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Veröffentlicht am 02­.11.2010

2.11.2010 - Thüringer Allgemeine

Im TA-Gespräch: Christian Weisner, katholischer Laie, zum möglichen Papstbesuch im kommenden Jahr

„Ein Staatsbesuch steht wohl an“

Christian Weisner (59), Initiator der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" in Deutschland, hält einen Staatsbesuch des Papstes für nicht unproblematisch.

Der Papst war noch nie zu einem offiziellen Staatsbesuch in Deutschland. Steht das langsam mal an?

Ja, ein Staatsbesuch steht wohl an. Er war in Paris, in London und in Polen - in Berlin noch nie. Aber ich denke, es sind jetzt weniger die Katholiken, die von ihm erwarten, dass er kommt, sondern eher die Politik.

Weil die Politik eine Stellungnahme auch zu politischen Fragen erwartet?

Die Frage nach der sogenannten christlich-jüdischen Leitkultur wird in der deutschen Gesellschaft gerade ja sehr hitzig diskutiert. Möglicherweise verspricht sich die Politik da ja Unterstützung vom Papst.

Es wäre also kein einfacher Besuch.

Die Doppelrolle, die der Papst einnimmt, ist nicht unproblematisch. Er ist Kirchenoberhaupt und Staatsoberhaupt gleichermaßen. Die Diskussion über das Verhältnis von Kirche und Staat würde sicher hochkommen, ebenso wie die Rolle von Frauen in der katholischen Kirche oder die bekannt gewordenen Missbrauchsfälle. Er müsste sich zu all dem äußern.

Die deutsche Kirche steckt nicht zuletzt wegen der vielen Missbrauchsfälle in der Krise.

Der Papst würde hier auf eine Kirche treffen, die in sehr großen Schwierigkeiten steckt. Die Bischöfe haben eine Dialoginitiative angekündigt, um das Vertrauen der Gläubigen wiederzugewinnen. Da vermischt sich also ziemlich viel, es ist kompliziert. Es wäre sicher nicht nur ein Staatsbesuch. Und ich wäre gespannt, was er für eine Botschaft für Deutschland hätte.

Was würde ein Besuch des Papstes für die Katholische Kirche bedeuten?

Ich sehe die Gefahr der Polarisierung. Die deutschen Katholiken sind sehr gespalten. Es gibt diejenigen, die für notwendige Reformen sind und solche, die an den traditionellen Formen festhalten. Ein Besuch des Papstes könnte das verschärfen.

Sie gehen also davon aus, dass er kommt?

Ich habe es mir jedenfalls im Kalender notiert. Ende Juni, Anfang Juli habe ich gehört. Dann könnte der Papst sein 60. Priesterjubiläum bei uns feiern. Das ist natürlich alles nicht bestätigt.

Gespräch: Steffi Dobmeier

http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/suche/detail/-/specific/Christian-Weisner-zum-moeglichen-Papstbesuch-im-kommenden-Jahr-2101569694

Zuletzt geändert am 02­.11.2010