8. Februar 2008
Katholische Philosophin: "Diakonat für Frauen öffnen"
Vatikanstadt, 8.2.08 (KAP) Bei dem in Rom seit Donnerstag tagenden ersten vatikanischen Kongress über Frauen in der Kirche hat sich die deutsche katholische Philosophin Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz dafür ausgesprochen, das Diakonatsamt für Frauen zu öffnen. Die Ämterfrage steht auf der Agenda, betonte Gerl-Falkovitz. Historisch gebe es eine jahrhundertelange Tradition von Diakoninnen. Die Kirche könne grundsätzlich überlegen, dieses Amt neu zu strukturieren. Ein Frauenpriestertum komme für sie jedoch mit Blick auf die biblische Überlieferung nicht in Frage, sagte die an der Universität Dresden lehrende Wissenschaftlerin.
Das vom Päpstlichen Laienrat organisierte internationale Treffen unter dem Titel "Frau und Mann, die Menschheit als Ganzes" erinnert die Veröffentlichung des Apostolischen Schreibens "Mulieris Dignitatem" von Johannes Paul II. zur Würde und Berufung der Frau vor 20 Jahren. Mehr als 260 Frauen und Männer aus fünf Kontinenten nehmen an der bis Samstag dauernden Konferenz teil. Weiter sind religiöse Bewegungen und Repräsentanten von mehr als 40 Bischofskonferenzen vertreten.
Der Sekretär des Laienrats, Bischof Josef Clemens, unterstrich, die Frau habe von Beginn an eine wichtige Rolle in der Kirche gespielt. Eine "Verengung auf die Amtsfrage" führe in der heutigen Diskussion jedoch nicht weiter, so Clemens. Es habe Zeiten in der Kirchengeschichte gegeben, wo das "besonders Frauliche" mehr gefördert worden sei als in der Gegenwart. "Frauen haben eine hohe Sensibilität für Fragen der Sozial- und Caritasarbeit, im Bereich der Bildung und der Erziehung", erklärte Clemens. In diesen Tätigkeitsfeldern würde er sich in Zukunft eine breitere weibliche Präsenz wünschen.
"Feminismus ein Kind des Christentums"
Gerl-Falkovitz wandte sich gegen bibelwissenschaftliche Interpretationen, die Jesus zum "Frauenfreund" stilisierten. "Frauen sind kein Biotop besonderer Zuwendung - das ist nämlich eine latente Abwertung", erklärte Gerl-Falkovitz. Jesu zeige vielmehr einen "nonchalanten Umgang" mit Frauen, ohne auf Rang, Bildung oder Herkunft Wert zu legen.
"Der Feminismus ist ein Kind des Christentums", so Gerl-Falkovitz. So löse etwa der Freiheitsbegriff bei Paulus die Fixierung auf das Geschlecht auf. Paulus betone an erster Stelle die Unmittelbarkeit des Menschen zu Gott. Dieser freiheitliche Lebensentwurf sei in anderen Religionen so nicht zu finden. Frauen müssten sich ihrer eigenen Geschichte stärker bewusst werden und aus der christlichen Identität heraus zu argumentieren.
In Österreich setzte sich die Katholische Frauenbewegung (kfb) erstmals 1972 bei der Österreichischen Bischofskonferenz für die Weihe von Diakoninnen ein. Angesichts der vielen Frauen, die heute in der Seelsorge wirken, sei hier eine Öffnung "überfällig", hat kfb-Vorsitzende Margit Hauft dazu mehrfach betont.
Zur Zulassung von Frauen zum Priesteramt hat Johannes Paul II. zwar ein "endgültiges" Nein gesprochen, in der Frage der Zulassung zum Diakonenamt gibt es aber noch kein lehramtliches Urteil. 2002 hatte die Internationale Theologenkommission Stellung genommen und erklärt, ihre Beratungen seien "in Richtung eines Ausschlusses einer solchen Möglichkeit" gegangen. Zugleich wurde aber darauf hingewiesen, es stehe dem Gremium nicht zu, sich lehramtlich verbindlich zu äußern. Die Kommission sei zu der Auffassung gelangt, dass die Funktion der Diakoninnen in der frühen Kirche nicht mit dem heutigen Diakonenamt gleichzusetzen sei, hieß es. Sowohl der Einsetzungsritus als auch die Aufgaben seien verschieden gewesen. Ferner habe die Kommission die Einheit des Weiheamtes unterstrichen, wie sie auch vom Zweiten Vatikanischen Konzil betont worden sei.
Die deutschen Bischöfe hatten auf der Würzburger Synode (1971-75) Paul VI. gebeten, die Frage des Diakonats der Frau "angesichts der gegenwärtigen pastoralen Situation" zu prüfen. Aktuell sind die deutschen Bischöfe in dieser Frage stark gespalten; eine gewichtige Stimme gegen den Frauendiakonat ist der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, der Mitglied der Internationalen Theologenkommission ist. Seiner Ansicht nach kann das sakramentale Weiheamt der katholischen Kirche aus sakramententheologischen Gründen nur getauften und in voller Gemeinschaft mit der Kirche stehenden Männern gespendet werden.
Zuletzt geändert am 12.02.2008