27.2.2010 - FAZ-net
Umfrage: Deutsche halten katholische Kirche für unehrlich
„Die katastrophalen Ergebnisse sind nicht nur der aktuellen Situation zuzuschreiben, sondern Ausdruck eines langfristigen und schlimmen Vertrauensverlustes“, sagte Christian Weisner, Mitinitator der Basis-Bewegung „Wir sind Kirche“ der Zeitung. Auffällig ist in der Umfrage auch, dass selbst unter den befragten Katholiken weniger als die Hälfte ihre eigene Kirche für ehrlich und lebensnah halten - auch wenn diese Teil-Ergebnisse aufgrund der geringeren Stichproben-Größe nicht als repräsentativ gelten können. „Die Kirche ignoriert die Erfahrungen der Menschen in ihrem alltäglichen Leben. Gebetet wird für Familien, aber nicht für Alleinerziehende und Singles“, kritisierte Weisner.
Vertrauen in katholische Kirche gering
Auch das Vertrauen in die katholische Kirche, bei der Aufklärung konstruktiv mit den Behörden zusammenzuarbeiten, ist äußerst gering. Wie die repräsentative Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Omni Quest ergab, gehen nur knapp 20 Prozent der Befragten davon aus, dass die Kirche zur Aufklärung beiträgt. Mehr als zwei Drittel (68,1 Prozent) antworteten, sie tue das nicht.
Fast drei Viertel (73,3 Prozent) der Befragten sehen einen Zusammenhang zwischen der zölibatären Lebensweise von Priestern und dem sexuellen Missbrauch Jugendlicher. 20,6 Prozent meinen, beides habe nichts miteinander zu tun. An der aktuellen Befragung vom Donnerstag (25. Februar) nahmen 1000 Männer und Frauen ab 14 Jahren teil.
Die FDP im Bundestag hat die katholische Kirche aufgefordert, einen Entschädigungsfonds für Missbrauchopfer aufzulegen. Zudem dringen die Liberalen auf den Einsatz unabhängiger Sonderermittler in allen deutschen Bistümern. „Die katholische Kirche wäre gut beraten, nicht länger wie ein Staat im Staate zu handeln„, sagte der rechtspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Christian Ahrendt, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
FDP fordert externe Sonderermittler
Wenn die Bischöfe es ernst meinten mit der Aufklärung möglicher Missbrauchsfälle, „sollte sie externe Sonderermittler für alle 27 deutschen Bistümer einsetzen“. Diese könnten die vergangenen Jahrzehnte in enger Kooperation mit den örtlichen Staatsanwaltschaften unabhängig und unparteiisch aufarbeiten.
Ahrendt appellierte zugleich an die Bischofskonferenz, „einen Entschädigungsfonds einzurichten, aus dem die Opfer für ihr erlittenes Unrecht einen finanziellen Ausgleich erhalten“. Es wäre ein wichtiges Signal an Betroffene, dass „die Kirche sich nicht hinter Verjährungsfristen versteckt, sondern sich in jedem Fall zu ihrer Verantwortung für die Opfer bekennt“.
Zuletzt geändert am 07.03.2010