Aufgelesen
  Offener Brief,nicht nur an unsere deutschen Bischöfe:

Unsere Kirche braucht unbedingt ein weiteres Konzil !

Lieber Bruder in Christus Jesus, sehr geehrter Herr Bischof!

Was John Henry Newman einmal über die katholische Kirche gesagt hat:" Es gibt nichtsauf Erden, das so hässlich ist (…)und nichts, das so schön ist wie sie"entspricht in etwa meiner derzeitigen ambivalentenSicht unserer katholischen Kirche:

Ich bin begeistert vom Wirkenabertausender unbekannter Ruth Pfaus und Erwin Kräutlers, die den Geringsten, Ärmsten, Hilfsbedürftigen zur Seite stehenund damit die Nachfolge Jesu verwirklichen. Leider gelangt deren authentisch-christliches Tun viel zu wenig ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, auch bei Christen, und wird von der allgemeinen Presseselten erwähnt. Geschieht es doch einmal, geht spontan die Akzeptanz-Kurve der Kirchein die Höhe.

Entsetzt bin ich andererseits immer wieder über die Unmenschlichkeit einer Hierarchie, die sich seit Kaiser Konstantins Zeiten vermehrt auf das Phänomen Macht eingeschworen hat,neben der die Liebe keinen Platz hat. Einen Beweis dafür hat der jetzige Papst geliefert, als er mit pädophilen Vergehen/Verbrechen seiner "Mitbrüder im priesterlichen Dienst" konfrontiert wurdeundstrengste Geheimhaltung angeordnet hat, verbunden mit schwersten Kirchenstrafen im Falle der Nichtbefolgung. Vermeintlicher Schutz des Ansehens und der Macht des Papsttumssowie einer hierarchisch dominierten Kirchewaren ihm wichtiger als irgendwelche Hilfen für missbrauchte Kinder und Jugendliche. Wenn Hilfen, dann höchstens gegenüber Tätern, die beispielsweise unter Verheimlichung der wahrenGründein eine andere Gemeinde versetzt wurden. Strafrechtlich hat sich der Papst dadurch schuldiggemacht, einerseits wegen Begünstigung der Täter, die er der ordentlichen Gerichtsbarkeit entzog, andererseits wegen unterlassener Hilfeleistung gegenüber den Opfern. Doch wer zieht ihn zur Rechenschaft? Zumindest seinen Anspruch als moralische Autorität hat er damit verloren!

Wenn ihm an einer nachträglichen Schadensbegrenzung gelegen gewesen wäre,- die Opferfürsorge war bekanntlich nicht sein Problem -,hätteer dem Beispiel von Margot Käsmann folgen können: Nach ihrer "Alkoholfahrt" ( 1 ) trat sie umgehend zurück, um Schaden vonihrer Kirche abzuwenden. Weder sie noch ihre Kirche hat das in Misskredit gebracht, ganz im Gegenteil: sie war auf dem ÖKT in München die ungekrönte Queen. Ebenso hätte auch der Papst Charakter zeigen können und dem Papsttum und der Kirche dienen können. Doch vermutlich ging es diesem Papst weniger um Papsttum und Kirche, als vielmehr um seine eigene Machterhaltung.

