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Veröffentlicht am 01­.09.2016

seit September 2016

Zur aktuellen Gender-Debatte

"Gender", ein Begriff der in gesellschaftlichen und kirchlichen Diskussionen immer wieder vorkommt. Sein Inhalt ist aber oft ungeklärt oder wird missbräuchlich verwendet. Regina Ammicht Quinn beschreibt in ihrem Beitrag in der Zeitschrift "Stimmen der Zeit" 9/2016, wie sich der Begriff ständig weiter entwickelt und so den gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung zu tragen versucht. Für Ammicht Quinn ist Gender ein Analyseinstrument, welches die "Grammatiken" der Geschlechterverhältnisse untersucht. Der Begriff hat aber auch eine Verunsicherungs- und eine Gerechtigkeitskategorie.

neu
Interview mit dem Anthropologen Carel van Schaik: «Wie viele Leute glauben denn wirklich, dass das Geschlecht überhaupt nichts mit der Biologie zu tun habe?»

https://www.> nzz.ch 7.12.2020

Regina Ammicht Quinn: Gender
> Stimmen der Zeit - 9/2016

Prof. Dr. Johanna Rahner: (K)Eine Chance durch Franziskus? Einige unzeitgemäße Anmerkungen zur Rolle der Frau in Theologie und Kirche. Vortrag bei der KEB Osnabrück am 26.09.2016
> Video (63 Min.)

Indien: Bischöfe wollen Stärkung von Frauen auch in der Kirche
> Radio Vatikan 16.3.2015

Empowerment of Women in the Church and Society Gender Policy of the Catholic Church of India 2009!
> PDF 72 Seiten




Fliegende Pressekonferenz des Papstes: Gender, Reisen, Kardinäle
> Radio Vatikan 3.10.2016

Flyer „Geschlechtersensibel – Gender katholisch gelesen“
Hrsg von der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz und der Kirchlichen Arbeitsstelle für Männerseelsorge und Männerarbeit in den deutschen Diözesen e.V
> PDF

KNA 7.10.2016
Weihbischof: Bei Debatte über Gender-Papier hat es "geknallt"
Stuttgart (KNA) Bei der Debatte über den Flyer "Geschlechtersensibel - Gender katholisch gelesen" hat es nach den Worten des Essener Weihbischofs Ludger Schepers in der Deutschen Bischofskonferenz "geknallt". Einige Bischöfe hätten die Ansicht vertreten, die Veröffentlichung der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Bischofskonferenz gebe nicht die Ansicht der Bischöfe wieder, sagte Schepers am Donnerstag in Stuttgart. Schepers gehört der Kommission für Frauenfragen der Bischofskonferenz an und ist mitverantwortlich für das Papier, das Ende 2015 veröffentlicht wurde.
Schepers sprach mit Blick auf Bischofskollegen von Angst, die sich bei der "aufgeladenen Debatte" über Geschlechtergerechtigkeit zeige. Angst sei aber "immer ein schlechter Ratgeber". Die katholische Kirche dürfe sich nicht aus dem gesellschaftlichen Diskurs über Gender heraushalten, so Schepers. Geplant ist nach seinen Worten eine Erklärung der Bischöfe zu dem Thema.
In dem Faltblatt wird unter anderem das Verhältnis von Schlüsselbegriffen wie "Sex" und "Gender" erklärt sowie "die Vielfalt christlicher Männer- und Frauenbilder" herausgearbeitet. Die Kirche wolle "auf allen Ebenen geschlechtersensibel handeln", heißt es. Der Flyer erklärt "Gender Mainstreaming" als "politische Strategie, die zu mehr Chancengerechtigkeit zwischen Frauen und Männern beitragen will".
Schepers sprach bei einer Veranstaltung der württembergischen Katholischen Akademie über "Gender Trouble. Was nun? Zukunftsperspektiven der Kirche". Der Weihbischof rief seine Kirche auf, zur Kenntnis zu nehmen, dass es mehr gebe als Mann und Frau.

