| |
Veröffentlicht am 28­.06.2012

28.6.2012 - UCAnews (katholische News Agency in Asien)

Good for the goose, good for the gander

Original-Artikel:
Good for the goose, good for the gander

Autor: Fr. Wilhelm Grimm, Tokio
http://www.ucanews.com/2012/06/28/good-for-the-goose-good-for-the-gander/

Übersetzung ins Deutsche:

Was dem einen recht ist, ist dem andern billig

Am 26. Juni gab der Vatikan die Ernennung von Erzbischof J. Augustine Di Noia bekannt für einen extra geschaffenen Posten, "als Zeichen der pastoralen Sorge des Heiligen Vaters für die traditionalistischen Katholiken und für seinen großen Wunsch, die traditionalistischen Gemeinschaften, die nicht mit dem Apostolischen Stuhl verbunden sind, mit dem Stuhl Petri zu vereinen."

Am gleichen Tag jedoch sickerte es durch, dass das Oberhaupt dieser Gemeinschaften, Bischof Bernard Fellay, die letzten Annäherungsversuche von Papst Benedikt in einem Brief bereits 13 Tage vor der Berufung von Di Noia zurückgewiesen hatte. Wenn man seine Aufmerksamkeit wie besessen auf eine Person lenkt, die sich das verbietet, nennt man das "stalking". In vielen Ländern ist das in vielen Fällen eine Straftat.

Die Berufung von Di Noia nach dieser kürzlichen Ablehnung durch die Piusbrüder (SSPX) und dem zuvor bereits seitens des Papstes vielfach wiederholten und immer wieder neu zurückgewiesenen Entgegenkommens, sieht tatsächlich aus, als ob der Vatikan die SSPX zum Stalkingopfer macht.

Es hat sich doch nun erwiesen, dass trotz allen Nachgebens in liturgischen Ansprüchen, auch das wiederholte Angebot, die Beschlüsse des II.Vatikanischen Konzils zu verharmlosen und alle Versuche immer wieder um die Piusbrüder zu werben und sie zu locken, von denen verschmäht wurden. Die SSPX und die Ultra- Traditionalisten, die sie repräsentieren, sind schlicht nicht an Beziehungen zum Vatikan interessiert und werden es auch nicht sein bis Rom in unterwürfiger Kapitulation auf sie zugeht.

Welche Macht steckt hinter diesem Geschick der SSPX, Rom in die Knie zu zwingen und darum betteln zu lassen, sie doch für würdig zu halten, die Sekte bei sich aufzunehmen? Was immer diese Macht, es muss in den Reihen der SSPX wahre Schadenfreude geben zu wissen, dass sie ihnen zur Verfügung steht.

Unterdessen hat Rom den nicht-traditionalistischen Katholiken, die in den letzten Jahrzehnten engagierte Mitglieder der Kirche blieben, wenig Freude gemacht. Obwohl Papst Benedikts persönliche Neigungen eindeutig konservativ sind, wird er doch anerkennen müssen, dass die Mehrheit der Katholiken ihm darin nicht folgen und niemals folgen werden. Trotzdem bleiben sie in Gemeinschaft mit ihm.

In gewisser Hinsicht sind alle, die der Kirche trotz Enttäuschung, Beschämung und Diffamierung ein halbes Jahrhundert lang treu geblieben sind, auch traditionalistisch. Es wäre ein Leichtes für sie, sich von der Kirche abzusondern, wofür die rabiaten Traditionalisten sich ja tatsächlich vehement entscheiden, aber sie haben es nicht getan. Und obwohl zunehmend mehr Gläubige ausgetreten sind, die Mehrheit scheint in ihrer Loyalität fest zu stehen.

Diese Mehrheit musste mit Schmerz erleben, dass Bischöfe Missbrauch-Priester den Gemeinden zumuten, musste mit Beschämung von Korruption und Machenschaften im Vatikan erfahren und Frust aushalten mit liturgischen Textänderungen, die ihnen aufgezwungen wurden und die sie weder wollten noch akzeptieren können. Sie mussten zuschauen wie Rom sich verrenkt um abgespaltene Schismatiker zu besänftigen während es die Meinungen und Erwartungen ihrer Gläubigen einfach ignoriert.

Wo, also, ist die "pastorale Sorge" des Papstes für sie? Vielleicht wäre es an der Zeit, den treuen Gläubigen, die ja die Mehrheit sind, ein bisschen mehr Fürsorglichkeit zu schenken!

Es gibt das alte Sprichwort, "was dem einen recht ist, ist dem andern billig". In anderen Worten, wenn einer Partei oder Gruppe Zugeständnisse gemacht und Gefälligkeiten getan werden, muss es das gleiche für die anderen geben. Was bedeutet es also, es fürsorglich beiden Parteien recht zu machen?

Naja, für den Anfang wäre es recht, den nicht-traditionalistischen Katholiken das gleiche Anrecht auf frühere Formen der Liturgie einzuräumen wie den Traditionalisten. Das würde vielleicht zu einem Referendum führen über die kürzlich eingeführten Neu-Übersetzungen liturgischer Texte, die den Gläubigen weltweit verordnet wurden und die bei Klerikern und Laien gleichermaßen Bestürzung auslösten.

Dann gibt es noch mehr. Der Vatikan sollte wirklich hinhören auf die Stimme des Gottesvolkes und seine Anliegen und die Art und Weise wie Glaube in der heutigen Zeit gelebt wird, würdigend wahrnehmen, besonders jener Menschen im außereuropäischen Bereich. Rom muss zugeben, dass das, was vielen Traditionalisten heilig ist, angesichts einer sich radikal wandelnden Gesellschaft unbrauchbar ist. Unsere Führung muss bescheiden genug sein auch von den Kirchen Afrikas, Asiens und Südamerikas zu lernen.

Und letztendlich noch die Frage: würde dem Papst oder irgendwem sonst ein Zacken aus der Krone fallen, wenn er allen Christen, die sich trotz der Skandale und der Wirren, trotz des Gefühls des Ignoriert- und Missbraucht werdens, auf ihrem Glaubensweg engagieren als treue Glieder der katholischen Kirche, einfach mal Dankbarkeit und Bewunderung zum Ausdruck brächte?

Zuletzt geändert am 02­.07.2012