18.3.2015 - Süddeutsche Zeitung

Ein Provokateur als Papst

"Lasset die Kinder zu mir kommen": Papst Franziskus pflegt einen volksnahen Stil, der ihm von vielen Menschen hoch angerechnet wird. Seine Zustimmungsraten weltweit zeigen das.

"Ein Stadtpfarrer als Papst" vom 13. März und "Mensch Papst" vom 10. März:

Matthias Drobinski stellt in "Ein Stadtpfarrer als Papst" die Frage: "Welches Modell wollen die Kardinäle, die Bischöfe, die Gläubigen in aller Welt?". Diese Frage zum Kirchenmodell sei die entscheidende. Ich finde, die entscheidende Frage muss lauten: Wie werden wir dem Willen Jesu gerecht? Daran muss sich die Beurteilung von Papst Franziskus nach zweijähriger Amtszeit orientieren. Ich freue mich über diesen "alten" Mann, wie damals über Johannes XXIII., an der Spitze unserer Kirche, der so jung und bescheiden und mutig ist und mit viel Gottvertrauen endlich die richtige Richtung eingeschlagen hat. Er ist glaubwürdig und weiß, dass er nicht unfehlbar ist. Er provoziert, vor allem die, die sich selbst beweihräuchern, ihre Besitzstände verteidigen und zu wenig daran denken, dass den Armen die Hauptaufmerksamkeit gelten muss. Franziskus versucht, die Eigenverantwortung der Gläubigen und ihrer Gemeinden zu stärken.

War nicht Jesus Christus zu Lebzeiten ein ungeheurer Provokateur, der zum Beispiel bei Schriftgelehrten und Pharisäern aneckte? Es ist zu hoffen, dass uns Papst Franziskus weiter aufrüttelt und ein Umdenken verbunden mit einer Reform der Kirche erreicht. Dazu benötigt er viel Unterstützung durch das Kirchenvolk. Er hat sie verdient.

Walter Hürter, Ingolstadt

Zuletzt geändert am 23­.03.2015