Pressemitteilung, 1. September 2000Wir sind Kirche sieht Seligsprechung von Papst Pius IX. als gescheiterten Balanceakt |
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Als zum Scheitern verurteilten kirchenpolitischen Balanceakt wertet die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche die gleichzeitige Seligsprechung der beiden so unterschiedlichen Päpste Pius IX. und Johannes XXIII. am 3. September 2000. Mit diesem Vorgang trägt der Vatikan außerdem zu einer weiteren Entwertung der Selig- und Heiligsprechungen bei. In seinem 22-jährigen Pontifikat hat Papst Johannes Paul II bisher 989 Männer und Frauen selig und 323 heilig gesprochen; dies sind weit mehr als in den vergangenen 300 Jahren zuvor. Die Seligsprechung des umstrittenen Papstes Pius IX. widerspricht nach Auffassung von Wir sind Kirche dem Schuldbekenntnis von Johannes Paul II. vom 12. März 2000, in dem er Verfehlungen gegen die Menschenrechte und Toleranz beklagt und dafür um Vergebung gebeten hat. Denn Pius IX. ist ein Papst, der sich genau dieser Verfehlungen schuldig gemacht hat: er hat Menschenrechte verletzt und Juden die freie Ausübung ihrer Religion beschnitten. Das Pontifikat Pius IX. war geprägt durch einen autoritären Regierungsstil sowie durch die Ablehnung liberaler und demokratischer Rechte, die er im Territorium des Kirchenstaates rigoros verweigerte. Zudem entsteht der Eindruck, durch diese Seligsprechung sollten die päpstliche Unfehlbarkeit erneut eingeschärft und bestimmte Aussagen des jetzigen Papstes jeder Diskussion entzogen werden. Auch die Art der damaligen Durchsetzung des Dogmas der päpstlichen Unfehlbarkeit ist nach Ansicht von Wir sind Kirche nicht unumstritten. Insbesondere ist das Verhalten von Pius IX. den jüdischen Menschen gegenüber zu beanstanden: Im Vatikanstaat befand sich das letzte europäische jüdische Ghetto; Juden und Jüdinnen wurden gezwungen, sich christliche Missionspredigten anzuhören. Pius IX. rechtfertigte sogar das Mittel der Entführung, um die katholische Erziehung eines ohne Wissen der jüdischen Eltern getauften Kindes zu garantieren - so geschehen im Falle des Juden Edgar Mortara. Die deutsche KirchenVolksBewegung gehörte zu den ersten, die am 6. Mai dieses Jahres mit einem Schreiben an den Nuntius des Heiligen Stuhls in Deutschland, Erzbischof Giovanni Lajolo, Papst Johannes Paul II. aufgefordert hatten, "um der Glaubwürdigkeit der Kirche und der Lauterkeit ihres Zeugnisses willen" von der geplanten Seligsprechung Giovanni Mastai-Ferretis, dem späteren Papst Pius IX., Abstand zu nehmen. Wir sind Kirche bedauert, dass der Vatikan - trotz fundierter Stellungnahmen wie von der Arbeitsgemeinschaft katholischer Kirchenhistoriker im deutschen Sprachraum und dem Gesprächskreis Juden und Christen beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken - den Seligsprechungsprozess unbeirrt zu Ende geführt hat. |
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