| |
Veröffentlicht am 06­.03.2009

6.3.2009 - AP

Bischofskonferenz fordert vom Vatikan bessere Kommunikation (Erste Zusammenfassung)

Rom soll bald Erklärung zu Piusbruderschaft abgeben - Zollitsch zweifelt an Erfolgsaussichten

Von Simone Utler

Hamburg (AP) Die Deutsche Bischofskonferenz fordert vom Vatikan eine baldige Erklärung zum Umgang mit der umstrittenen Piusbruderschaft und eine bessere Kommunikation innerhalb der katholischen Kirche. «Dies gilt besonders für Konfliktsituationen», heißt es in der am Donnerstag verabschiedeten Erklärung zum Abschluss der Frühjahrs-Vollversammlung in Hamburg. Der Wiedereingliederung der Pius-Brüder in die katholische Kirche räumen die deutschen Bischöfe kaum Chancen ein. «Die Verantwortlichen in der Kurie sollten (...) rasch Verbesserungen im Bereich der internen Abstimmung und der Kommunikation mit den Bischofskonferenzen herbeiführen», forderten die Bischöfe. Der Vorsitzende Robert Zollitsch kündigte für seinen Besuch beim Papst in der kommenden Woche an: «Ich werde den Wunsch vortragen, dass wir vor solch wichtigen Entscheidungen vorher informiert werden.» Es gehe darum, künftig auch leichter dazu etwas sagen zu können. Seit Wochen wird innerhalb und außerhalb der Kirche die von Papst Benedikt XVI. zum 21. Januar verkündete Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der Piusbruderschaft diskutiert. Die 1970 gegründete Priestervereinigung lehnt Ökumene, Religionsfreiheit, die Kollegialität der Bischöfe sowie die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils ab und wird seit 1975 von der römisch-katholischen Kirche offiziell nicht mehr anerkannt. Der Vatikan begründete die Aufhebung der Exkommunikation damit, die Einigung der Kirche vorantreiben zu wollen. Nach Ansicht von Kritikern hätte der Papst die Aufhebung aber an die Bedingung knüpfen müssen, dass die Pius-Brüder die Lehre der katholischen Kirche anerkennen. Weiteres Feuer bekam die Diskussion dadurch, dass einer der vier Bischöfe, Richard Williamson, den Holocaust leugnete.

Bruderschaft ist nicht in Kirche

«Die Bruderschaft befindet sich deshalb nicht in der Gemeinschaft mit der katholischen Kirche, weil sie sich außerhalb der katholischen Tradition gestellt und die Einheit mit dem Papst aufgekündigt hat», heißt es in der Erklärung der deutschen Bischöfe. Es liege an ihr, die Lehre der Päpste und Konzilien anzuerkennen. Es gebe kein Zurück hinter das Zweite Vatikanische Konzil. Allerdings gehen die deutschen Bischöfe nicht von einer Integration der Piusbruderschaft in die Kirche aus: Dies «bleibt nach den aktuellen Erfahrungen ein Vorhaben mit zweifelhaften Erfolgsaussichten». Die Haltung der Verantwortlichen spreche eine deutliche Sprache. Und wenn die Pius-Bischöfe wie geplant eine Weihe geben würden, wäre dies «eine ausdrückliche Kampfansage an die Kirche», sagte Zollitsch.

Verhältnis zu Juden noch instabil

Im Hinblick auf Williamson machte Zollitsch noch einmal deutlich, dass die Bischöfe jede Leugnung des Holocausts verurteilten: Die Deutsche Bischofskonferenz stehe uneingeschränkt zum bisherigen Weg des jüdisch-katholischen Dialogs. «Wir haben aber auch feststellen müssen, dass das Verhältnis zu den Juden noch nicht so stabil ist, dass es nicht Irritationen geben könnte», sagte der Erzbischof. Die Laienbewegung Wir sind Kirche begrüßte die Erklärung zur Piusbruderschaft. Als bemerkenswert bezeichnete Sprecher Christian Weisner, dass die Bischöfe Ratschläge und Empfehlungen nach Rom geben. Damit werde deutlich angemahnt, dass die «Schwachstelle in Rom» lag, sagte er dem Saarländischen Rundfunk. Von Montag bis Donnerstag kamen 68 Bischöfe in Hamburg zu einer Vollversammlung zusammen. Neben der Debatte über die Pius-Brüder wurde unter anderem über die Wirtschafts- und Finanzkrise, Glaubensfragen, Palliativmedizin und die Misshandlung ehemaliger Heimkinder gesprochen.

Zuletzt geändert am 06­.03.2009