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Veröffentlicht am 23­.04.2010

23.4.2010 - welt-online

Ruf nach rascher Entscheidung über Mixas Rücktrittsgesuch

Appell an den Vatikan

Die Reformbewegung „Wir sind Kirche" hat an den Vatikan appelliert, über das Rücktrittsgesuch des umstrittenen Augsburger Bischofs Walter Mixa möglichst rasch zu entscheiden. Eine lange Hängepartie wäre den Katholiken im Bistum Augsburg nicht zuzumuten, sagte „Wir sind Kirche"-Sprecher Christian Weisner.

Der Vorsitzende des Augsburger Diözesanrats, Helmut Mangold, mahnte zudem, nach der Entscheidung über das Rücktrittsangebot dürfe es dann nicht wieder ein Jahr dauern, bis ein neuer Bischof ernannt wird. Weisner betonte, ein rasches Votum Roms sei auch deshalb nötig, weil Mixa nicht nur als Augsburger Bischof, sondern auch als katholischer Militärbischof in Deutschland zurücktreten wolle.

In der jetzigen schwierigen Lage in Afghanistan bräuchten die katholischen Soldaten und ihre Familien schnell wieder einen handlungsfähigen Militärbischof. „Auch deswegen muss man auf eine schnelle Entscheidung des Vatikans über Mixas Rücktrittsangebot hoffen“, sagte Weisner.


Nach wochenlanger Kritik an seiner Person hatte Mixa Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt angeboten. Zur Begründung hatte er gesagt, er wolle weiteren Schaden von der Kirche abwenden und im Bistum Augsburg einen Neuanfang ermöglichen.

Mixa war unter massiven Druck geraten, weil er in seiner Zeit als Stadtpfarrer im oberbayerischen Schrobenhausen (1975 bis 1996) Heimkinder geschlagen haben soll. Mixa hatte dies zunächst geleugnet, dann aber doch „Ohrfeigen“ eingeräumt.

Frühere Heimkinder werfen ihm in eidesstattlichen Erklärungen jedoch massive Prügelattacken vor. Mixa werden auch finanzielle Unregelmäßigkeiten in seiner Zeit als Stadtpfarrer angelastet.

Durch Mixas spätes „Ohrfeigen“-Geständnis ist der Kirche nach Auffassung von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) erheblicher Schaden entstanden. Er hätte sich ein ehrlicheres Verhalten von Mixa gewünscht, sagte Thierse im Deutschlandradio Kultur.

Offenbar habe bei Mixa eine Art Sonderbewusstsein eines katholischen Priesters vorgelegen: „Er meinte, durch Amt, durch Weihe sei er etwas anderes als andere Menschen.“ Ein derartiges Verhalten sei auch in der Politik oder im sonstigen öffentlichen Leben immer wieder zu beobachten.

„So spät wie möglich etwas zugeben, erst unter Druck Konsequenzen ziehen, das ist uns doch vertraut aus vielen Bereichen.“ Weisner betonte, für eine gerechte Abwägung in der öffentlichen Meinung müsse man beachten, dass Mixa körperliche Gewalt gegen Heimkinder vorgeworfen werde, aber von sexuellem Missbrauch bei ihm niemals die Rede gewesen sei. Insofern dürfe Mixa nun nicht zum Sündenbock für die gesamte Misere der katholischen Kirche nach dem Missbrauchsskandal gemacht werden.

Für den Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke war Mixas Rücktrittsgesuch überfällig. In der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“ betonte Jaschke: „Ich fand den Schritt absolut notwendig und vielleicht schon eine Woche zu spät.“

Zuletzt geändert am 24­.04.2010