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Veröffentlicht am 01­.06.2018

Juni 2018 – „Kirche In“ (Kolumne „Unzensiert“)

Schwierige Suche nach Frieden

Das Leitwort für den 101. Deutschen Katholikentag am langen Himmelfahrtswochenende 2018 hätte nicht passender und aktueller sein können: „Suche Frieden“. Während der amerikanische Präsident durch seine unberechenbare Außenpolitik die Weltlage noch gefährlicher macht, kamen 90.000 Menschen in die Friedensstadt Münster, in der vor 370 Jahren der Westfälische Friede ausgehandelt wurde. Die erfreulich starke Beteiligung wie seit Jahrzehnten nicht mehr ist ein gutes Zeichen des wiedererstarkenden Engagements der kirchlichen Basis.

Angesichts der überall spürenden Notsituation in den Kirchengemeinden waren die Themen Frauendiakonat, Frauenordination und Aufhebung des Pflichtzölibats in Münster so virulent wie noch nie. Das war bei den vier Wir sind Kirche-Veranstaltungen im Katholikentagsprogramm genauso zu spüren wie im Wir sind Kirche-Zelt bei den „Gesprächen am Jakobsbrunnen“ mit Prominenten aus Kirche und Politik. Selbst im katholischen Münsterland setzen die Gemeindeschließungen die Existenz von Kirche vor Ort aufs Spiel und fachen den Protest an.

Nicht nur die politischen Nachrichten aus aller Welt haben in Münster gezeigt, wie sehr es an Frieden mangelt. Auch die deutschen Bischöfe gaben mit ihrem unseligen Streit über eine Handreichung zum Kommunionempfang für konfessionsverbindende Ehepaare (siehe Kolumne „Unzensiert“ Mai 2018) kein gutes Beispiel für die Suche nach Frieden ab. Die von Papst Franziskus geforderte „möglichst einmütige Regelung“ müssen die Bischöfe erst noch finden. Früher wurden sie durch Rom gestoppt, jetzt lähmen und behindern sie sich gegenseitig.

Große Diskussionen und massive Proteste schon im Vorfeld gab es über die Einladung des religionspolitischen Sprechers der rechtspopulistischen Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD). Da diese Partei mittlerweile im Deutschen Bundestag vertreten ist, sah die Katholikentagsleitung keine Möglichkeit, sie auszuschließen. Die religionspolitischen Sprecher der anderen Parteien machten auf dem Podium dann aber sehr deutlich, wie wenig christlich die AfD-Positionen sind.

„Suche Frieden – trotz' der Gewalt!“ war das zugespitzte Motto des Katholikentags plus, der nun schon zum vierten Mal einen Katholikentag ergänzte und vom Münsteraner Institut für Theologie und Politik (ITP), der Leserinitiative Publik-Forum (LIP) sowie der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche gemeinsam und selbstfinanziert gestaltet wurde. Hier kamen auch nichtkirchliche Initiativen und Gruppen „von unten“ sowie Persönlichkeiten wie Eugen Drewermann zu Wort, der auf Katholikentagen noch immer unerwünscht ist.

Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

 

 

Zuletzt geändert am 02­.06.2018