Statt dessen hat er das Papsttum bloßgestelltund informierte Gläubige laufen der Kirche nun entweder in Scharen davonoder sie sagen :"Jetzt reichts!" (so die `rote Karte` österreichischer Katholiken an den Vatikan). Und bei seinem Besuch in England wurde der Papst von vielen mit dem Schmähruf`Schande über ihn` empfangen.( 2 ) Allerdings jubelten ihm auch eine Menge Leute zu- wussten diese nichts von den Vergehen des Papstesoder akzeptieren sie sein Handeln?Ich meine jedenfalls, dass jemandnicht zu Jubelrufen zu Mute sein dürfte, wenn er sich je mit der leidvollen Situation der Opfer befasst hat, deren Leid durch dieRatzingersche Intervention verlängert und noch vergrößert wurde. Und wie steht ferner der `Stellvertreter Jesu Christi` angesichts des pädophilenSkandals im Licht des Neuen Testaments da:Groteskerweise lässt sich der Papst noch `Heiliger Vater` nennen, an sich ohnehin ein gotteslästerlicher Titel (Ex 20,7 ), welchenJesus untersagt hat ( Mt 23,9), den pädophilen Opfern gegenüber hat er sich aber eher wie der Typ des Bösen Stiefvaters im Märchen verhalten.Jesus jedoch hat mehrfach gezeigt, dass gerade die unschuldigen Kleinen ihm besonders am Herzen liegenund das mit dem drastischen Bild vom `Mühlstein um den Hals` (Mk 9,42) unterstrichen. In der Weltgerichtsrede (Mt 25, 41 b) lässt Jesus keinen Zweifel darüber aufkommen, was zählt:Darin identifiziert er sich nämlich selbst mit den Geringsten seiner Brüder und Schwestern im Ernstfall der Liebe und Barmherzigkeit -ein Test für den Glauben an die Inkarnation. Gottes Geist, der mit Jesus in die Welt gekommen ist, erhebt dort sozusagen Anklage im Namen der Opferunddie Ratzingersche Güterabwägung steht nun als Menetekel über diesem `Pontifikat`.

Jesus kannte die Menschen und wusste um ihre Machtversessenheit (Mt 20,25), deshalb mahnte er seine Jünger: `Bei euch soll das nicht so sein` (Mt 20,26)und die Mahnung, sich der Machtversuchung zu widersetzen, gilt auch dann, wenn es um angebliches Festhalten an der Wahrheitund um die Wahrung der Einheit geht. Grundsätzlich stellt auch der Apostel Paulus fest : `Wir sind nicht Herren über euren Glauben, sondern Diener zu eurer Freude` ( 2 Kor 1,24). Und wenn nun ein Papst sich nicht als `Diener zur Freude` für die Gläubigen, sondern als Despot gebärdet, sich ferner über klare Weisungen Jesu im NT, sowie über Konzilsbeschlüsse hinwegsetzt, alle Organe der Kirche, von den Bischofskonferenzen bis zu Gemeindenund Laienorganisationen,seinen Machtansprüchen unterstellt, der Kardinals - und Bischofs-Ernennungen als Instrument der Machterhaltung missbrauchtund zuweilen einer Diözese einen Bischof aufzwingt, den die Mehrheit der Gläubigen ablehnt ( 4 ), wie überhaupt die Hauptvoraussetzung für einen künftigen Bischof nicht die Eignung, sondern die Linientreue ist, das heißt, die Linie, die dieser Papst gerade vorgibt, der beispielsweise so Firlefanz-Katholiken wie das Engelwerk und die Piusbrüder in einer Nacht- undNebelaktion wieder in den Schoß der Kirche aufgenommen hat,der aber andererseits reformwillige Gläubige, die sich dem NT und dem Vat. II verpflichtet wissen, wie Kirchenfeinde behandelt, sie ungehört verketzertund sich jedem Gespräch mit ihnen verweigert,dann zeigt das genau diese hässliche Seite der kath. Kirche, die J. H. Newman anspricht. Lauter fruchtlose Klagen und Anklagen oder werden sie zu Ansatzpunkten für einen Ausweg aus dem Dilemma?

In der Geschichte Lk 10, 30 - 37 drängen sichunwillkürlich Assoziationen zum pädophilen Skandal auf:Ein Opferpriester und ein Tempeldiener ließen den unter die Räuber Gefallenen, halb tot geschlagen liegen und gingen einfach weiter,nur einer,ausgerechnet aus der `plebs samaritana ` erwies ihm Nächstenliebe und handelte nach Jesu Worten nachahmenswert.

