Pressemitteilung, 18. März 2003
Bonn / Hannover

Druckfreundliche FassungReformgruppen fordern Rehabilitierung von Hans Küng

Anlässlich seines 75. Geburtstages fordern das ökumenische Netzwerk Initiative Kirche von unten (IKvu) und die katholische KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche den Vatikan auf, Prof. Dr. Dr. Hans Küng endlich zu rehabilitieren. Wenn die römische Kurie schon nicht seine Auffassungen übernimmt, so sollte sie zumindest die Positionen eines der größten Theologen und Ökumeniker des 20. Jahrhunderts als eine herausragende unter vielen als katholisch akzeptieren, erklären die beiden Reformgruppen. Seine Beharrlichkeit in der Erneuerung der römisch-katholischen Kirche sowie sein Einsatz für die Ökumene und den Dialog der Weltreligionen haben seit Jahrzehnten unzählige Menschen inspiriert und ermutigt und werden es auch zukunftsweisende weiterhin tun.

Der von Papst Johannes XXIII. zum offiziellen Berater des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ernannte Schweizer Hans Küng hat ungeachtet der späteren kirchlichen Ausgrenzung entscheidende Beiträge zu einer ökumenischen Theologie geleistet. Seine 1957 fertig gestellte Doktorarbeit "Rechtfertigung" über den Schweizer Reformator Karl Barth wurde damals von Joseph Ratzinger mit den Worten gelobt: "...für eine solche Gabe verdient Hans Küng den aufrichtigen Dank aller, deren Beten und Arbeiten der Einheit der getrennten Christenheit gilt". Mit seinem ökumenischen Engagement hat Küng maßgeblich dazu beigetragen, dass 1999 eine katholisch-lutherische Einigung in der Rechtfertigungslehre zustande kam. Sein 1990 gestartetes "Projekt Weltethos" hat den angesichts der gegenwärtigen Weltlage immer notwendiger werdenden interreligiösen Dialog entscheidend befruchtet.

Auf Grund seiner Vorschläge zur Reform der katholischen Kirche wurde Küng am 18. Dezember 1979 unter Papst Johannes Paul II. und auf Initiative des Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Ratzinger, die kirchliche Lehrerlaubnis "missio canonica" entzogen. Doch Küng hat seine theologisch fundierten Aussagen über das umstrittene Unfehlbarkeitsdogma von 1870 nicht zurückgenommen und damit gezeigt, dass nicht Gehorsam sondern Widerstand – eine eher seltene katholische “Tugend” – gefordert ist, wenn es gilt, sich römischen Anmaßungen zu widersetzen.

Hans Küng war einer der "geistigen Väter" der 1981 gegründeten Initiative Kirche von unten (IKvu) und des 1995 durchgeführten KirchenVolksBegehrens, aus dem die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche hervorgegangen ist. Der erste “Katholikentag von unten” 1980 in Berlin belegte in eindrucksvoller Weise, dass sein mutiges Verhalten die kirchliche Basis in einer Großveranstaltung in der Freien Universität Berlin solidarisierte – für den deutschen Katholizismus ein bis dahin einmaliges Ereignis.
Fast 25 Jahre nach den Sanktionsmaßnahmen der Kurie gegen Küng hat sich erwiesen, dass der theologische Streit nicht autoritär gelöst werden kann. Denn Streitfragen wie die Kollegialität der Bischöfe, Empfängnisverhütung, Frauenordination, Schwangerschaftskonfliktberatung und jetzt ganz aktuell die Abendmahlgemeinschaft sind und bleiben in der Diskussion.

Wie schon beim Katholikentag 2000 in Hamburg wird Prof. Küng am Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin auf Einladung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche teilnehmen.

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