«Wir sind Kirche»: Vatikan braucht einen Kabinettstisch

(jesus.de / epd) - Die katholische Laienbewegung «Wir sind Kirche» empfiehlt dem Vatikan als Konsequenz aus der Affäre um den Holocaust-Leugner Richard Williamson dringend eine Modernisierung seiner Verwaltungsstrukturen. «Rom braucht einen Kabinettstisch. Es kann nicht sein, dass wie im Mittelalter jeder Kardinal einzeln zum Papst geht», sagte «Wir sind Kirche»- Sprecher Christian Weisner am Montag im Deutschlandradio Kultur. Es sei unverständlich, dass sich der Papst von der «kleinen Splittergruppe» der Pius-Bruderschaft dermaßen habe hinter das Licht führen lassen.

Nach Ansicht Weisners handelt es sich bei den Auseinandersetzungen um die ultrakonservative Bruderschaft und deren Bischof Williamson nicht nur um eine Medienkampagne oder einen Kommunikationsfehler im Vatikan. «Da ist wirklich sehr, sehr viel schiefgelaufen. Und nur wenn wir jetzt Klarheit finden, kann es positiv weitergehen», sagte Weisner. Daher erwarte er, dass die deutschen Bischöfe auf ihrer am Montag in Hamburg beginnenden Frühjahrs-Vollversammlung Klartext redeten und dass der Nuntius des Vatikans dieses Signal nach Rom weitergebe.

Für Hans Joachim Meyer, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), ist die Haltung der deutschen Bischöfe «völlig eindeutig». Zur Pius-Bruderschaft sei eine klare Distanzierung erfolgt, sagte Meyer am Montag im RBB-Inforadio. Die Deutsche Bischofskonferenz tagt bis Donnerstag in Hamburg. Hauptthema ist die Finanz- und Wirtschaftskrise.

Im Bemühen um eine Wiedereingliederung der Pius-Bruderschaft in die katholische Kirche hatte Papst Benedikt XVI. im Januar die Exkommunikation des Briten Williamson und dreier weitere Bischöfe der Bruderschaft aufgehoben. Kurz darauf war die Holocaust-Leugnung des Briten in einem Interview mit einem schwedischen Fernsehsender bekanntgeworden und hatte weltweite Empörung ausgelöst. Daraufhin forderte der Vatikan einen Widerruf, den Williamson bislang ablehnt.