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Veröffentlicht am 25­.04.2012

25.4.2012 - Main-Post

Der Papst spricht ein Machtwort

Zugeständnis an Konservative bei Liturgie

(dpa/epd/san) Nach jahrelangem Widerstand der deutschen Bischöfe hat Papst Benedikt XVI. jetzt förmlich die Weisung erteilt, die deutsche Übersetzung der Messworte in einem theologisch zentralen Punkt zu ändern. So soll es in den Wandlungsworten der Eucharistie nicht mehr heißen, dass Jesus „für alle“ Menschen gestorben ist, sondern „für viele“.

Der Papst begründete dies mit einer möglichst wörtlichen Übersetzung der in der Bibel überlieferten Worte „pro multis“ und „Respekt vor dem Wort Jesu“. Kirchenkritiker warnen vor einem exklusiven Heilsanspruch, der die katholische Kirche in vorkonziliare Zeiten zurückwerfen und eine Wagenburgmentalität befördern könnte.

In seinem von der Bischofskonferenz veröffentlichten Schreiben räumte Benedikt ein, dass seine Anweisung auf Unverständnis stoßen wird. „Denn für den normalen Besucher des Gottesdienstes erscheint dies fast unvermeidlich als Bruch mitten im Zentrum des Heiligen. Sie werden fragen: Ist nun Christus nicht für alle gestorben? Hat die Kirche ihre Lehre verändert? Kann und darf sie das? Ist hier eine Reaktion am Werk, die das Erbe des Konzils zerstören will?“

Die Bischofskonferenz reagierte mit einem sprachlich kühlen Statement: Der Papst-Brief sei „eine Klärung und Abschluss einer Diskussion“. Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ äußerte die Erwartung, dass die Bischöfe im deutschsprachigen Raum weiterhin bei der nachkonziliaren Übersetzung „für alle“ bleiben werden, die 1975 und 1984 von römischen Gremien intensiv geprüft wurde.

Bereits im Jahre 2006 hatte Rom die Bischofskonferenzen in aller Welt aufgefordert, die Messworte entsprechend zu ändern. Die Deutsche Bischofskonferenz hat diese Aufforderung nicht umgesetzt.

Christian Weisner von „Wir sind Kirche“ findet die Weisung problematisch. Er erinnerte an das 2006 von Papst Benedikt XVI. angewiesene Schreiben der vatikanischen Gottesdienstkongregation. Darin heißt es: „Es ist ein Dogma des Glaubens, dass Christus für alle Männer und Frauen am Kreuz gestorben ist.“ Deshalb bleibe, so Weisner, zu fragen, „was Absicht dieser Rückkehr zur wörtlich zwar richtigen, aber theologisch problematischen vorkonziliaren Übersetzung ,für viele' ist“.

Professor Klaus Müller vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster erklärte, der Papst wolle die Schwelle für die Piusbruderschaft weiter absenken, die die Änderung der Einsetzungsformel in der Messe schon lange forderten.

Vor allem die von Rom getrennte Priesterbruderschaft lehnt wichtige Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ab, auch die erneuerte Liturgie.

Bischof Hofmann „dankbar“

Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann erklärte: „Ich bin dem Heiligen Vater für die nun erfolgte Klärung dankbar.“ Es gehe dem Papst nicht um eine Veränderung des Glaubenssatzes, dass Christus für alle gestorben ist, sondern er wolle eine bisher übliche Interpretation auf die genaue Übersetzung zurückführen. „Dem Wunsch des Heiligen Vaters, diese bindende Entscheidung auch allen durch Erklärungen und Katechesen zu verdeutlichen, werde ich sehr gerne nachkommen“, so Bischof Hofmann.

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Zuletzt geändert am 26­.04.2012