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Solidarität mit dem Opfern wird angemahnt Erklärung Wiederholte Fälle sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch römisch-katholische Amtsträger sind zu einem monumentalen Skandal internationalen Ausmaßes innerhalb unserer Kirche ausgeufert. Ein Skandal, der täglich wächst, mit jedem neu entdeckten Fall. Sofortige Kursänderung und grundlegende institutionelle Reform der Kirche sind die Mindestanforderungen, um dieser Situation gerecht zu werden. In den letzten Monaten haben Medienberichte auf der ganzen Welt Hunderte von Fälle aufgegriffen, in denen römisch-katholische Amtsträger entweder Kinder oder Jugendliche sexuell missbraucht, ihnen und ihren Familien unsagbares Leid zugefügt und das Leben der Opfer zerstört haben. Und schlimmer noch, immer wieder erweist es sich, dass die Hierarchie routinemäßig die Missbrauchsfälle zudeckte und häufig lediglich die Täter in andere Pfarreien versetzte, wo sie wieder Kontakt mit Jugendlichen hatten. Einige wurden gar in andere Diözesen versetzt oder in andere Jurisdiktionsgebiete, um eine rechtliche Ahndung zu verhindern. Den Prälaten waren eindeutig der gute Name der Institution und der Schutz ihrer Amtsträger wichtiger als das Leid der Opfer. Obwohl die Medien sich jüngst besonders auf die Geschehnisse in den Vereinigten Staaten konzentriert haben, handelt es sich um ein internationales Problem, das Auseinandersetzung und Reformen auf weltkirchlicher Ebene erfordert. Auch aus Irland, Frankreich, Australien, Kanada, Polen, Mexiko, Österreich, Deutschland, Portugal, dem Vereinigten Königreich und in vielen afrikanischen Ländern sind eindeutige Fälle sexuellen Missbrauchs dokumentiert worden. Im vergangenen Jahr haben die Medien auch Fälle von sexuellem Missbrauch von Ordensschwestern durch Amtsträger in mindestens 23 Ländern weltweit in die Öffentlichkeit gebracht. Die Integrität und Glaubwürdigkeit der römisch-katholischen Kirche stehen auf dem Spiel. Keine Institution, die für sich moralische Autorität beansprucht, darf in einer solchen Lage schweigen, diese Vorgehen so stehen lassen oder sie als interne Probleme behandeln, die geheim gehalten werden müssen. In vielen Fällen handelt es sich nicht nur um unmoralische Handlungen, sondern um kriminelle Vergehen, die auch als solche geahndet werden müssen. Kirchliche Würdenträger, einschließlich Vatikanbeamten, müssen mit den zivilen Instanzen vorbehaltlos in diesen Angelegenheiten zusammenarbeiten, und darauf verzichten jedwedes Privileg einer strafrechtlichen Immunität zu beanspruchen, wie es in Mexiko und Irland von kirchlichen Amtsträgern versucht worden ist. Kirchliche Amtsträger sind Die katholische Hierarchie verkündet routinemäßig Lehren in unterschiedlichen moralischen Fragen, sehr häufig im Zusammenhang mit Sexualität. Dabei gibt sie sich selbst als Muster von Tugend und Rechtschaffenheit. Der Widerwille der Kirche, sich mit so skandalösen Dingen, wie den sexuellen Missbrauch in ihren eigenen Reihen auseinanderzusetzen, setzt daher zu recht die Führungsspitze der Kirche dem Vorwurf der Verlogenheit aus. Wenn die Führungsspitze der Kirche wirklich daran interessiert ist, den guten Namen unserer Glaubensgemeinschaft wieder herzustellen, dann wird es ihr, so meinen wir von der Internationalen Bewegung Wir sind Kirche, nur gelingen, wenn sie folgende Schritte geht: 1. Der Vatikan muss klar und eindeutig in diese Sache handeln. Er muss nicht nur die Täter des sexuellen Missbrauchs verurteilen, sondern auch alle Prälaten, die diese Vergehen zugedeckt haben, die es versäumten, sie den dafür zuständigen zivilrechtlichen Behörden zu übergeben und die in Fällen sogar die Opfer beschuldigten. Die Täter müssen sich vor den zivilrechtlichen Behörden verantworten, entsprechend den Gesetzen des jeweiligen Landes. Das Schweigen des Vatikans zu diesen Angelegenheiten ist ein Skandal in sich. Wir hoffen, dass das unerhörte Treffen der US amerikanischen Kardinäle mit Papst Johannes Paul II und anderen Vatikanbeamten in der kommenden Woche, nicht ungenützt bleiben wird. In einigen besonders schlimmen Fällen, wie das in Boston in den Vereinigten 2. Wir fordern ein Konzil der gesamten Kirche - Laien, Klerus und Bischöfe um die Strukturen und Praktiken in einer Kirche zu reformieren, die diesem Skandal zugrunde liegen. Die Kirche befindet sich in einem Zustand so gravierenden Verfalls, dass ein einfacher Personalwechsel nicht ausreicht. Einige neue Bischofsgesichter, selbst ein neuer Papst, werden die Glaubwürdigkeit der Kirche nicht wieder herstellen können. Es muss vielmehr ein Prozess in Gang gesetzt werden, in dem das ganze Kirchenvolk die institutionellen Strukturen erneuert, die zutiefst düsfunktional sind, und Quellen von Gewalt und Ungerechtigkeit, statt ein Werkzeug der Heilung. Wir erstreben Klarheit und Transparenz im kirchlichen Prozedere und in der Entscheidungsfindung.
3. Wir fordern Solidarität mit den Opfern des sexuellen Missbrauchs, und wir stehen denen zur Seite, die sich in Boston und sonst wo organisieren, um grundlegende Reformen einzufordern. Wir rufen ausdrücklich alle katholischen Gläubigen auf, Delegierte zum Kongress von Boston zu schicken, das von der neu gegründeten Basisorganisation organisiert und am 20. Juli 2002 in Boston stattfinden wird (www.votf.org). 4. Wir fordern den Rücktritt von Kardinal Dario Castrillón Hoyos, dem Präfekten der Kongregation für den Klerus, und von Kardinal Giovanni Battista Re, dem Präfekten der Kongregation für die Bischöfe. Beide haben von den sexuellen Missbrauch gewusst sowie über die Vertuschungsstrategien, doch sie haben nichts in der Öffentlichkeit unternommen, damit sich an dem System etwas ändert. Ihr Rücktritt wäre ein Zeichen für einen ernsthaften Reformwillen seitens der Kirchenspitze. Zum Abschluss, in dieser schweren Stunde der Krise, beten wir für alle, die verstört sind, leiden und erfüllt von Bestürzung über die Handlungsweise unserer Würdenträger. Wir beten darum, dass grundlegende Reform, ohne Aufschub begonnen, die Integrität der Werte der Frohen Botschaft in unserer Kirche wieder herstellt. Kontakte: Luigi De Paoli (Italia) Maureen Fiedler, SL (USA) María Consuelo Mejía (México) Elfriede Harth (France) IMWAC Internationale Bewegung Wir sind Kirche |
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Christian
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