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Veröffentlicht am 31­.05.2015

31.5.2015 - KirchenZeitung für das Bistum Aachen

Standpunkt: Transparenz ist der nötige erste Schritt

Von Sigrid Grabmeier

Kirche hat eine große Verantwortung. Eine reiche Kirche hat eine noch größere Verantwortung. Es ist höchste Zeit, dass die Bistümer beginnen, sich dieser Verantwortung auch hinsichtlich der Transparenz ihres Vermögens bewusst zu werden – im allereigensten Interesse. Das Kirchenvolk, aber auch die Bevölkerung, hat ein Recht darauf, zu wissen was Sache ist. Denn das Kirchenvermögen wird nicht nur aus Kirchensteuern, sondern aus Zuwendungen des Staates gespeist. Deshalb wäre ein wichtiger weiterer Schritt, dass nicht nur die Kirchensteuern durch aus dem Kirchenvolk gewählte Gremien verwaltet werden, sondern diese Mitwirkung auch auf weiteres Kirchenvermögen ausgedehnt wird.

Wir wissen jetzt, Kirche ist noch viel reicher, als wir das jemals wissen konnten. Aber dieser Reichtum verpflichtet. In Zukunft wird man also, und auch das im Interesse der christlichen Botschaft und des Auftrags der Kirchen, noch viel genauer hinsehen müssen, wie kirchliches Kapital eingesetzt wird, wer davon profitiert und wie mit Menschen, die in kirchlichen Einrichtungen arbeiten, umgegangen wird.

Und einer weiteren Selbstprüfung muss sich Kirche in Deutschland unterziehen: Inwieweit nimmt sie Privilegien in Anspruch wie die Ausgleichszahlungen in Folge der Säkularisation von Reichsgütern, auf die sie längst verzichten könnte gemäß der Aussage im Konzilsdokument „Gaudium et Spes“?

Dort heißt es: Die Kirche „setzt ihre Hoffnung nicht auf Privilegien, die ihr von der staatlichen Autorität angeboten werden. Sie wird sogar auf die Ausübung von legitim erworbenen Rechten verzichten, wenn feststeht, dass durch deren Inanspruchnahme die Lauterkeit ihres Zeugnisses in Frage gestellt ist, oder wenn veränderte Lebensverhältnisse eine andere Regelung fordern.“

Die Autorin ist Mitglied des Bundesteams der Kirchen-Volksbewegung „Wir sind Kirche“.

Zuletzt geändert am 28­.05.2015