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Veröffentlicht am 06­.03.2009

6.3.2009 - volksfreund.de (Trierer Volksfrend)

Streit wegen Latein-Messe in Trierer Kirche

Bistum verteidigt Heilig-Rock-Programm

Trier Sind die konservativen Kleriker in der katholischen Kirche weiter auf dem Vormarsch? Ein in der Trierer Pfarrkirche St. Paulin angesetzter Gottesdienst nach dem alten Mess-Ritus sorgt für Streit in Deutschlands ältestem Bistum. Während Kritiker von einem Skandal sprechen, wiegeln die Kirchenoberen ab.

(sey) Bis der Startschuss für die diesjährigen Heilig-Rock-Tage fällt, vergehen noch anderthalb Monate. Doch für Unmut sorgt das Trierer Bistumsfest schon jetzt. Der Grund: Für den 25. April, einen Samstag, ist in der Trierer Paulinkirche ein Gottesdienst nach dem lange Zeit verpönten klassischen römischen Ritus vorgesehen. Dabei werden wesentliche Gebete auf Latein gehalten, der Pfarrer dreht den Gläubigen den Rücken zu.

Seit Papst Benedikt XVI. den alten Mess-Ritus vor zwei Jahren wieder salonfähig machte, wittern katholische Traditionalisten Morgenluft. Und die Kritiker wähnen die Kirche auf einem bedenklichen Kurs zurück in die Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil Ende der 60er Jahre. Als Beleg dafür gilt etwa die jüngste Teil-Rehabilitierung von vier Bischöfen der umstrittenen Piusbruderschaft. Deren rom- und papsttreue Anhänger spalteten sich Ende der 80er Jahre ab und gründeten die Priesterbruderschaft St. Petrus, die auch im Bistum Trier aktiv ist. Die erst vor zwei Jahren wieder in die volle Gemeinschaft der katholischen Kirche aufgenommene Niederlassung im Saarland ist auch zuständig für den „Latein-Gottesdienst“ in der Paulinkirche Ende April. Das Hochamt taucht erstmals im offiziellen Programm der „Heilig-Rock-Tage“ auf.

„Ein Skandal“, findet Hanspeter Schladt (Neuwied) von der Kirchenvolksbewegung „Kirche von unten“. Es sei eindeutig, dass die katholische Kirche den Rückwärtsgang eingelegt habe. „Eine unglückliche Entscheidung“, meint auch Josef Schönborn. Der ehemalige Trierer Regionaldekan befürchtet, dass viele Gläubige nicht zwischen Pius- und Petrusbruderschaft unterscheiden könnten. Bedenken, die Domdechant Franz Josef Gebert nicht teilt. Die Priesterbruderschaft St. Petrus sei „eine Gruppierung innerhalb der Kirche, wir behandeln sie wie alle anderen auch“. Zur Gelassenheit rät auch der Vorsitzende des Katholikenrats, Manfred Thesing. Die meisten Gläubigen würden an diesem Tag ohnehin andere Angebote besuchen, als die nach dem alten Ritus gefeierte Messe. „Das gibt eine Abstimmung mit den Füßen“, glaubt auch der Kyllburger Dechant Klaus Bender.

Derweil wartet das seit über 13 Monaten bischoflose Bistum Trier weiter auf einen Nachfolger für Reinhard Marx. Bis gestern hatte das Domkapitel noch keinen neuen Bischof gewählt.

Zuletzt geändert am 07­.03.2009