Die Priesterschaft, auf die Jesus ohnehin nicht gut zu sprechen war, führt er in dieser Erzählung als Negativbeispiel vor,hat sie doch als ganze in dieser bedeutsamen Situation versagt.Entsprechend kann das für unsere katholische `Priesterschaft` gelten, zumindest soweit sie Adressat des Geheimhaltungs-Erlasses war:Oder hat etwa jemand, respektive einBischof gegen diesen Erlass protestiert? Alle haben sie doch die Opfer ihrem Schicksalüberlassenund sich dadurch mit-schuldig gemacht.Wohl in blindem Gehorsam haben sie darauf vertraut, dass von ihnen nichts Unmoralisches oder gar Kriminelles verlangt würde. Sie hätten aber auch schon gewarnt sein können aufgrund so unseliger Machenschaften "Roms", wie beispielsweise den jahrzehntelangen Versuch, die lateinamerikanische Befreiungstheologie zu liquidieren ( 3 ). Da Regionalbischöfe jedoch Überregionales angeblich nichts angeht, haben sie tatenlos zugesehen. Nun hat ihnen auch tatsächlich der Papst mithilfe des Treueids ihre Selbständigkeit, die Eigenverantwortung für ihre Diözese und die Mitverantwortung für die Weltkirche "abgekauft". Allerdings sind diese bischöflichen Rechte(und Pflichten natürlich) unveräußerlich,kommen diesem Amt von Anfang an zuund sind älter als jedes Papsttum. Und wenn ein Papst Treueide verlangt, handelt er gegen Jesu Intention, also sündhaft, denn Jesus hat sie untersagt (Mt 5,34)und die Folgen davon hat nun schließlich der Pädophilenskandal deutlich vor Augen geführt.

Die Jahrzehnte alte Antwort der Bischöfe auf alle Reformvorschläge, dass "die Problemeeiner Gesamtkirchlichen Lösungbedürfen", ist richtig,aber ein Papst, der sich weitgehend in die Vergangenheit verabschiedet hatund von sich aus nicht geneigt und nicht mehr fähig ist zu tragfähigen Lösungen, kann wohl nur über den einen Weg dazu gebracht werden, eine gesamtkirchliche Lösung, nämlich ein Konzil zu akzeptieren: Wenn mehrere Bischöfe in Verantwortung für ihre Gläubigen und für die Gesamtkirche notwendige Reformen in ihrer Diözese einführen, dann kommt sicher umgehend ein Verbot oder gar ein Bannstrahl aus Rom. Aber wenn diese Bischöfe kollegial zusammen- und zu ihrer Verantwortung stehen, dann wird notwendigerweise eine gesamtkirchliche Lösung, ein Konzil kommen müssen. Nachdem der Papst im Pädophilieskandal sich derart disqualifiziert hat, darf sich kein Bischof seiner Verantwortung für die Kirche vor Gott und den Gläubigen noch länger entziehen, sonst ist er fehl am Platz.

Unter den Irrungen des Papstes ist derPädophilenskandalwohl seine spektakulärste. Da sich aber in seinem bisherigen kurzen Pontifikat die Fehlurteile und Fehlentscheidungen häuften,hat schon 2010 der weltweit bekannte und anerkannte TheologeHans Küng in einem Offenen Brief an die deutschen Bischöfe zum Ungehorsam gegen diesen Papst aufgerufen, um Kirche und Gläubige vor immer noch größerem Schaden zu bewahren.

Der bibelwidrige Treueid darf dabei keinen Bischof vom not-wendigen Ungehorsam und Widerstand abhalten.

