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Veröffentlicht am 24­.05.2006

25. Mai 2006 - kreuz.net

Der Bischof zieht den Kürzeren

Am Deutschen Katholikentag tritt ein suspendierter Priester – der gerne gegen eine angebliche Bischofsherrschaft wettert – auch gegen den erklärten Willen des Ortsbischofs auf. Der suspendierte Priester Hasenhüttl spendete Ende Mai 2003 in Berlin in einer evangelischen Kirche den Leib Christi an Protestanten. Der suspendierte Priester Hasenhüttl spendete Ende Mai 2003 in Berlin in einer evangelischen Kirche den Leib Christi an Protestanten.

(kreuz.net, Saarbrücken) Am kommenden Samstag wird der suspendierte Priester Gotthold Hasenhüttl (72) im saarländischen Staatstheater an einer Podiumsdiskussion auftreten. Die Veranstaltung findet offiziell nicht im Rahmen des Deutschen Katholikentages statt.

Die Diskussion steht unter dem Titel „Wo kämen wir hin…? Nicht nur beim Abendmahl: Der Skandal der Trennung“. Es geht um die Spendung der Heiligen Kommunion an Nichtkatholiken.

Der in Saarbrücken lebende pensionierte Theologieprofessor und suspendierte Priester Gotthold Hasenhüttl (72) war vom Bischof von Trier, Mons. Reinhard Marx (52), ausdrücklich vom diesjährigen Katholikentag ausgeladen worden.

Die Organisatoren der Veranstaltung, bei der Professor Hasenhüttl am nächsten Samstag auftreten soll, sind die Zwei-Wochenzeitschrift ‘Publik-Forum’, das ‘Ökumenisches Netzwerk Initiative Kirche von unten’ und die ‘KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche’.

Plakat für den Deutschen Katholikentag Plakat für den Deutschen Katholikentag Es handelt sich um Initiativen, die dem Geist der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts verpflichtet sind.

Der praktisch nur auf sexuelle Themen fixierte Zusammenschluß ‘Wir sind Kirche’ tritt auf dem Katholikentag als offizieller Organisator zahlreicher Veranstaltungen auf.

Der suspendierte Priester Hasenhüttl äußerte sich am gestrigen Mittwoch abend bei einer Pressekonferenz am Rande des Katholikentags.

Der streitbare Theologe kritisierte dabei „undemokratische Strukturen“ in der Katholischen Kirche und meinte, daß es in der Kirche keine Gerechtigkeit mehr gebe.

Er sprach von einer „absoluten Willkür einer Bischofsherrschaft“. Jeder Bischof könne in seiner Diözese wie ein absoluter Monarch oder Diktator agieren.

Der Professor wiederholte auch seine Slogans vom gewählten Bischofsamt und der Begrenzung der bischöflichen Amtszeit: „Mit Basisbeteiligung sähe die deutsche Bischofslandschaft sehr viel anders aus“ – so der Theologe.

In der Katholischen Kirche seien die Mauern gegenüber anderen Konfessionen sichtbar geworden. Gemeinsame Gottesdienste, die bisher möglich waren, würden von den Bischöfen plötzlich verboten.

Er selber habe mit dem gemeinsamen Abendmahl mit Protestanten keine Provokation beabsichtigt: „Es sollte ein Zeichen der Versöhnung sein.“

Der sehr liberale Präsident des ‘Zentralkomitees der deutschen Katholiken’, Hans Joachim Meyer, sagte am Mittwoch vor Journalisten, daß die Großveranstaltung in Saarbrücken „die Vielfalt und Kontroversen“ katholischen Lebens widerspiegle.

Doch gebe es Grenzen, die Professor Hasenhüttl durch seine Messe am Rande des Ökumenischen Kirchentages in Berlin und anschließende Interviews mehrfach überschritten habe.

Im Gespräch mit der Mittwochsausgabe des Magazins ‘Heute’ im ‘Zweiten Deutschen Fernsehen’, präsentierte sich Hasenhüttl als „Staatsfeind Nummer eins“ des Bischofs von Trier.

Bei der Messe, die im Jahr 2003 zu seiner Suspendierung geführt hat, habe es sich um den seit seiner Primiz im tridentinischen Ritus bedeutendsten, wichtigsten und schönsten Gottesdienst überhaupt gehandelt – „wenn auch mein letzter“.

Damit er das Priestertum wieder ausüben dürfe, müsse jemand wie Michael Gorbatschow Papst werden: „Trotzdem habe ich keine Sekunde bereut, damals in Berlin alle Gottesdienstbesucher zur Kommunion eingeladen zu haben.“

Professor Hasenhüttl wiederholte eine Liste von Forderungen nach Frauenordination, kirchlicher Demokratie und Rehabilitierung von Martin Luther. Er glaubt auch, daß sich die Kirche bereits „zum Guten“ verändert habe.

Dennoch werde es in Saarbrücken nicht mehr als „einige Impulse“ geben. Insgesamt gebe es auf dem Katholikentag viel zu wenig „kritische Veranstaltungen“.

Den für das Jahr 2010 geplanten zweiten Ökumenischen Kirchentag in München erachtet Professor Hasenhüttl als nutzlos.

Solange sich auf dem Gebiet der „offenen Kommunion“ nichts geändert habe, seien derartige Veranstaltungen „nichts als Augenwischerei“ und „eine leere Geste“.

Zuletzt geändert am 25­.05.2006