7.3.2010 - dpa-Gespräch
Ruf nach Papst-Stellungnahme zum Missbrauchsskandal
Eine solche Stellungnahme des Papstes wäre ein hilfreiches Zeichen, sagte Weisner. «Denn totale Offenheit ist der einzige Weg, das Vertrauen in die Amtskirche und vor allem in die Kirchenleitung wiederherzustellen.» Auch Papstbruder Georg Ratzinger (86) müsse sich Fragen zum Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen gefallen lassen, sagte Weisner. Georg Ratzinger leitete die Domspatzen von 1964 bis 1994.
Die Reformbewegung «Wir sind Kirche» fordere von den Bischöfen nach den Missbrauchsfällen ein sichtbares Zeichen der Reue, sagte Weisner. «Eine auf einer Pressekonferenz abgelesene Entschuldigung reicht nicht aus.» Als Zeichen der Reue könnte die Deutsche Bischofskonferenz eine gut dotierte Stiftung zur Vorbeugung gegen sexuellen Missbrauch gründen, sagte Weisner. Themen für eine solche Stiftung könnten eine breit angelegte Präventionsstrategie, Reformansätze für die Priesterausbildung und eine Neuausrichtung der kirchlichen Sexualethik sein.
Die katholische Kirche in Deutschland müsse ihre Leitlinien von 2002 zum Umgang mit Missbrauchsfällen ändern, forderte Weisner. Es reiche nicht aus, dass ein Priester nach Missbrauchsfällen lediglich nicht mehr in der Kinder- und Jugendseelsorge eingesetzt werde. Wer in dieser Form kriminell werde, dürfe überhaupt nicht mehr Priester sein, forderte Weisner. «Solche Täter sind auch in anderen Bereichen - etwa in Altenheimen - als Seelsorger unzumutbar.» Denn sie hätten beispielsweise für Beichtgespräche ihre moralische Autorität verloren.
Zuletzt geändert am 07.03.2010