Pressemitteilung, 27. März 2000

Wir sind Kirche-Bundesversammlung"Kirche - Macht - Ethik" vom 24. bis 26. März 2000 in Köln:
Kirche sollte Ethik-Foren bilden und darf nicht nur Moralinstanz sein
Gottesdienst zum "Weltgebetstag für Frauenordination" auf der Kölner Domplatte verboten

 

Wie kann die katholische Kirche nach der unheilvollen Auseinandersetzung um die Schwangerschaftskonfliktberatung noch zukunftsfähige und glaubwürdige Beiträge in den Konfliktfeldern der Gesellschaft leisten? Unter dieser Leitfrage stand die 7. Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche, zu der 80 Delegierte aus 20 deutschen Diözesen vom 24. bis 26. März 2000 nach Köln gekommen waren.

In dem Impulsreferat "Kirche - Macht - Ethik: Plädoyer für eine zukunftsfähige Moral" stellte Dietmar Mieth, Professor für Theologische Ethik in Tübingen, heraus, dass die Kirche heute keinen Einfluss mehr auf Ethik im Rahmen des gesellschaftlichen Konsenses habe, obwohl Ethik in der Gesellschaft boome. Dabei unterschied Mieth deutlich zwischen Ethik und Moral: "Die Kirche macht Moral und sitzt dabei am Katzentisch der internationalen Ethik". Vor allem durch ihren Machtmissbrauch habe die Kirche Ethik verletzt. Eine wirksame rechtliche Kontrolle im rechtsstaatlichen Sinne gebe es in der Kirche praktisch nicht, auch wenn dies die Kirche für sich reklamiert. Letzten Endes habe das letzte Wort derjenige, der die Macht habe.

Moral, so Mieth, müsse am Menschen gemessen werden, dadurch werde sie zukunftsfähig. Der Mensch dürfe nicht Opfer der Moral werden, es gehe darum, eine Moral mit menschlichem Antlitz zu formulieren. Damit dies zum Tragen kommen kann, forderte Mieth, dass sich Kirche als Ethik-Forum verstehen solle und nicht als Moralinstanz. Außerdem mahnte er die Entwicklung einer Streitkultur in der Kirche an. Zu oft werde in der Kirche vom Dienen geredet, hinter diesen Worten sich aber tatsächlich Machtausübung verberge. Natürlich, so Mieth, sehe er auch Hoffnungsschimmer. Allerdings solle sich das Kirchenvolk auch bewusst sein, dass Initiativen zu Veränderungen in der Kirche von unten kommen müssen, da sei jeder einzelne gefordert.

Auf der Tagesordnung der Bundesversammlung standen weiterhin die letzten Vorbereitungen für die Beteiligung am 94. Deutschen Katholikentag 2000 in Hamburg sowie erste Überlegungung zu einem Treffen aller Reformbewegungen im Herbst diesen Jahres. Die Teilnehmenden gedachten auch Oscar Romeros, des Erzbischofs von El Salvador, der am 24. März vor genau 20 Jahren am Altar ermordet wurde.

Am Samstag Abend informierte das "Kölner Netzwerk für eine geschwisterliche Kirche" im Kölner Domforum über seine Entstehung und den Werdegang der letzten zehn Jahre. Wie gering die Unterschiede zwischen den Konfessionen kabarettistisch sind, machte das, das abschließende Kirchenkabarett "Klüngelbeutel" deutlich.

Vertreter und Vertreterinnen des Präsidiums des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, des Kolping Bundesfachausschusses "Kirche mitgestalten", des Arbeitskreises Erneuerung der Kirche im Bund Neudeutschland und der Initiative Kirche von unten nahmen als Gäste an der Bundesversammlung teil. Wir sind Kirche bedauert allerdings, dass - anders als in anderen Diözesen - kein Vertreter des Kölner Ordinariats der Einladung zur Bundesversammlung gefolgt ist.

Der ursprünglich auf der Domplatte geplante Gottesdienst zum "Weltgebetstag für Frauenordination" wurde nicht an diesem Ort gefeiert, nachdem es im Vorfeld Konflikte mit dem erzbischöflichen Ordinariat und der Stadt Köln gegeben hatte.


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