Pressemitteilung
|
||
Am 13. Januar 1995 wurde Bischof Jacques Gaillot, damals Bischof von Evreux (Normandie, Frankreich), vom Vatikan seines Amtes enthoben und zum Titularbischof von Partenia ernannt, einer seit dem 5. Jahrhundert im Wüstensand Nordafrikas versunkenen Diözese. Bald nach seiner Ernennung zum Bischof im Jahre 1982 ist Jacques Gaillot durch seine eindeutigen Stellungnahmen bekannt geworden: zu Atomwaffen, zur Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen, zum Golfkrieg, zur Todesstrafe, zu Aids, zur Solidarität mit dem palästinensischen Volk und zur Apartheid in Südafrika. Gaillot plädiert für eine Kirche, die näher bei den Menschen ist und die Herausforderungen der modernen Zeit wahrnimmt und erfüllt. Sein unermüdliches Engagement galt und gilt vor allem den "Sans-papiers" (den Ausländern "ohne Papiere"). In Frankreich beschwerten sich deshalb viele konservative Gruppierungen und einflussreiche Persönlichkeiten über ihn und forderten von Rom seine Absetzung. Die überraschende "Versetzung" löste bei Christen und Nichtchristen in vielen Ländern große Entrüstung aus. An zahlreichen Orten fanden Protestversammlungen und Unterschriftssammlungen statt. Jacques Gaillot, am 11. September 1935 in Saint-Dizier (Haute-Marne) geboren, absolvierte eine klassische Ausbildung. Als Seminarist nahm er während des Algerienkrieges 18 Monate am Militärdienst teil. Dort erlebte er die Tragödie des Krieges und beschloss, sich für den Weg der Gewaltlosigkeit einzusetzen. Die Amtsenthebung vor genau fünf Jahren hat Jacques Gaillot nicht zum Schweigen gebracht. Seine Stimme zum aktuellen Geschehen ist nicht verstummt, im Gegenteil: in Paris und über dessen Grenzen hinaus ist dieser Bischof überall dort aktiv, wo Menschen ausgeschlossen werden, vor allem bei obdachlosen Familien und Ausländern ohne gültigen Papieren. Oft wird er ins Ausland gerufen, damit er sich zu Menschenrechtsfragen äußern und seine Solidarität mit den Unterdrückten zum Ausdruck bringen kann - und Solidarität mit den Christen verschiedener Kirchen, die die Freiheit des Evangeliums leben wollen. Häufig ist er auch in Deutschland unterwegs und wurde er auf Initiative der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche offiziell zum Mainzer Katholikentag 1998 eingeladen. Da die ehemalige Diözese Partenia nicht mehr existiert, ist der Name zum Symbol all derer geworden, die in der Gesellschaft und in der Kirche unterdrückt werden und am Rande stehen. Es ist eine weite Diözese ohne Grenzen, in der die Sonne nie untergeht. Seit Januar 1996 ist das Bistum Partenia auch im Internet präsent (www.partenia.org). Dieses Kommunikationsmittel erlaubt Bischof Gaillot, aktuelle Ereignisse vor einem großen Forum zu kommentieren, und bietet allen eine Gesprächs- und Begegnungsplattform. Im monatlichen "Hirtenbrief", im "Logbuch" und im "elektronischen Katechismus" bekennt Jacques Gaillot seinen lebendigen Glauben, öffnet eine Tür der Hoffnung, spricht von der Liebe und nicht von Belehrung. Mit diesem grenzenlosen Medium, das wunderbar zu seiner römischen Versetzung "in die Wüste" passt, ist der Bischof von Partenia immer mit seinem Volk unterwegs. |
PRE_2000-02