| |
Veröffentlicht am 26­.04.2012

26.4.2012 - Konradsblatt

„Zündstoff und Provokationen“

Verschiedene Initiativen planen beim Katholikentag ein Alternativprogramm

Mit einem eigenen Alternativprogramm wollen kirchenkritische Initiativen wie die „Initiative Kirche von unten“ (IKvu), die „Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche“ (HuK) und die Zeitschrift „Publik Forum“ beim Katholikentag an die Öffentlichkeit treten.

Dem offiziellen Programm des Treffens im Mai in Mannheim fehle eine profilierte Botschaft, kritisierte der katholische Theologe und Sozialethiker Friedhelm Hengsbach in München. Der von den deutschen Bischöfen angekündigte Gesprächsprozess sei „kabarettreif geworden“, weil nur noch die Bischöfe bestimmten, worüber geredet werde. Daher brauche es dringend ein Alternativprogramm zum 98. Deutschen Katholikentag, so Hengsbach.

Die Initiativgruppen planen vom 18. bis 20. Mai in einer Mannheimer evangelischen Kirche ein eigenes Veranstaltungszentrum. Dort soll es um Themen gehen wie die Rolle der Frau in der katholischen Kirche, Zölibat oder sexueller Missbrauch durch Geistliche. Die Veranstaltungen sollen für „Zündstoff und Provokation“ sorgen, sagte IKvu-Sprecher Bernd Hans Göhrig: „Denn wir sind im offiziellen Programm, anders als beispielsweise bei evangelischen Kirchentagen, kaum zugelassen worden.“

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter des Katholikentags wies die Kritik zurück. „Es gab und gibt keine Themen- oder Denkverbote, bei der Programmplanung sind alle Gruppen gleichberechtigt behandelt worden“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Mitglieder der kirchenkritischen Gruppierungen seien auch als Teilnehmer im offiziellen Programm vertreten. Hier habe es „eine unkomplizierte Kooperation“ gegeben. Auch die Organisatoren des Alternativprogramms verweisen in ihrer Ankündigung auf mehrere Veranstaltungen des offiziellen Katholikentagsprogramms, an denen Vertreter ihrer Gruppen beteiligt sind.

Zu den Referenten beim Alternativprogramm zählen beispielsweise der Theologe Eugen Drewermann, der Vorsitzende der österreichischen Pfarrerinitiative, Helmut Schüller, der bekennende homosexuelle Theologe David Berger, der Jesuit Klaus Mertes und die Grünen-Politikerin Christa Nickels. Mit Blick auf das Katholikentagsmotto „Einen neuen Aufbruch wagen“ warf Thomas Wystrach von der „Leserinitiative Publik“ der katholischen Amtskirche „unglaubwürdiges“ Verhalten vor: „Statt nötiger Strukturreform kümmert sich die römisch-katholische Kirche gerade um die Heimkehr der ewiggestrigen Piusbrüder.“

Konradsblatt

Zuletzt geändert am 27­.04.2012