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Veröffentlicht am 08­.09.2019

8.9.2019 - Unsere Kirche

Guckt hin, hier sind Frauen

Katholische Frauen ( I ) Seit Jahresbeginn ist die Initiative Maria 2.0 mit ihrer Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche präsent. Und die Aktivistinnen haben noch viel vor

Von Elisabeth Friedgen

Neulich ist Andrea Keber wieder von Bekannten auf der Straße angesprochen worden: „Wir haben gelesen, was ihr da macht. Toll! Endlich mal eine gute Aktion!“

Die „gute Aktion“, das ist „Maria 2.0“ und aus dem Leben Kebers und ihrer Mitstreiterinnen inzwischen nicht mehr wegzudenken. Als im Januar eine Frauengruppe aus Münster Maria 2.0 über Facebook startete, waren die Frauen aus der Pfarrei Sankt Franziskus in Nieder-Olm bei Mainz sofort entschlossen mitzumachen. „Wenn sich in unserer Kirche etwas verändern soll, dann müssen wir es jetzt anpacken“, da war sich Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Keber sicher.

Gemeinsam mit Pfarrsekretärin Annette Pospesch und Regina Adams, der Trägerbevollmächtigten der Kita, trommelte sie weitere Frauen zusammen. Pfarrer Hubert Hilsbos unterstützte sie sofort. „Ich habe ihn gefragt, wie er zu dem Thema steht“, berichtet Regina Adams, „und er sagte: ‚Es gibt nicht zu wenige Priester, es gibt zu wenige Priesterinnen.‘“ Das habe sie bestärkt.

Maria 2.0 bestimmt inzwischen den Terminkalender der Frauen. Nachdem sie in der Streikwoche im Mai ihre Ehrenämter niedergelegt hatten und an Pfingsten vor dem Mainzer Dom protestierten, reisten sie im Juli zur Großdemonstration nach Münster. Ab September wird es regelmäßige Aktionen rund um den Mainzer Dom geben.

Ebenso wie die Gruppe aus Nieder- Olm hat auch Eveline Viernickel aus Freiburg-Rieselfeld über die sozialen Netzwerke von Maria 2.0 erfahren. Ende Juni organisierte sie mit ihrer Gruppe eine Demonstration vor dem Münster, während drinnen Christian Würtz zum Weihbischof geweiht wurde. Über 700 Menschen kamen. „Wir wollten den Bischöfen zeigen: Guckt hin, hier sind Frauen, die aus der Mitte eurer Gemeinden kommen, die eure Arbeit mit euch tragen.“ Auf den Plakaten der Demonstrantinnen stand zu lesen: „2000 Jahre sind genug. Jetzt: Gleichberechtigung. Amen.“ oder „Wir können nicht nur Zopf. Wir können auch Mitra.“ Seither organisieren die Freiburgerinnen eine sonntägliche „Aufwache“ – „immer von elf bis halb 12, wenn das Domkapitel aus der Messe kommt“.

Einen der ersten Dialoge gab es in Münster, wo die Bewegung ihren Anfang nahm. Nachdem das Schweigen des Bistums auf Maria 2.0 zunächst „sehr laut“ gewesen sei, wie Mitinitiatorin Andrea Voß-Frick sagt, folgte Bischof Felix Genn im Juni einer Einladung der Frauen. Es sei ein gutes Gespräch gewesen. „Der erste Satz von Bischof Genn in unserem Gespräch war: ‚Ich bin hier, um Ihnen zuzuhören.‘ Und das hat er auch sehr aufmerksam und beeindruckend präzise getan.“ Ein weiteres Treffen sei in Planung.

„Wir müssen den Druck aufrechterhalten“, sagt Viernickel. „Jetzt ist ein Punkt, an dem etwas verändert werden kann, und das merken auch diejenigen, die etwas entscheiden können.“ Darum sei eine gute Vernetzung wichtig, auch mit anderen katholischen Kreisen. Dazu zählen die Katholische Frauengemeinschaft (kfd), der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) und die Reform- Gruppierung „Wir sind Kirche“, sagt Voß-Frick. Die Maria 2.0-Gruppen netzwerken inzwischen auch untereinander. Ende August gab es ein Vernetzungstreffen für das Bistum Münster; zu Beginn der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Fulda im September ist ein neuer Aufruf gemeinsam mit der kfd geplant.

 

Zuletzt geändert am 07­.09.2019