an Christ in der Gegenwart
zu "Mehr Demokratie wagen - in der Kirche" 23. 12. 07
Angesichts der fortschreitenden Fluktuation von Gläubigen aus der Kirche stellt sich die grundsätzliche Frage: Wie gelingt Kirche? Bietet eine religiöse Planwirtschaft mit ihrem innewohnenden Dirigismus in der Abschottung nach außen und dem Zwang nach innen die geeignete Form? Wer mit Karl Rahner das Zweite Vatikanische Konzil als den „Anfang eines Anfangs“ verstand und mit ihm eine neue Epoche der Kirchengeschichte erhoffte, der muss in der gegenwärtigen Situation erkennen, dass der konziliare Aufbruch nicht gewollt ist, mehr noch, der Rückwärtsgang ist der bestimmende Schalthebel im kurialen Räderwerk der Kirche geworden.
Skeptiker der katholischen Reformbewegung mögen heute fragen, was ist aus den fünf Forderungen geworden?
- Nach Gleichwertigkeit aller Gläubigen und mehr Mitsprache bei der Bischofswahl
- nach Gleichberechtigung der Frauen in allen kirchlichen Diensten und Ämtern
- nach positiver Bewertung der Sexualität
- nach freier Wahl zölibatärer Lebensform für Priester und
- nach Verkündigung der Frohbotschaft statt Drohbotschaft
Ehrlicherweise muss man eingestehen, diese berechtigten Anliegen blieben unerfüllt. Die Kirchenleitungen blockieren. So hat die Kirchenvolksbewegung, wie es eine deutsche Tageszeitung formulierte, zwar „nichts erreicht - aber viel bewegt“. Und die Laien sind mutiger geworden. Sie beweisen ihre Sprech- und Handlungsfähigkeit in weltweiter Vernetzung.
Wenn Johannes Röser demokratisch-synodale Strukturen in der Kirche anmahnt und einer Inkulturation des Glaubens "in die Kultur des Demokratischen" das Wort redet, vertritt er eine originäre Zielsetzung von Wir sind Kirche, dann sollte er den Schulterschluss mit der Kirchenvolksbewegung suchen und nicht eine Frontstellung gegen sie aufbauen.
Herbert Tyroller
Ulmer Str. 143
86156 Augsburg
Zuletzt geändert am 06.01.2008