Pressemitteilung, 17. April 2000

Rüffel für Bischöfe - Hoffnung für Kirche

 

Der Rüffel aus Rom für Bischöfe, die sich um eine Einbeziehung des Diözesanvolks in Bischofsernennungen bemühen, ist nach Überzeugung der Plattform "Wir sind Kirche" eine Hoffnung für die katholische Kirche. Je mehr Hardliner im Vatikan an autoritär-zentralistischen Führungsstrukturen festhalten, um so stärker wird der entgegengesetzte Druck aus allen Ecken und Enden der Weltkirche werden.

Der Innsbrucker Diözesanbischof Dr. Alois Kothgasser hatte in seiner Dialog-Arbeitsgruppe "Bischofsamt" ein Papier entwickelt, das in gewissenhafter Übereinstimmung mit dem Kirchenrecht und pastoralen Erfordernissen ein Profil entwickelte, wie zeitgemässe Bischöfe aussehen und wie sie bestellt werden sollten. Dank der "kollegialen Natur und Beschaffenheit des Episkopats" seien Bischöfe "nicht Stellvertreter des Bischofs von Rom", heisst es darin u.a., sondern zu eigenverantwortlichen Entscheidungen berufen. Daher sollten auch für die Bestellung von Bischöfen kollegiale Beratungsvorgänge verpflichtend gemacht werden.

Das Kothgasser-Papier sieht vor, dass jeder Diözesanbischof wenigstens alle drei Jahre eine "Wahlversammlung" einberuft, wo Vertreter der diözesanen Priester- und Pastoralräte sowie der Ordensgemeinschaften und wichtiger Laienorganisationen in geheimer Wahl eine Liste mit drei oder mehr Kandidaten für eine Bischofsernennung zusammenstellen. Im Bedarfsfall soll dann der Papst "nur aus den eingereichten Listen" einen Bischof bestellen, doch wird dies als "wünschenswert", also nicht hundertprozentig verbindlich, bezeichnet. Damit wäre die Letztentscheidung des Papstes und damit auch das geltende Kirchenrecht gesichert, das im übrigen im Canon 377 bestimmt: "Der Papst ernennt die Bischöfe frei oder bestätigt die rechtmässig Gewählten." Rechtmässig gewählt werden z.B. alle Bischöfe der mit Rom unierten Ostkirchen.

Nun hat der Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Lucas Moreira Neves (er gilt als einer der Papstkandidaten), die österreichische Bischofskonferenz in einem "Geheimbrief" wissen lassen, dass eine solche Änderung nicht in Frage komme, und er hat sogar Bischof Johann Weber, der in seiner Diözese in voller Übereinstimmung mit dem Kirchenrecht einen Konsultationsmechanismus bereits praktiziert hat, zu dessen Rücknahme aufgefordert. Auch das geltende Kirchenrecht sieht Konsultationen des Apostolischen Nuntius vor, aber alles soll unverbindlich bleiben und der Papst ohne Begründung ernennen können, wen er will.

Dagegen gibt es seit Jahren Widerspruch aus allen kontinentalen Bischofssynoden der Welt. Die Plattform "Wir sind Kirche" ist überzeugt, dass diese Proteste angesichts solcher Haltungen zu- und nicht abnehmen werden. Der Trend gegen den derzeit praktizierten Zentralismus im Vatikan ist unübersehbar und unumkehrbar geworden. Österreichs Bischöfe sollten gerade jetzt nicht nachgeben, sondern brüderlich im Ton, aber fest in der Sache auf einer Einbeziehung des Kirchenvolks in die Bischofsbestellung bestehen.

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