Im Zusammenhang mit den massiven Kirchenaustritten von Gläubigen wird oft als Begründung von den Kirchenoberen auf die durch den Zeitgeist bedingte Glaubenskrise bei den Gläubigen verwiesen. Doch damit verschließen sie weitgehend vor den Tatsachen die Augen.Denn viele langjährig engagierte Gläubige, die sich in ihrer und für ihre Pfarrgemeinde und die Kirche unermüdlich eingesetzt haben, die somit auch die Probleme kennen und daher für Reformen eintraten, die sagen nun nach teils 40-jährigen erfolglosen Bemühungen, dass sie dieses Theater nicht länger mitzumachen bereit sind.Es ist wirklich ein absurdes Theater, das die "Heiligen Herrscher", die offiziellen amtlichen Zeugen Jesuals halsstarrige, unbewegliche Gerontokraten den Gläubigen und der Welt zumuten. Eine nicht mehr neue Karikatur sagt es deutlich, mehr denn je: AMOR (Liebe) umgekehrt (gelesen) ergibt ROMA. Es ist schon absurd, wenn ein Papst Bücher über Jesus und über die Liebe schreibtund sich der größten Lieblosigkeit gegenüber den pädophilen Opfern schuldig macht hat, der in allen kirchlichen Angelegenheiten die Letztverantwortlichkeit beansprucht, aber es aneinem klaren "mea (!) culpa"bisher fehlen ließ. Die unvermeidlichen Krokodilstränen hat ihm erst die Presse herausgedrückt.

Wenn Glauben mit der Glaubwürdigkeit der Zeugen zu tun hat, dann ist es nicht verwunderlich, dass Gläubige in Scharen die Kirche verlassen. Ich selber frage mich im Ernst, was dieser Papst mit Jesus zu tun haben soll? Einige Stellen wurden oben schon angeführt, doch es lässt sich eine ganze Litanei von Beispielen aus dem NT anführen, dass der PapstsouveränJesu Weisungen übergeht. Wenn sich aber der "Stellvertreter" vonJesus nichts mehr sagen lässt, wird den Leuten dochnur nochabsurdes Theater vorgespielt. "Wir sollten es wieder mit Jesus versuchen", hat kürzlich ein deutscher Bischof angeregtund unzählige Gläubige aus dem Volk Gottes,Laien und Kleriker, sind ihm dankbar für dieses Wort, hoffen auf dessen Realisierungund sind bereit, ihren Teil dazu beizutragen. Um aber wieder auf den Urgrund Jesus zu kommen, bedarf es einer Entmythologisierung in mehreren Bereichen der Kirche. An folgenden 3 Beispielen mag das deutlich werden:

  1. Entmythologisierung des Papsttums,
  2. - des Weihesakraments und
  3. - der Tradition
Zu 1. Der Mythos vom ach so "Heiligen Vater" Neben der persönlich schuldhaften Verstrickung des Papstes rückte der Pädophilie-Skandal die strukturelle sündhafte Verstrickung des Papsttums in die Macht- und Unterdrückungsmechanismen in den Blick. Mit Macht und Gewalt kann man zwar einen Gottesstaat, aber kein Reich Gottes errichten. Rückblickend auf die erschütternde Menge der Verbrechen und Skandale der Päpste und des Papsttums müsste der "servus servorumdei" bescheiden werden, wenn er nicht davor die Augen verschließt,vor allem, nachdem diese weitgehend mit dem Mangel an Menschlichkeit zusammenhängen, die im Dienst angeblicher Wahrheiten geopfert wurde. Da nun die Päpste sich auf das Petrusamt berufen, sind sie auch an der Stellung des Petrus in der Urkirche zu messen. Die synoptischen Evangelien weisen Petrus immer wieder eine gewisse Vorrangstellung zu (siehe Mt 16,18), die einem "primus inter pares" entspricht, doch im Leben der Urkirche, wie sie die Apostelgeschichte beschreibt, trifft Petrus nicht allein und einsam weit reichende Entscheidungen, sondern zusammen mit den Aposteln und Gemeindevorstehern, wie im sog. Apostelkonzil (Apg 15,28). Er nimmt auch Widerspruch entgegen und gibt nach, wenn er überzeugt wird (Gal 2,11).

