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Veröffentlicht am 22­.02.2011

22.2.2011 www.kanal8.de

Belohnung für den Einsatz zum Wandel

Der 1001-Christenpreis für die Reformation der katholischen Kirche

Schweinfurt (rh). In ihrem Bemühen um Reformen in der katholischen Kirche hat die Pfarrgemeinde St. Michael schon 2000 den „1001-Christenpreis“ ins Leben gerufen, den sie an besonders engagierte Mitstreiter vergibt, die sich durch Mut und Zivilcourage in der Kirche hervorgetan haben.

In diesem Jahr wurde als Preisträger die Bewegung „Wir sind Kirche“, vertreten durch Annegret Laakmann und Christian Weisner, als Kandidaten vorgeschlagen. Das Memorandum von „Wir sind Kirche“ (unterstützt, nicht initiiert!) wurde bereits von über 200 deutschen Theologieprofessoren unterzeichnet. Wie Pfarrer Roland Breitenbach mitteilt, haben per Internet bereits etliche tausend Christen diese Resolution für einen entschlossenen Wandel mit unterzeichnet. Seinen Ausführungen zur Folge rumort es in vielen Gemeinden, auch wegen der bischöflich verordneten Zusammenlegungen der Pfarreien.

Begonnen hat alles, so berichtete in St. Michael Magnus Lux, Mitglied im Bundesteam „Wir sind Kirche“, in Anwesenheit von Dekan Fries und Pfarrvikar Morgenroth, 1995 mit dem in Österreich gestarteten Kirchenvolksbegehren. Pfarrer Roland Breitenbach gehörte damals zu den Erstunterzeichnern und sammelte vor dem Schweinfurter Rathaus mehrere hundert Unterschriften für mehr Mitbestimmung in der Kirche. Fast zwei Millionen Stimmen kamen damals bundesweit zusammen. Brennpunkt der Auseinandersetzungen, die vor allem mit den Bischöfen geführt werden, ist der Zölibat, so Breitenbach weiter.

Er hat nach seiner Ansicht nicht nur in Deutschland zu einem deutlichen Priestermangel geführt und lasse die Gemeinden vor Ost ausbluten. Noch immer gäbe es Oberhirten, so jüngst auch der Würzburger Bischof, die gegen jede historische Wahrheit behaupten, die Verpflichtung des katholischen Priesters zur Ehelosigkeit, sei „apostolischen Ursprungs“ und gehe auf eine „Weisung“ selbst Jesu zurück, meint der ehemalige Pfarrer von St. Michael weiter. Über tausend Jahre lang waren demnach auch in der römischen Kirche Priester, Bischöfe, selbst etliche Päpste verheiratet und hatten Kinder. Die Kirchenvolksbewegung, die in St. Michael durch eine Unterschrift in die in der Kirche ausliegenden Listen zum 1001-Christenpreis unterstützt werden kann, bleibt bei der Forderung nach freier Wahl zwischen zölibatärer und nichtzölibatärer Lebensform nicht stehen. Gefordert wird von Anfang an der Aufbau einer geschwisterlichen Kirche, die volle Gleichberechtigung der Frauen, die Verkündigung einer Frohbotschaft, statt wie gewohnt einer Drohbotschaft, sowie die positive Bewertung der Sexualität. Wegen der rigiden Einstellung der Kirche zu Sex, Ehe und Familienplanung, so Breitenbach, verliere die katholische Kirche derzeit die meisten Gläubigen. Zu diesen fünf innerkirchlichen Grundforderungen kam als sechste die Förderung des ökumenischen Zusammenlebens der christlichen Kirchen bis hin zur eucharistischen Gastfreundschaft hinzu.

Trotz der vollmundigen Ankündigung der deutschen Bischofskonferenz im Herbst letzten Jahres, einen offenen, konstruktiven Dialog über die anstehenden Fragen zu führen, so Magnus Lux, kam es wegen der Blockade nicht weniger deutscher Bischöfe bislang zu keinem Gespräch. Schon deswegen gibt es die weitere Forderung, künftig die Bischöfe in einer demokratischen Wahl zu bestimmen nach dem altchristlichen Grundsatz: „Wer allen vorsteht, soll von allen gewählt werden.“ Der 1001-Christenpreis der Gemeinde St. Michael wird zu Pfingsten dieses Jahres verliehen.

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Zuletzt geändert am 21­.05.2011