25.9.2018

Wunibald Müller: Es ist höchste Zeit

Meint die Kirche es ernst mit der Prävention von sexualisierter Gewalt in ihren Reihen, meint es Kardinal Marx ernst, wenn er sagt, die Kirche muss einen neuen Anfang zu machen, neue Zeichen setzen, dann müssen jetzt  Taten folgen, bevor es zu spät ist, wenn es nicht schon zu spät ist.

Die Bischöfe müssen die Betroffenen um Vergebung bitten für ihr Verhalten, sofern sie durch Vertuschung sich mitschuldig gemacht haben an dem Leid, das ihnen zugefügt wurde. Sie müssen klar ihre Schuld bekennen und gegebenenfalls auch die entsprechenden Konsequenzen daraus ziehen.

Das gilt auch für Papst Franziskus, der zumindest dazu stehen muss, sollte er in der Vergangenheit dabei mitgewirkt haben, dass sexualisierte Gewalt vertuscht wurde.

Weiter müssen endlich die Mauern des Klerikalismus geschleift werden, die Vorstellung, gar Ideologie, dass es seinsmäßig einen Unterschied zwischen Klerikern und Laien gibt und die Kleriker über den Laien stehen. Es muss im wahrsten Sinne des Wortes eine Entmachtung der Bischöfe stattfinden, die Macht und Verantwortung in der Kirche endlich neu verteilt werden und dabei die Frauen uneingeschränkt mitbeteiligt werden.

Das Pflichtzölibat der Priester muss einem frei gewählten Zölibat weichen. Das Verbot, homosexuelle Männer zu Priestern zu weihen, muss aufgehoben werden. Die Kirche muss bekennen, dass sie keineswegs eine heilige, sondern eine sündige, schuldbeladene Kirche ist.

Der Papst sollte – und das wäre immerhin ein starkes Zeichen - öffentlich darauf verzichten, weiterhin sich heiliger Vater nennen zu lassen. Will die katholische Kirche, dass ihr die Menschen wieder glauben, muss es wirklich zu einer echten Erschütterung bei ihr kommen, die zu Reue, zur Umkehr des Herzens und zu mehr Demut führt.

 

Wunibald Müller
Psychotherapeut und Theologe
Leiter des Recollectio-Hauses von 1991-2016

Zuletzt geändert am 29­.09.2018