So ein Papst nach dem Muster des Petrus wäre ein Segen für die Kircheund auch fürGläubige aus anderen Teilkirchen akzeptabel. Damit kämen wir dem Herzenswunsch Jesu nach Einheit (das ist nicht diktierte Einheitlichkeit) ein großes Stück näher.

Zu 2. Der Mythos vom Geweihten (selbstverständlich nur dem zölibatären) als dem "Höchsten nach Gott" (Pfr.v.Ars, gest. 1859und seinem Fan Benedikt XVI., anno 2009) Bei einer derartigen Einschätzung kann natürlich nicht vom Zwangszölibat abgegangen werden. Nicht bedacht ist dabei, dass ein Zwangszölibat moralisch von zweifelhaftem Wert und als Zwangsversprechen nicht bindend ist, ganz abgesehen von der Ablehnung durch Jesus, der ein Freund der Freiheit ist. Außerdem könnte dann der frei gewählte Zölibat wieder die ihm gebührende hohe Wertschätzung erfahren. Ein Großteil der Geweihten versteht die Weihe als Befähigung zum Dienst an der Gemeinde, zum Dienst am Menschen. Diese Einstellung verdientAchtung und Dankbarkeit. Andere Geweihte, die Klerikalisten,jedoch missverstehen die Weihe als Zugang zur oberen Kaste einer Zwei-Klassen - Gesellschaft, welche sich durch Überheblichkeit gegenüber der minderwertigen Klasse der Laien auszeichnet, was natürlich dem Geist Jesu ( 5 ) und dem Geist des Dienens absolut widersprichtund die Sakramentalität einer solchen Weihe in Frage stellt.Klerikalisten, welche der Eucharistiefeier vorstehen, sehen das nicht als Dienstamt, sondern sehen sich aufgrund des `Privilegs der Transsubstantiation` als Herren über das Liebes-Gedächtnismahl Jesu, das sie im Spätmittelalter für die Laien zum Hokuspokus(`hoc est …`) verkommen ließen. Der Pfarrer von Ars verstieg sich sogar in die verrückte Vorstellung, dass Gott dem Geweihten, dem Priester gehorcht ( 6 ), was Benedikt XVI. in seinem Brief an seine `Mitbrüder im priesterlichen Dienst` anlässlich des von ihm ausgerufenen Priesterjahres in Erinnerung bringt. Dass die Hände von Ehelosen würdiger seien, den Leib des Herrn zu berühren, als die von Verheirateten, haben ihm die pädophilen "Mitbrüder im priesterlichen Dienst" hoffentlich als Märchen entlarvt. ( 7 ) Im übrigen dürften manche Geweihte, sowohl Papst, als auch Bischöfe und Priester, soweit sie sich von der Transsubstantiation her definieren, entsprechend der Frohbotschaft nach Johannes mehr das liebevoll-karitative Tun (im Symbol der Fußwaschung) in den Blick nehmen Dann sind sie Jesus ähnlicher, als wenn sie wunderschöne feierliche Messen zelebrierenund außerdem entsprechen sie dann mehr dem prophetisch-biblischen Grundsatz:Barmherzigkeit will ich , nicht Opfer! Die Weihe,entzaubert und aufdie Funktion des Dienens ausgerichtet,ist Quelle für echten Gottes-Dienst, für Aufbau und Leben in der Kirchengemeinde undSegenfür die Gläubigen.

