

(Dies ist eine gekürzte Übersetzung des NCR Artikels "Pope will have security, immunity by remaining in the Vatican")

> Foto: Papst Benedikt XVI. mit dem italienischen Kardinal Angelo Bagnasco (vierter von links) und Bischöfen aus Ligurien stellen sich den Fotografen während eines Treffens im Vatikan am 15. Februar 2013. Quelle: REUTERS/Osservatore Romano

von Philip Pullella

VATIKANSTAAT, 15. Februar 2013

Papst Benedikts Entscheidung nach seinem Rücktritt im Vatikan zu wohnen, soll ihm Sicherheit und Privatsphäre gewähren. Darüber hinaus schützt es ihn rechtlich vor allen Versuchen ihn in Zusammenhang mit den Fällen sexuellen Missbrauchs, die weltweit anhängig sind, vor Gericht zu bringen.

"Wenn er nicht im Vatikan wohnen bleibt, dann wäre er dagegen nicht geschützt. Er hätte keine Immunität, keine Vorrechte, keine Sicherheit, wenn er anderswo wäre." sagte ein Beamter des Vatikans, der ungenannt bleiben wollte. In der Zeit, die ihm noch bleibt, sollte er ein "würdiges Dasein" haben.

Quellen aus dem Vatikan nennen 3 Hauptgründe, warum er im Vatikan wohnen bleibt:
1. Vatikanische Sicherheitskräft können seine Sicherheit und Privatssphäre garantieren. Er braucht sich nicht von der Polizei eines anderes Landes abhängig zu machen.
2. Würde der Papst in ein anderes Land ziehen, z.B. in ein Kloster in Deutschland, dann könnte sein Aufhaltsort Ziel von Wallfahrten werden.
3. Außerhalb des Vatikans könnte er in den sexuellen Missbrauchsfällen rechtlich belangt werden.

Benedikt wurde zum Beispiel im Jahr 2010 angeklagt, dass er als Kardinal im Jahr 1995 nichts unternahm, als er über einen Priester informiert wurde, der Jungen an einer Schule für Gehörlose in den U.S.A. missbraucht hatte. Die Anwälte zogen den Fall letztes Jahr zurück und der Vatikan deutete dies als großen Erfolg und erklärte, dass der Papst nicht für die Taten von Priestern verantwortlich gemacht werden könne, die sich des Missbrauchs schuldig gemacht haben.

Derzeit ist kein Gerichtsverfahren anhängig, in dem Benedikt angeklagt ist.

"(Würde er anderswo wohnen), dann würden diese Verrückten ihn anklagen oder irgendein Gericht könnte ihn festnehmen, so wie es anderen ehemaligen Staatsoberhäuptern passierte, die wegen Vergehen angeklagt wurden, die während ihrer Amtszeit passierten." sagte eine Vatikanquelle.

Es gab wiederholt Forderungen Benedikt für die sexuellen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche festzunehmen.

Als Benedikt 2010 nach Großbritannien kam, forderte der prominente britische Autor und Atheist Richard Dawkins seine Festnahme, damit er zu den Kindesmissbrauchsfällen der Kirche befragt werden könne.

Dawkins und der verstorbene britisch-amerikanische Journalist Christopher Hitchens beauftragten Anwälte, verschiedene Möglichkeiten zu prüfen, wie strafrechtlich gegen den Papst vorgegangen werden könne. Diese Bemühungen verliefen damals im Sande, weil der Papst als Staatsoberhaupt diplomatische Immunität genoss.

Im Jahr 2011 forderten Opfer des sexuellen Missbrauchs durch den Klerus eine Untersuchung des Papstes und drei anderer Beamter des Vatikans durch den Internationalen Strafgerichtshof (ICC).

Das Zentrum für verfassungsmäßige Rechte (CCR), eine Rechtsschutzorganisation aus New York, und das Netzwerk der überlebenden Missbrauchsopfer von Priestern (SNAP) legten beim ICC Beschwerde gegen Vatikanbeamte ein. Sie klagten, dass diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hätten, weil sie Sexualverbrechen geduldet und möglich gemacht hätten.

Das ICC hat sich nicht mit diesem Fall befasst. Es wurde dafür keine Begründung geliefert.. Opferorganisationen sagten, dass Benedikt, insbesondere in seiner vorhergegenden Position als Chef der Abteilung für Glaubenslehre, die Praxis örtlicher Kirchen geduldet habe, die die Täter von Gemeinde zu Gemeinde versetzen, anstatt sie ihres Amts zu entheben und der Polizei zu übergeben.

Einige Gruppen, die Opfer repräsentieren, erklärten, dass das Vermächtnis des Papst beschädigt wäre, weil er für mehr als drei Jahrzehnte wichtige Positionen im Vatikan innehatte, erst als Kardinal und dann als Papst, und er mehr gegen den Missbrauch hätte tun müssen.

Der Anfang der Skandale lag Jahre vor der Wahl Kardinal Joseph Ratzingers zum Papst im Jahre 2005, doch das Thema überschattete seine Amtszeit von Anfang an, als mehr und mehr Fälle in Diözesen auf der ganzen Welt ans Licht kamen.

Erst letzten Monat wurde der ehemalige Erzbischof von Los Angeles, Kardinal Roger Mahony, von seinem Nachfolger aller öffentlichen Dienste sowie aller administrativen Aufgaben enthoben, nachdem Akten mit Tausenden von Seiten veröffentlicht wurden, die Einzelheiten von Missbrauchsfällen aus den 80er Jahren enthielten. Mahony hat für sich für seine damaligen "Fehler" entschuldigt. Die Diözese Los Angeles kam 2007 mit über 500 Opfern von Kindesmissbrauch zu einer zivilrechtlichen Übereinkunft und zahlte den Opfern 660 Millionen Dollar, die höchste Summe, die es für Fälle dieser Art in den U.S.A. gab.

Bericht von Philip Pullella mit weiterer Berichterstattung von Robin Pomeroy; bearbeitet von Simon Robinson und Giles Elgood. Gekürzt und aus dem Englischen übersetzt von Bernhard Aurin. Die ungekürzte englische Orginalversion des Artikels finden Sie auf:
http://www.reuters.com/article/2013/02/15/us-pope-resignation-immunity-idUSBRE91E0ZI20130215

Zuletzt geändert am 20­.02.2013