> katholisch.de 6.10.2016





KNA 7.10.2016
Gender und Ideologie
Tagung über ein Reizthema in Stuttgarter Katholischer Akademie

Von Michael Jacquemain (KNA)
Stuttgart (KNA) "Ist Gender eine Ideologie?" lautete der Titel der Tagung in der württembergischen Katholischen Akademie. Wer die Vorträge von Philosophen, Theologen und Biologen über Geschlechter und Geschlechterrollen gehört hatte, konnte den Eindruck gewinnen, dass die Fragestellung über das innerkatholisch höchst kontrovers diskutierte Thema auch anders hätte formuliert sein können: Sind nicht diejenigen Ideologen, die am liebsten alle naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und sozialwissenschaftlichen Diskurse ignorieren und alles so belassen wollen, wie es früher gesehen wurde?
Die Berliner Biologin Kerstin Palm erläuterte, dass sich die Erbanlagen eines Menschen und sein jeweiliges soziokulturelles Leben wechselseitig beeinflussen. "Variable Aktivitäten" der Gene führen dazu, dass es bei der Synapsenverbindung, bei denen Zellen miteinander Kontakt aufnehmen, auch "zur biologischen Verkörperung sozialer Erfahrungen" komme. Einfach ausgedrückt: Der Mensch entwickelt sich im hohen Maß als Produkt seines Umfelds - und die konkreten Ausformungen sind sehr vielfältig. Der vor rund 3.000 Jahre verfasste biblische Schöpfungsbericht aus dem Buch Genesis im Alten Testament, wonach Gott die Menschen als Mann und Frau schuf, ist für Palm "eine historische Position und aus heutiger Sicht falsch". Biologisch betrachtet gebe es eben nicht nur zwei Geschlechter.
Das sind Sätze, die viele beunruhigen. Interessen, vor allem Machtinteressen, sind berührt: Seien sie wirtschaftlicher, politischer und religiöser Art, es geht immer um Macht. Thematisiert wurde in Stuttgart auch, woher - auch im konservativ-katholischen und im protestantisch-evangelikalen Milieu - der Hass und die Polemik kommen, mit denen manche auf die Erkenntnisse reagieren und eine hochemotionalisierte Debatte befeuern. Der Mainzer Moraltheologe Stephan Goertz stellte fest, dass "wir erst seit kurzer Zeit um die Vielge-staltigkeit menschlicher Existenz wissen". Es gelte, auch "die Minderheitenvarianten zu respektieren". Für die Münsteraner Theologin Marianne Heimbach-Steins ist es "die eigentliche Gender-Ideologie, die Vielfalt nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen". Sie sprach von "Schließungstendenzen" gegenüber der tatsächlichen Vielfalt.
Unerwartete Aktualität erhielt das Thema Gender noch einmal, weil sich auch Papst Franziskus vor wenigen Tagen dazu äußerte. Er betonte, es sei eine Sache, wenn Personen ihr Geschlecht ändern; eine andere sei es, dies in den Schulen zu lehren, um einen gesellschaftlichen Mentalitätswandel herbeizuführen.
Auch in seinem Lehrschreiben "Amoris laetitia" spricht der Papst von "verschiedenen Formen einer Ideologie, die gemeinhin Gender genannt wird". In Aussicht gestellt werde "eine Gesellschaft ohne Geschlechterdifferenz", der Papst sieht die anthropologische Grundlage der Familie bedroht. Zugleich bietet das Schreiben aber Anknüpfungspunkte für eine offenere Diskussion. Hinzu kommen die wiederholten Äußerungen von Franziskus, sich intensiver mit denen zu beschäftigen, die am Rande der Gesellschaft stehen.
Mit Gender verbunden sind eine Hand voll Reizthemen: Homosexualität, Transsexualität, Intersexualität. Was das auslösen kann, bekam Ende vergangenen Jahres der Essener Weihbischof Ludger Schepers zu spüren: Bei der Debatte über den Flyer "Geschlechtersensibel - Gender katholisch gelesen" hat es nach seinen Worten in der Bischofskonferenz "geknallt". Einige Bischöfe hätten die Ansicht vertreten, die Veröffentlichung der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Bischofskonferenz gebe nicht die Ansicht der Bischöfe wieder.
Schepers gehört der Kommission an und ist somit politisch mitverantwortlich für das Papier. Er sprach mit Blick auf Bischofskollegen von Angst, die sich bei der "aufgeladenen Debatte" zeige. Angst sei aber "immer ein schlechter Ratgeber". Die katholische Kirche dürfe sich nicht aus dem Diskurs über Gender heraushalten. Geplant ist nach seinen Worten eine gemeinsame Erklärung der Bischöfe zu dem Thema. Wann sie kommt, ist offen. Dass die Debatte darüber spannend wird, ist sicher.

> Domradio 7.10.2016

Zuletzt geändert am 11­.12.2020