| |
Veröffentlicht am 24­.05.2006

24. Mai 2006 - Fuldainfo.de

96. Deutscher Katholikentag eröffnet

Mit der Forderung nach einem neuen Entwurf von sozialer Gerechtigkeit ist der 96. Deutsche Katholikentag am Mittwochabend in Saarbrücken eröffnet worden. Man dürfe die Gestaltung der Gesellschaft nicht dem blinden Wirken des Wettbewerbs überlassen, sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, unter dem Beifall von mehreren Tausend Gästen auf dem Saarbrücker Schlossplatz.

Der christliche Glaube dränge dazu, öffentliche Verantwortung zu übernehmen und sich für die Würde und das Wohl der Mitmenschen einzusetzen, betonte Meyer. In der Achtung und Würde des Mitmenschen finde dabei auch die Freiheit ihre Grenzen. Das gelte auch für das Recht auf Kritik an Kirche und Religion. Dieses Recht müsse es zwar geben, "wer aber Gott und den Glauben in den Dreck zieht, der achte auch seine Mitmenschen nicht", unterstrich der ZdK-Präsident.

Auch der Trierer Bischof Reinhard Marx, dessen Bistum gemeinsam mit dem ZdK Gastgeber des Katholikentags ist, betonte das soziale Engagement als einen Grundauftrag der Kirche. Zudem erinnerte Marx an die ökumenische Tradition der Kirchentage, die man in Saarbrücken "ohne wenn und aber" fortsetzen werde. "Was uns möglich ist werden wir gemeinsam feiern", fügte er mit Blick auf das gemeinsame Abendmahl hinzu.

Ökumenische Reformgruppen wie "Wir sind Kirche" hatten zuvor einen zunehmenden Mangel an offenen Diskursen im Rahmen des Katholikentags kritisiert. Entgegen früheren Veranstaltungen seien kritische Theologen nicht eingeladen worden, sagte Sprecher Christian Weisner. Ein Beleg dafür sei auch, dass seitens des ZdK von einer Veranstaltung mit dem suspendierten Theologieprofessor Gotthold Hasenhüttl abgeraten worden sei.

Der Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT), Reinhard Höppner, betonte mit Blick auf das Kirchentagsmotto, gerade die Gerechtigkeit könne nur gemeinsam in der Ökumene verwirklicht werden. Die Kirchentage auf denen sich katholische und evangelische Christen gegenseitig besuchten, seien insofern Stationen auf einem gemeinsamen Weg.

Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Erwin Josef Enders, verlas ein Grußwort von Papst Benedikt XVI., in dem dieser die Katholikentagsbesucher zur Einigkeit aufrief. Christen sollten zudem angesichts der schwerwiegenden sozialen Probleme in einzelnen Ländern dazu beitragen, die Welt gerechter zu machen.

Anlässlich des 96. Deutschen Katholikentages werden bis zum Sonntag mehr als 1000 Veranstaltungen in der saarländischen Landeshauptstadt stattfinden. Auf dem Programm stehen Gottesdienste und ökumenische Gebetsfeiern aber auch Diskussionen, Vorträge, Workshops, Kultur und Musikdarbietungen. Es gibt über 26 000 Dauerteilnehmer, darunter knapp 900 Gäste aus 53 Ländern.

Zuletzt geändert am 25­.05.2006