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Veröffentlicht am 07­.10.2022

Erklärung von em. Erzbischof Zollitsch

„Viel zu spät, aber bemerkenswerter Schritt, der anderen Vorbild sein sollte“

Wir sind Kirche zur Video-Erklärung von Alt-Erzbischof Dr. Robert Zollitsch

Pressemitteilung München, Freiburg, 7. Oktober 2022

Als einen sehr späten, aber anerkennenswerten Schritt sieht die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche die Video-Erklärung von Alt-Erzbischof Dr. Robert Zollitsch. Das persönliche Schuldbekenntnis sollte anderen Klerikern in der Kirchenleitung – seien sie noch im Amt oder schon im Ruhestand – Vorbild sein. Denn wie der neue Vorsitzende Missbrauchsbeauftragte, der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser, bei seinem Amtsbeginn erklärte, erschwert die notwendige Distanzierung von früheren Verantwortungsträgern die Aufarbeitung in hohem Maße (https://youtu.be/H1m7398dRXM ab 1:02:00). 

Gleichzeitig ist die Video-Erklärung aber auch eine juristisch ausgefeilte Verteidigungsrede, in der Robert Zollitsch auf seine Einbindung in das klerikale System verweist und die systemischen Verhaltensweisen der Vertuschung benennt. Zollitsch hat nicht nur als Erzbischof (2003-2014) sondern auch als langjähriger Personalreferent des Erzbistums (1983-2003) einen sehr genauen Einblick in die Situation gehabt. Schon vor 2010 gab es im Erzbistum bekannte Fälle, beispielweise wurde in einer Gemeinde in Heidelberg schon vor dem Jahr 1990 ein Priester aus einer Gemeinde ohne Inkenntnissetzung derselben entfernt.

Bei allem Respekt für den unerwarteten Schritt von Robert Zollitsch ist zu fragen:

  • Warum kommt diese Video-Erklärung erst jetzt, kurz vor dem ursprünglich für Ende Oktober 2022 angesetzten Veröffentlichungstermin der Freiburger Missbrauchsstudie?
  • Hat sich Robert Zollitsch vor dieser unpersönlichen Video-Erklärung auch um persönliche Begegnungen mit Betroffenen bemüht oder wird er dies zumindest in der nächsten Zeit versuchen?
  • Warum erweckt Robert Zollitsch den Eindruck, als hätte man erst seit 2010 (Stichwort: Canisius-Kolleg Berlin, P. Klaus Mertes SJ) etwas von den Missbrauchsskandalen gewusst? Mindestens seit dem Skandal um den Wiener Kardinal Hans Hermann Groër im Jahr 1995 und den Enthüllungen in den USA seit Anfang des Jahrtausends ist dies der breiten Öffentlichkeit bekannt.
  • Warum würdigt Robert Zollitsch, der zu einer „systematischen und systemischen Aufklärung und Aufarbeitung“ beitragen will, den Reformprozess des Synodalen Weges mit keinem Wort? Sieht er sich auf der Seite der Reformer oder gehört er zur Gruppe der bischöflichen Gegner des Synodalen Weges? Robert Zollitsch hatte damals als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (2008-2014) den anfangs erfolgversprechenden „Dialogprozess“ gestartet, der dann aber sehr schnell als unverbindlicher „Gesprächsprozess“ im Sande verlaufen ist (https://www.wir-sind-kirche.de/?id=600).
  • Versucht Robert Zollitsch jetzt, Kollegen im (ehemaligen) bischöflichen Amt als Mitunterzeichner für seine Erklärung zu gewinnen oder für eine vergleichbare Erklärung zu gewinnen?
  • Wann endlich ziehen Bischöfe und andere hochrangige kirchliche Verantwortliche schon zu ihren Amtszeiten persönliche Konsequenzen und stellen ihr Amt wegen unverzeihlichen Versagens in der Missbrauchsdramatik zur Verfügung?

Pressekontakt Wir sind Kirche-Bundesteam: 
Sigrid Grabmeier, Tel. 0170 8626 290, E-Mail: grabmeier@wir-sind-kirche.de
Christian Weisner, Tel. 0172 518 40 82, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de

Mehr: https://www.wir-sind-kirche.de/gewalt

 

 

 

 

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Zuletzt geändert am 07­.10.2022