Pressemitteilung, 7. Mai 2000

Wir sind Kirche fordert den Papst auf, von der Seligsprechung Pius IX. Abstand zu nehmen

 

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche hat Papst Johannes Paul II. aufgefordert, von der geplanten Seligsprechung Papst Pius IX. Abstand zu nehmen. Mit einem Schreiben an den Nuntius des Heiligen Stuhls in Deutschland, Erzbischof Giovanni Lajolo, wendet sich Wir sind Kirche gegen den laufenden Selsprechungsprozess "um der Glaubwürdigkeit der Kirche und der Lauterkeit ihres Zeugnisses willen".

"Eine Seligsprechung dieses umstrittenen Papstes würde das Schuldbekenntnis von Johannes Paul II. vom 12. März 2000, in dem er Verfehlungen gegen die Menschenrechte und Toleranz beklagt und dafür um Vergebung gebeten hat, obsolet machen", erklärt Dr. Magdalene Bußmann vom Bundesteam der KirchenVolksBewegung, "Pius IX. aber ist ein Papst, der sich genau dieser Verfehlungen schuldig gemacht hat: er hat Menschenrechte verletzt und Juden die freie Ausübung ihrer Religion beschnitten."

Zudem könnte der Eindruck entstehen, so Bußmann, durch diesen Vorgang sollten die päpstliche Unfehlbarkeit erneut eingeschärft und bestimmte Aussagen des jetzigen Papstes jeder Diskussion entzogen werden.

In dem an den Nuntius Giovanni Lajolo gerichteten Schreiben heißt es, "Dass dieser Papst durch eine so hohe Auszeichnung gewürdigt werden soll, halten wir nicht nur für unangebracht und unangemessen, sondern für äußerst fatal. Denn das Pontifikat Pius IX. ist geprägt durch einen autoritären Regierungsstil sowie durch die Ablehnung liberaler und demokratischer Rechte, die er im Territorium des Kirchenstaates rigoros verweigerte."

Auch die Art der Durchsetzung des Dogmas der päpstlichen Unfehlbarkeit ist nach Ansicht von Wir sind Kirche - gelinde gesagt - nicht unumstritten. Insbesondere ist das Verhalten von Pius IX. den jüdischen Menschen gegenüber zu beanstanden: Im Vatikanstaat befand sich das letzte europäische jüdische Ghetto; Juden und Jüdinnen wurden gezwungen, sich christliche Missionspredigten anzuhören. Pius IX. rechtfertigte sogar das Mittel der Entführung, um die katholische Erziehung eines ohne Wissen der jüdischen Eltern getauften Kindes zu garantieren - so geschehen im Falle des Juden Edgar Mortara.

Nähere Informationen durch das Mitglied des Wir sind Kirche-Bundesteams:
Dr. Magdalene Bußmann, Max-Fiedler-Str. 16, 45128 Essen, Tel. und Fax: 0201-236006

Bundesweite Kontaktadresse:
Bundesweites Spendenkonto:
Wir sind Kirche
Wir sind Kirche Förderverein eV
c/o Christian Weisner
Tel.: +49 (0511) 80 00 10
Konto 18 222 000
Hildesheimer Str. 103
Fax: +49 (0511) 988 60 50
Darlehenskasse Münster e.G.
D 30173 Hannover
eMail: info@wir-sind-kirche.de
(BLZ 400 602 65)

PRE_2000-15