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Veröffentlicht am 14­.01.2008

Frauenwürde e.V.

Schwanger durch Hartz IV? Schwangerschaftskonfliktberaterinnen besorgt über Verweigerung der Zahlung für Verhütungsmittel

Die Frage nach fehlenden Finanzmitteln für Verhütungsmittel bei Empfängerinnen von Arbeitslosengeld II (ALG II – auch Hartz IV genannt) erwies sich als Schwerpunktthema der diesjährigen Mitgliederversammung der Vereins Frauenwürde e.V. am 12. Januar 2008 in Köln. Dringend ist hier eine Gesetzesänderung notwendig, damit die Kosten für Verhütungsmittel übernommen werden, befand die Mitgliederversammlung.

"Es kann nicht angehen, dass Schwangerschaftsabbrüche für Arme vom Staat bezahlt werden, Mittel zur Verhinderung einer ungewollten Schwangerschaft aber nicht", erklärt Annegret Laakmann, Vorsitzende von Frauenwürde e.V. Nach Aussagen der Beraterinnen des Vereins wurden 2007 vermehrt ungewollt schwangere Frauen beraten, die von ALG II leben. Als Grund gaben die betroffenen Frauen an, von dem knapp bemessenen Geld keine sicheren Verhütungsmittel bezahlen zu können. Die Pille kostet ca. 10 € monatlich, für eine Spirale sind je nach Qualität ca. 150 € fällig.

"Das Geld für die Pille brauche ich, um für meinen Mann und meine zwei Kinder eine halbe Woche für`s Frühstück einzukaufen" sagte eine Betroffene ihrer Beraterin. Also nicht zu finanzieren, wenn der Regelsatz 311 € pro erwachsene Person bei Verheirateten und Zusammenlebenden oder 345 € für Alleinstehende beträgt. Davon sollen Ernährung, Kleidung, Hygieneartikel und mehr bezahlt werden.

Bis das Gesetz geändert wird, wollen der Frauenwürde e.V. und die in den Beratungsstellen des Vereins tätigen Beraterinnen die Schaffung von kommunalen oder privaten Hilfsfonds vorantreiben, an die sich Frauen mit wenig Geld zur Deckung von Kosten für Verhütungsmittel wenden können.

Ein weiteres Ärgernis ist die fehlende Kenntnis bei manchen Angestellten der örtlichen ARGE über die vor allem jungen schwangeren Hartz IV-Empfängerinnen, die noch im Elternhaus wohnen, zustehenden Mittel. Dieser Umstand führt häufig zu ermüdenden Diskussionen, deren Erfolg auch schon mal eingeklagt werden muss.

Hintergrund:
Der Verein Frauenwürde e.V. wurde vor zehn Jahren von katholischen Frauen und Männern gegründet und ist eine Arbeitsgruppe der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche. Unter seinem Dach haben Ortsvereine in den Jahren nach dem Ausstieg der katholischen Kirche in Deutschland aus der Schwangerschaftskonfliktberatung sechs Konfliktberatungsstellen für Schwangere aufgebaut.
Jährlich suchen ca. 1.200 Frauen in den Frauenwürde-Beratungsstellen das Gespräch in der schwierigen Entscheidungssituation zwischen dem Austragen des Kindes und einem Schwangerschaftsabbruch. Darüber hinaus werden Sozialberatungen bei Schwangerschaft angeboten, sowie Informationsveranstaltungen für Schulklassen über Liebe, Sexualität und Verhütung, um ungewollten Schwangerschaften von Minderjährigen vorzubeugen.

Weitere Informationen:
Annegret Laakmann
Flaesheimer Str. 269, 45721 Haltern
Tel.02364-5588
laakmann@frauenwuerde.de
Internet: www.frauenwuerde.de

Zuletzt geändert am 15­.01.2008