Zu 3. Vom Mythos, dass nach der Tradition nur der Mann Christus repräsentieren könne

Ohne die mündliche und die schriftliche Tradition wüssten wir nichts von Jesus. Auch für die Entwicklung der Kirche bietet uns die Überlieferung wertvolle Zeugnisse .Doch die historisch-kritische Methode lehrt uns auch,Zeit undUmstände zu bedenken, in denen irgendein Text entstanden ist, damit er richtig gedeutet werden kann.So lässt sich an mehreren Stellen des NT aufzeigen, dass schon sehr bald die Jünger den Geist Jesu in manchen Bereichen zugunsten des Zeitgeistes aufgegeben haben. Der gleichwertig-gleichberechtigten Behandlung von Männern und Frauendurch Jesus wurde die patriarchalische Vorherrschaft übergestülpt, eine zwar uralte gesellschaftliche Tradition, die jedoch dem Geist Jesu widerspricht, wie das Neue Testament immer wieder belegt.

Dass Jesus nur Männer - nämlich die 12 Apostel- zu Priestern geweiht hat, aufgrund dessen Frauen nie ein Weiheamt in der Kirche bekleiden dürften,erweist sich nach allgemeiner heutiger Kenntnis als dummes Argument,denn 1. hat Jesus überhaupt keine Priester geweiht, 2. sind die 12 Männer/Apostel ein symbolisches Zeichen für das alttestamentliche Bundesvolk und 3. kennen wir heute genügend Namen ( 7 )mit Amtsbezeichnungen - z. T. auf Epitaphien in Stein gemeißelt - , die beweisen, dass es in der Urkirche Diakoninnen, Presbyterinnen/Priesterinnen, Lehrerinnen und Bischöfinnen gegeben hat.Dass Frauen der Feier des Brotbrechens/der Eucharistie vorstanden, kann zweifelsfrei aus den Paulusbriefen entnommen werden. Von der "Apostolin der Apostel" genanntenMaria von Magdala, ganz zu schweigen,welcher Jesus als Erster die entscheidende Botschaft unseres Glaubens, die Auferstehung, anvertraut hat. Mit welchem Recht werden also inzwischenFrauen Weiheämter in der kath. Kirche vorenthalten, wenn doch durch Steine und Dokumente unmissverständlichWeiheämter für Frauen in der Urkirche belegt sind (nach Lk 19,40) ?

Sie, Herr Bischof, haben in der Weihe Verantwortungprimär (!) für "ihre Herde" übernommen, deren Wahrnehmung die "Schafe" inzwischen verstärkt einfordern. Immer mehr Menschen in verschiedenen Teilen der Erde stehen derzeit unter Einsatz ihres Lebens dagegen auf, weiter in Unmündigkeit gehalten zu werden. Auch in unserer Kirche werden es immer mehr mündige Christen, die trotz Ächtung durch Kirchenobere an ihrerKirche hängen, darum nicht austreten, sondern auftreten, weil sie deren fortschreitenden Niedergang nicht untätig mit ansehen können. Da die Reformanliegen - z.B. der kath. Theologieprofessoren - sich aber nicht nur auf ausgesprochen neutestamentliche Themen beziehen,sondern auch auf unveräußerliche allgemeine Menschenrechte, die wiederum in der Menschenwürde gründen, wird deren Einforderung immer lauter werdenund nicht mehr verstummen, so dass die "Römische Taktik" des Aussitzens keinen Erfolg mehr haben wird.Kommt kein Reformkonzil, das den großen Reformstau aufarbeitet, verliert die KirchenleitungStück für Stück weiter ihre Glaubwürdigkeit. Gerade um diese, als Voraussetzung für den Glauben, geht es aber, damit der Massen-Auszug von enttäuschten und frustrierten Gläubigen gestoppt wird.

Vorrangig ist es notwendig, dass Bischöfe mit Verantwortungsbewusstsein mit ihren Priestern und den sog. Laienins Gespräch kommen, um gemeinsam zum Wohl des Volkes Gottes zu beraten und tätig zu werden.Die Wiedereinstellung von verheirateten Priestern und die Berufung von viri probati(für die sich der Theologe J. Ratzinger 1970 stark gemacht hatte), wären mögliche erste Maßnahmen gegen den Kollaps der Kirche vor Ort.

