„Alle sind mit dem heiligen Geist Beschenkte. Die Gleichheit ist grundlegender
als die Unterschiede zwischen Klerus und Laien“, erklärte die Regensburger
Kirchenrechtlerin Prof. Dr. Sabine Demel am Samstag auf der Bundesversammlung
der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche . „Sensus Fidelium – Der Glaubenssinn
des Gottesvolkes: Fromme Floskel oder erfahrbare Wirklichkeit?“ war das Thema
ihres Vortrags auf der 16. Bundesversammlung, an der weit mehr als 100 Delegierte
und Gäste aus ganz Deutschland vom 22. bis 24. Oktober 2004 in Regensburg
teilnahmen.
Demel rief dazu auf, die Möglichkeiten des bestehenden Kirchenrechts auszuschöpfen,
das zumindest in seinen Grundsätzen Elemente der Anhörung und Mitbestimmung
des Kirchenvolkes bei Entscheidungen enthalte. Zwischen Klerikern und Laien
bestehe ein konstruktiv zu nützendes Spannungsfeld in Form eines „elliptischen
Wechselspiels“. Demel machte Mut, die Dialogpflicht der Amtsträger wieder
und wieder einzufordern und sich darin nicht beirren zu lassen. Die Aufnahme
des Glaubenssinns in das römisch-katholische Kirchenrecht ist eine wesentliche
Zielvorstellung.
Am Freitagabend berichtete Prof. Dr. August Jilek, der schon vor längerer
Zeit eingeladen worden war und dem erst kürzlich selber die kirchliche
Lehrbefugnis entzogen worden war, über den Fall des amtsenthobenen Pfarrers
Hans Trimpl und andere aktuelle Konfliktfälle im Bistum. Der ebenfalls
zu dem Gespräch am Freitagabend eingeladene Domkapitular Dr. Max Hopfner,
zuständig für das bischöfliche Konsistorium in Regensburg, sagte
seine Teilnahme ab.
Bestürzung über Worte und Taten des Regensburger Bischof
Dr. Gerhard Ludwig Müller
Die Bundesversammlung hat ihre
Bestürzung über die Worte und
Taten des Regensburger Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller, in dessen
Bistum sie tagt, in einer Entschließung zum Ausdruck gebracht und
ihn aufgefordert, seine diffamierenden Äußerungen und sein ausgrenzendes
Verhalten unverzüglich zu beenden und über die Reformziele für
eine zeitgemäße
Kirche im Geist des Dialogs und der gemeinsamen Verantwortung für die
Kirche zu sprechen und zu handeln.
Im neunten Jahr nach dem KirchenVolksBegehren, in dem sich mehr als 1,8 Millionen
Katholikinnen und Katholiken für innerkirchliche Reformen (Aufbau einer
geschwisterlichen Kirche, volle Gleichberechtigung der Frauen, Freistellung
des Zölibats, positive Bewertung der Sexualität und Frohbotschaft
statt Drohbotschaft) ausgesprochen haben, werden Anhänger der KirchenVolksBewegung
durch den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller in aller Öffentlichkeit
diffamiert, bedroht und verfolgt. Er scheute nicht davor zurück, sie
als Kirchenfeinde zu bezeichnen.
Am Sonntagmorgen stehen Berichte und Informationen aus der aktuellen Arbeit
und Planungen für das Jahr 2005 auf dem Programm. Mit der Teilnahme
am Gottesdienst im Regensburger Dom geht die Bundesversammlung am Sonntagmittag
zuende.
Die 17. Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung wird vom 18. bis 20. März
2005 in Erfurt stattfinden.
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