Pressemitteilung Nr. 4, 3. Februar 2003
Deggendorf / Hannover

Druckfreundliche FassungWir sind Kirche kritisiert Verschleppungstaktik des Regensburger Ordinariats bei der Behandlung von Fällen sexuellen Missbrauchs
Beteiligung an Mahnwache zu Prozessbeginn

Am Mittwoch 5.Februar 2003 wird sich die KirchenVolksBewegung in Weiden/Oberpfalz an der Mahnwache beteiligen, die von der "Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen e.V." zum Prozessbeginn gegen einen wegen sexuellen Missbrauchs in 45 Fällen angeklagten Regensburger Diözesanpriester initiiert wurde.

Nicht ohne Grund hat die KirchenVolksBewegung anlässlich der Herbstkonferenz der deutschen Bischöfe im September 2002 von Bischöfen und Ordinariaten u_n_a_b_h_ä_n_g_i_g_e Ombudsstellen gefordert, die Opfer sexuellen Missbrauchs durch Priester und kirchliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beraten, begleiten und gegenüber den Ordinariaten vertreten. Dadurch sollte gewährleistet sein, dass die Dienstbehörde des Täters nicht gleichzeitig die unmittelbare Ansprechstelle für Opfer sexuellen Missbrauchs ist, d .h. im Zweifelsfalle befangen. Diese Forderung wurde bedauerlicherweise in den Leitlinien der deutschen Bischöfe zum Umgang mit sexuellem Missbrauch nicht aufgegriffen.

"Die im Bistum Regensburg getroffene Entscheidung, mit Domkapitular Wilhelm ein Mitglied des Domkapitels und damit einen unmittelbaren Kollegen des für die Versetzungen des betreffenden Priesters zuständigen Domkapitulars mit der Stelle des Ombudsmannes zu betrauen, ist mehr als unglücklich" so Sigrid Grabmeier von Wir sind Kirche-Regensburg und Mitglied des Bundesteams der KirchenVolksBewegung. "Für die ,Altfälle' die jetzt aufgearbeitet werden müssten, fühlt er sich nicht zuständig. Ob er bei ,Neufällen' sich in der Lage sieht, gegenüber Kollegen Konsequenzen einzufordern und einzuleiten, bleibt abzuwarten. Für viele Menschen unverständlich ist, warum der in Kenntnis dessen Veranlagung für die Versetzungen des Priesters zuständige Domkapitular Hirsch immer noch im gleichen Referat die Leitung innehat. In der Wirtschaft oder in der Politik muss ein Verantwortlicher schon bei viel geringeren Fehlentscheidungen die Konsequenzen ziehen."

Selbst der in den Leitlinien der deutschen Bischofskonferenz niedergelegten Verpflichtung, dass "dem Opfer und seinen Angehörigen menschliche, therapeutische und pastorale Hilfen angeboten (werden)", ist man in der Diözese Regensburg nicht nachgekommen. Gespräche mit den Betroffenen können, entgegen der Meinung des Generalvikars Dr. Wilhelm Gegenfurtner, die er in einem Schreiben an die "Initiative gegen Gewalt" äußert (siehe www.wsk-regensburg.de), auch schon vor einem Gerichtsurteil geführt werden. Schließlich wurde der Priester auch ohne richterlichen Spruch durch die Diözesanleitung vom Amt suspendiert.

Wir sind Kirche fordert die Diözesanleitung auf, entsprechend den Leitlinien der deutschen Bischofskonferenz, den Kontakt mit den Opfern sexuellen Missbrauchs zu suchen und sich aktiv für die Verarbeitung der Situation im Umfeld einzusetzen, also z.B. in den Gemeinden vor Ort. Die Entscheidung, ein Mitglied des Domkapitels als bischöflichen Beauftragten zu benennen ist zu revidieren. Anzustreben ist eine diözesanunabhängige oder überdiözesane Beauftragung. Insbesondere muss der oder die Beauftragte auch für Altfälle ansprechbar sein und die notwendigen Maßnahmen einleiten.

Wir sind Kirche wendet sich gegen einen Generalverdacht gegenüber allen Priestern, Ordensleuten und kirchlichen Mitarbeitern. Doch ohne einen offenen und transparenten Umgang mit Missbrauchsfällen und ohne entschiedenes Handeln durch die Diözesanleitung sieht die KirchenVolksBewegung die Gefahr einer weiteren Skandalisierung und damit der Schädigung des Ansehens der Kirche und eines ganzen Berufsstandes.

Bereits Ende Juni 2002 hatte die KirchenVolksBewegung den "Zypresse-Notruf" (Telefon 0180-3000862 oder Email zypresse@wir-sind-kirche.de) für von sexueller Gewalt durch Priester, Ordensleute und kirchliche Mitarbeiter betroffene Kinder und Jugendliche eingerichtet.

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Sigrid Grabmeier
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Köckstraße 1 - 94469 Deggendorf
Tel: 0991-2979584 oder 0170 8626290
Email: sigrid@grabmeier.net
Internet: www.wsk-regensburg.de und www.wir-sind-kirche.de

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