Pressemitteilung, 12. September 2000

Wir sind Kirche fordert Vatikan zum Dialog in Augenhöhe beim "Tag der Weltreligionen" auf der EXPO auf

 

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche appelliert an die römisch-katholischen Teilnehmer des "Tages der Weltreligionen" am 12. September 2000 auf der EXPO, trotz der jüngsten Erklärung "Dominus Iesus" aus Rom einen "gleichberechtigten Dialog in Augenhöhe" mit den anderen Weltreligionen zu führen.

An die in Hannover anwesenden Vertreter und Vertreterinnen der großen Weltreligionen richtet die innerkatholische Reformbewegung die eindringliche Bitte, sich durch diese beschämende Erklärung aus dem Vatikan nicht in ihrem gemeinsamen Bemühen um die Zukunft der Menschheit beirren zu lassen.

Gegen die am 5. September 2000 in Rom von der Kongregation für die Glaubenslehre veröffentlichte Erklärung "Dominus Iesus" über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche hatte die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche am 6. September 2000 mit folgender Stellungnahme protestiert:

Stellungnahme von Wir sind Kirche zur Erklärung "Dominus Iesus"

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche ist entsetzt über die am 5. September 2000 in Rom veröffentlichte Erklä-rung "Dominus Iesus" von Kurienkardinal Joseph Ratzinger. In aller Schärfe protestiert Wir sind Kirche gegen dieses Dokument, das den Vorrang der römisch-katholischen Kirche vor anderen Glaubensgemeinschaften betont.

  1. Die Erklärung ist der fragwürdige Versuch, das überwundene absolutistische Kirchenbild des Ersten Vatikanums mit dem uneingeschränkten Primat des Papstes wieder in Kraft zu setzen, und steht im schroffen Gegensatz zu den durch das Zweite Vatikanische Konzil initiierten hoffnungsvollen Bemühungen um eine innerchristliche Ökumene und einen interreligiösen Dialog.
  2. Die Erklärung widerspricht den langjährigen Bemühungen von Papst Johannes Paul II. um die Verständigung mit anderen christlichen Kirchen und mit den Weltreligionen. Mit ihrem Anspruch, "an die Einzigartigkeit der von ihm (Jesus Christus) gestifteten Kirche" müsse "fest geglaubt" werden, ist die Erklärung in unseren Augen theologisch problematisch und auf jeden Fall pastoral verheerend.
  3. Für die Kirchen der Reformation ist es eine ungeheure Beleidigung, wenn ihnen das authentische "Kirchesein" abgesprochen wird. Gleichzeitig wird ein Keil zwischen die Bestrebungen um Einheit seitens des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) getrieben, wenn den Kirchen der Orthodoxie, Mitgliedskirchen im ÖRK, hoheitsvoll zugestanden wird, in ihnen bleibe "die Kirche Jesu Christi gegenwärtig und wirksam", nicht aber in den Kirchen der Reformation. Der 1999 mühsam errungene Konsens in der Rechtfertigungslehre wird vor dem erneut artikulierten Absolutheitsanspruch der römischen Kirche relativiert, wenn nicht gar in Frage gestellt.
  4. Die aufrichtigen Bemühungen um den Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin werden durch die Erklärung aus Rom erheblich erschwert und bewusst aufs Spiel gesetzt. Damit ist der mühsam errungene Religionsfrieden in Deutschland langfristig gefährdet.
  5. Wir sind Kirche fordert die Deutsche Bischofskonferenz auf, sofort und unmissverständlich klar zu stellen, dass die seit dem Zweiten Vatikanum eingeleiteten Schritte bezüglich der innerchristlichen und außerchristlichen Ökumene unumkehrbar, theologisch notwendig sowie pastoral geboten sind und der Gebetsbitte Jesu "Ut unum sint!" ("Damit alle eins seien!") entsprechen. In dieser Situation erwartet das Kirchenvolk ein klärendes Wort der Bischöfe gegen den römischen Absolutheitsanspruch und gegen die faktische Abwertung der anderen christlichen Kirchen.
  6. Alle Theologen und Theologinnen, insbesondere die "Europäische Gesellschaft für katholische Theologie", werden von der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche aufgefordert, auf diese erneute römische Provokation argumentativ zu reagieren im Dienst an der Wahrheit, die sich nicht in römischen Erlassen einfangen lässt.

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