| |
Veröffentlicht am 10­.08.2012

August 2012 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Augsburg ist überall

Im Bistum Augsburg ist – Dank des Protestes der Kirchenbasis, bei dem 25.000 Gläubige mit ihren Pfarrern die „Kirchen umarmten“ – noch keine kirchliche Friedhofsruhe eingekehrt. Ganz im Gegenteil: Die autoritäre Art und Weise, mit der der Augsburger Bischof Dr. Konrad Zdarsa seine „Raumplanung 2025“ durchzusetzen versucht, hat weit über das Bistum Augsburg hinaus für blankes Entsetzen gesorgt.

Aber auch in fast allen anderen deutschen Bistümern wird weiter fleißig gespart, geschlossen und zusammengelegt, was nicht zusammengehört. Im benachbarten Erzbistum München-Freising werden am 1. September in einem großen Personalkarussell weitere 51 Pfarren und Pfarrverbände auf einen Schlag neu besetzt – euphemistisch als Ausdruck eines dynamischen Verständnisses von Kirche angekündigt.

Bei den theologischen Inhalten darf das Kirchenvolk noch weniger mitreden. Kardinal Marx hat das mehrjährige Zukunftsforum in seinem Münchner Erzbistum ins Leere laufen lassen. Ob dieses „Schicksal“ auch dem von den Bischöfen initiierten bundesweiten Gesprächsprozess droht, ist noch offen. Der Erwartungsdruck des Kirchenvolkes für konkrete Veränderungen steigt, das Zeitfenster wird immer kleiner. Statt vom „gemeinsamen Priesteramt“ spricht mancher Bischof lieber vom „Ehrenamt“ – was theologisch und praktisch eine deutliche Degradierung der Getauften und Gefirmten darstellt.

Gegenüber dem Spitzenwert von 181.193 Kirchenaustritten im Krisenjahr 2010, in dem die jahrzehntelange Vertuschung sexualisierter Gewalt auch in Deutschland offenbar wurde, ist der Wert von 126.488 Kirchenaustritten in 2011 zwar deutlich gesunken, gehört aber immer noch zu den höchsten Werten seit der Jahrtausendwende. Die deutschen Bischöfe sollten die aktuellen Zahlen keinesfalls als Zeichen der Entwarnung oder als Zustimmung für ein „Weiter so“ in der aktuellen Kirchenpolitik verstehen. Denn in den jetzt veröffentlichen Werten von 2011 spiegeln sich die aktuellen kirchlichen Auseinandersetzungen, zum Beispiel um die Zulassung geschiedener Wiederverheirateter zu den Sakramenten, ja noch gar nicht wider.

Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 02­.08.2012