| |
Veröffentlicht am 05­.05.2006

Kurzbericht vom Europäischen Netzwerktreffen

Vom 28. April bis 1. Mai 2006 fand im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod die 16. Jahreskonferenz des Europäischen Netzwerkes „Kirche im Aufbruch“ (EN) statt. Die VertreterInnen kamen aus Österreich, Belgien , Tschechien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Portugal, Spanien, Schweiz, Großbritannien und den USA.

Interreligiöser Trialog

Der Studientag „Haben die abrahamitischen Religionen ohne Patriarchat eine Zukunft“ am Samstag beschäftigte sich mit der Herausforderung des Patriarchats durch die Genderfrage im Judentum, Christentum und Islam .Auf dem Podium diskutierten: Sonja Güntner (Jüdische Gemeinde, Köln), Günter Bernd Ginzel (jüdischer Publizist, Köln), Stefanie Rieger-Goertz ( katholische Theologin, Mainz), Prof. Dr. Erhard Gerstenberger (evangelischer Theologe, Gießen), Rabeya Müller ( Zentrum für islamische Frauenforschung, Köln) und Shech Bashir Ahmad (Vorsitzender Deutsche Muslim-Liga, Bonn). Die Moderation hatte Prof. Dr. Johannes Brosseder (katholischer Theologe, Universität Köln).

Nach Statements zu wichtigen Punkten ihrer Religionen und Entwicklungen kam es zu lebhaften Diskussionen mit den TeilnehmerInne. Am überzeugendsten waren für mich die VertreterInnen des Judentums und des Islam. Sowohl im Judentum als auch im Islam bejahten die PodiumsteilnehmerInnen die Möglichkeit einer Zukunft ohne das Patriarchat und bewiesen es durch schon praktizierte Beispiele. Die Frage, ob dies auch für das Christentum gilt, blieb offen. In vier anschließenden Arbeitskreisen wurden die aufgeworfenen Fragen weiterdiskutiert. In meiner Arbeitsgruppe, die zu dem Thema Genderfrage arbeitete, wurde eine Zukunft der römisch-katholischen Kirche ohne Patriarchat für nicht vorstellbar gehalten.

Am Ende des Studientages fand eine interreligiöse Liturgie statt, die ihren Abschluss durch einen zufällig anwesenden Rabbiner fand, der mit uns die Beendigung des Sabbats zelebrierte. Durch seine fröhliche und liebenswürdige Ausstrahlung wurde dieser Teil der Liturgie zum Höhepunkt derselben.

Am Sonntagnachmittag besuchten die Teilnehmenden die Kirche St. Stephan in Mainz mit Glasfenstern von Marc Chagall und nach einem Gang durch die Altstadt die Moschee in Mainz-Kostheim. Nach einer Einführung und dem Erleben des Nachmittagsgebetes kam es zu einem Gespräch mit dem Leiter eines Ausbildungskurses, den Lehrerinnen und anwesenden jung en Frauen. Diese Gespräche vermittelten uns sehr zwiespältige Eindrücke. Beim anschließenden gemeinsamen Abendbrot war Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen mit den jungen Mädchen.

Mit dem Besuch des Frauenlabyrinths in Wiesbaden und einer „Teilete“ zur Walpurgisnacht ging dieser Tag zu Ende.

Workshops

Die EN-Tagung begann mit vier Workshops zu den Themen: Situation in Polen, Zusammenarbeit des EN mit Europarat und mit der Europäischen Union, Zukunft des EN und Analyse und Strategien der Reformbewegungen in der Amtszeit von Papst Benedikt.

Geschäftssitzungen des EN

An den Vormittagen des Sonntags und Montags fanden die Geschäftssitzungen des EN statt. Dorothea Nassabi legte ihre Arbeit im Sekretariat nieder. An ihrer Stelle wurde François Becker vorgeschlagen und bestätigt.

Als neue Mitglieder des EN wurden die Europäische Föderation der katholisichen verheirateten Priester und ein polnischer Priester als Einzelmitglied aufgenommen.

Die EuroNews werden in Zukunft mindestens in Englisch an die Kontaktpersonen versandt. Diese haben die Aufgabe, die EuroNews in die entsprechende Muttersprache zu übersetzen und zu verschicken. François Francois Becker bittet die Mitglieder des Netzwerkes um Mitarbeit für EuroNews , in dem ihm Artikel, die für EuroNews interessant sind, zu schicken, vor allem über die Schnittstellen von Kirche und Gesellschaft, Nachrichten und Veranstaltungen für das Netzwerk. Dies möglichst schon in Übersetzungen, wobei Englisch obligatorisch ist. Die Landesgruppen sind verantwortlich für die Verteilung von Euro News. Euro News erscheint halbjährig. Beiträge müssen einen Monat vor dem Erscheinen eingereicht werden (Mitte Oktober für die November-Ausgabe, Mitte Februar für die März-Ausgabe).

Im Juni 2006 wird die Akkreditierung des EN im Europarat erwartet.

Für 2007 wird im Europarats ein internationales, interkulturelles und interreligiöses Kolloquium geplant, an dem sich das EN beteiligen wird. Thema: „Sozialer Zusammenhalt in einem multikulturellen Europa, die Rolle der Religionen und Weltanschauungen.“

Die nächste Jahreskonferenz findet vom 3. bis 7. Mai 2007 in Portugal statt.

Eva- Maria Kiklas (Wir sind Kirche)



Pressemitteilung

Hintergrund:
Das 1990 gegründete Europäische Netzwerk „Kirche im Aufbruch” besteht derzeit aus Kirchenreformgruppen in den 13 europäischen Ländern Österreich, Belgien, Tschechien, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Irland, Italien, Niederlande, Portugal, Spanien, Schweiz sowie Vereinigtes Königreich und hat assoziierte Mitglieder in den USA.
In Deutschland gehören die das ökumenische Netzwerk „Initiative Kirche von unten“, die katholische KirchenVolksBewegung „Wir sind Kirche” und die „Initiative Christenrechte“ dem Europäischen Netzwerk „Kirche im Aufbruch” an.

Sekretariat des Europäischen Netzwerks „Kirche im Aufbruch”:

François Becker
52 rue de Verneuil, F-75007 PARIS, France
Tel/Fax: +33- 1- 42 86 13 87
Email: f.becker (at) noos.fr

Simon Bryden-Brook
14 West Halkin Street, GB – LONDON SW1X 8JS, UK
Tel.: +44-20-7235 2841 / Fax: +44-20-7823 2110
Email: brydenbrook (at)talk21.com

Zuletzt geändert am 12­.05.2006