Ostern steht bevor: Mutiges Handeln ist gefragt, dass Jesus in den Gemeinden aufersteht gegen menschliche, allzu menschliche und unmenschliche Behinderungen durch eine egozentrische, jesusvergessenekirchliche Obrigkeit.

Anmerkungen und Kommentare (1) Die ev. Exbischöfin hatte sich zweier Vergehen gegen die Strassenverkehrsordnung ohne zusätzliche Gefährdung der Verkehrssicherheit schuldig gemacht (2) Auch hier bei seinem Besuch in seinem Heimatland im Herbst sind wir das den Opfern schuldig, um Vertuschung, Aussitzen und Vergessen vorzubeugen. (3) Statt dieses authentisch - christliche Wirken als Reklame für die Kirche zu gebrauchen, bekämpfte und bekämpft "Rom" noch diese"Option für die Armen". Dabei kann kein Papst so dumm sein, dass er die hohle CIA - Propaganda glaubt, diese Theologen seien alle Kommunisten. Es ist eher die Geistesverwandtschaft mit den Diktatoren, die RomsHaltung erklärt. Als nämlich Erzbischof O. Romero Rom inständig um Intervention bei der Militärdiktatur El Salvadors zugunsten der Indios bat, blieb Rom untätig. Doch als es um die Verurteilung des Chilenischen Diktators und Massenmörders Pinochet ging, wurden alle diplomatischen Kanäle aktiviert. Hätte sich Rom nur halb soviel um die Armen von San Salvador eingesetzt, wie für Pinochet, hätte das dem Erzbischof und tausenden Indios das Leben gerettet. Jüngstes Beispiel ist Bischof Gonzalo von Ecuador/Sucumbíos. Als Vater der Armen wird er von den Gläubigen seiner Diözese verehrt. -Sucumbíos zählt zu den ärmsten Gegenden Lateinamerikas- Von der Oberschicht und den Kirchenoberen als Kommunist bezeichnet, wurde er nach 23 Jahren segensreicher Arbeit mit seinen Mitbrüdern nach Hause geschickt. Viele Seiten könnte man mit ähnlichen Beispielen wie Dom H.Camara und Bischof Ruis füllen. (4) Joh 10,13 : `Er ist ja ein Mietling (nach J.Kürzinger), und es liegt ihm nichts an den Schafen`,eingesetzt quasi als Lakai des Papstes, nicht eigentlich als Hirt seiner Diözese (5) Mt 23,8 : `Lasst euch nicht Herren nennen, denn ihr habt nur 1 Herrn: Jesus. Ihr alle aber seid Brüder` (6) "auf 2 Worte von ihm begibt sich der große Gott des Himmels in die kl. Hostie hinein" (7) Auf die Frage eines Journalisten an den Papst, wie er das Zusammentreffen des von ihm verkündeten Priesterjahres und der riesigen Offenbarungs-Welle von pädophilen Missbrauchsfällen beurteile, gab dieser zur Antwort: "das hat der Böse Feind gemacht". Das zeigt wiederum, dass der Papst nichts eingesehen hat.Denn das hat wohl kaum der Teufel bewirkt, dass nun endlich den Opfern so weit möglich Gerechtigkeit widerfahren kannund bei weniger "Fällen" hätte sicher die Obrigkeit wieder versucht zu vertuschen und auszusitzen.Andererseits hätte die große Zahl den Papst überzeugen müssen, dasssein überhöhtes klerikalistischesPriesterbild der Realität nicht standhält. (8) Ute Eisen, Prof.inev. Theologie in Giessen, schrieb ihreDoktorarbeit über: ‚Amtsträgerinnen im frühen Christentum`

Übrigens: Als anspruchsvollen Gewissensspiegel für Bischöfe, die ihr Amt ernst nehmen, kann ich einzelne Punkte des Katakombenpakts empfehlen.