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Veröffentlicht am 11­.07.2010

11.7.2010 - KNA

McKinsey-Direktor: Höchste Zeit für neue Synode

Der Münchner Unternehmensberater Thomas von Mitschke-Collande hat an die deutschen Bischöfe appelliert, eine neue Synode einzuberufen.

Tutzing 11.07.2010 (KNA) Der Münchner Unternehmensberater Thomas von Mitschke-Collande hat an die deutschen Bischöfe appelliert, eine neue Synode einzuberufen. Den Rufen nach kirchlicher Erneuerung müssten jetzt auch Taten folgen, sagte der McKinsey-Direktor am Wochenende bei einer ökumenischen Tagung zum Problem der Kirchenaustritte in der Evangelischen Akademie Tutzing. Die Bischofskonferenz solle spätestens bei ihrer Herbstvollversammlung die Weichen stellen. Dann könnte etwa zu Pfingsten 2011 in Fulda eine Synode oder auch ein Zukunftskongress stattfinden.

Die letzte derartige Versammlung der westdeutschen Bistümer fand zwischen 1971 und 1975 in Würzburg statt. Von Mitschke-Collande forderte die Bischöfe zudem auf, in Rom auf ein Drittes Vatikanisches Konzil zu drängen. Nötig sei ein völlig neuer Dialog auf Augenhöhe zwischen kirchlichen Amtsträgern und Laien. Außer unumstößlichen Glaubenswahrheiten gehörten alle brennenden Themen auf den Tisch. Dazu zählen nach Auffassung des Betriebswirts die Kontrolle und Legitimation von Macht, die Sexualmoral, die Rolle der Frau sowie der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und gemischtkonfessionellen Ehepaaren. Zu fragen sei aber auch, inwiefern "absolutistische Strukturen" noch zeitgemäß seien.

Der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack rechnet damit, dass 2010 zum ersten Mal seit 60 Jahren wieder mehr katholische als evangelische Christen in Deutschland die Kirche verlassen. Darauf deute die Entwicklung des ersten Halbjahres hin. Seit März hätten sich die Zahlen in mehreren Bistümern gegenüber 2009 vervielfacht. In der evangelischen Kirche seien sie dagegen nur moderat gestiegen. Ein Zusammenhang mit den Missbrauchsskandalen sei unverkennbar.

In den vergangenen Jahrzehnten hätten die Austrittszahlen in der evangelischen Kirche stets über denen der katholischen gelegen, wobei die Entwicklung völlig parallel verlaufen sei, erklärte Pollack. Der Wissenschaftler trat einer Deutung dieses Trends entgegen, wonach sich die Kirchen dadurch gesundschrumpfen könnten. Die Bindung der verbleibenden Mitglieder an die Kirche werde nicht stärker, "je kleiner die Herde ist". - Die Experten äußerten sich bei der 50. Gemeinsamen Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing mit der Katholischen Akademie in Bayern.

Zuletzt geändert am 11­.07.2010