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Veröffentlicht am 06­.03.2009

März 2009 - Plattform Theologie der Befreiung

Eine kurze (katholische) Reflexion aus aktuellem Anlass.

Aus den Reihen der Theologie der Befreiung war zur Rücknahme der Exkommunikation der vier Weihbischöfe der Piusbruderschaft praktisch nichts zu hören. Dafür wurde umgekehrt in der Öffentlichkeit die Befreiungstheologie immer wieder als Gegenbeispiel genannt: Wie mit den einen großzügig und zuvorkommend, mit den anderen aber hart und unnachgiebig umgegangen werde.

Vielleicht deshalb wurden wir in mehreren Zuschriften aufgefordert, im Rundbrief doch auch auf die Petition zum Konzil unter http://archiv.wir-sind-kirche.de/petition-vatikanum2.org/ hinzuweisen. Obwohl es doch bei der Auseinandersetzung um die Piusbruderschaft zunächst einmal nicht um Lateinamerika und die Befreiungstheologie geht, auch wenn das Priesterseminar in Argentinien es sogar in die „Tagesschau“ schaffte.

Gleichzeitig erhalten wir aus Peru neue Nachrichten über die tiefen Spannungen zwischen SeelsorgerInnen, die sich dem Konzil und der Theologie der Befreiung verbunden wissen und Amtsträgern aus dem so genannten „Opus Dei“ und dem „Sodalicio de Vida Cristiana“. Darüber wurde auch schon im letzten Rundbrief berichtet. Die aus der Prälatur Juli ausgewiesenen Maryknollmissionare erhielten am 10. Dezember 2008 den Nationalen Menschenrechtspreis Perus. Bischof Gerhard Müller aus Regensburg, ein enger Freund von Gustavo Gutiérrez seit Studientagen, hat von der Katholischen Universität in Lima die Ehrendoktorwürde erhalten und sich dabei den Zorn des Kardinals von Lima, Juan Carlos Cipriani, eines Opus-Dei-Mitglieds, zugezogen.

Im Hintergrund steht das Konzil: Für welche Art Kirche stehen wir? Für welche Art Beziehungen zwischen Kirche und Welt treten wir ein? Das waren die Fragen, die sich das Konzil stellte (und die es beantwortete). Auf diese Fragen hat die Theologie der Befreiung eigenständige Antworten entwickelt, die in Kontinuität zum Konzil stehen und die Realität des lateinamerikanischen Kontinentes berücksichtigen. Wer die Theologie der Befreiung ablehnt, lehnt das Konzil ab. Wer die Theologie der Befreiung unterstützt, darf daher auch in diesen Tagen die Überzeugung zum Ausdruck bringen, dass die Kirche des Konzils, und keine andere, eine Zukunft hat.

Stefan Silber

Zuletzt geändert am 20­.04.2020